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Gene Cernan ist tot: Der Raumfahrer, der eine Epoche beendete

Als Besatzungsmitglied war er an drei der wichtigsten Weltraummissionen der NASA beteiligt. Nun ist Cernan, der bisher letzte Mensch auf dem Mond, im Alter von 82 im Kreise seiner Familie gestorben.

Cernan auf dem Mond im Jahre 1972 | Bild: NASA | Harrison Schmitt

Seine Freunde kannten ihn als „Gene"—der Weltöffentlichkeit war er als als letzter Mensch auf dem Mond bekannt. Am Montag ist der US-amerikanische Astronaut Eugene Andrew Cernan nun im Kreise seiner Familie an den Folgen langwieriger gesundheitlicher Probleme verstorben. Die Todesursache wurde bisher nicht bekannt gegeben.

Der begnadete Pilot wurde 1934 in Chicago geboren und war als Besatzungsmitglied an drei historischen NASA-Missionen beteiligt. Auf dem bemannten Weltraumflug Gemini 9A verließ Cernan 1966 zum ersten Mal die Erde. Ursprünglich waren Cernan und sein Partner Tom Stafford lediglich als Ersatzmitglieder der Mission vorgesehen, traten den Flug jedoch nach dem tragischen Jet-Absturz der beiden vorgesehen Besatzungsmitglieder an. Im Rahmen der Gemini-Mission absolvierte Cernan einen zweistündigen Weltraumspaziergang im niedrigen Erdorbit.

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Mit der Apollo 10 ging es für Cernan und Stafford im Mai 1969 erneut ins All. Die Mission gilt gemeinhin als „Generalprobe" für die historische Mondlandung der Apollo 11, die zwei Monate später am 20. Juli gelang. Gemeinsam mit dem Piloten John Young führten die Astronauten wichtige Probeläufe wie Lande- und Startmanöver durch, die für eine spätere Mondlandung nötig sein würden.

Auf ihrer Mission entging die Crew nur haarscharf dem Tod: Nachdem sie die falschen Kommandos in den Bordcomputer eingegeben hatten, geriet die Raumfähre gefährlich ins Schleudern. Nur ihren Nerven aus Stahl hatte es das Team zu verdanken, dass die Apollo 10 nicht auf dem Mond zerschellte.

Später witzelte die Besatzung der Apollo 10, die NASA hätte sie absichtlich nicht mit genug Treibstoff für eine Mondlandung ausgestattet, aus Sorge, dass sie die Landung einfach eigenmächtig wagen könnten. Doch glücklicherweise musste Cernan nicht mehr lange warten, bis er als Kommandant seine eigene Mondlandemission erleben durfte: Im Zuge der Apollo 17 betrat er den Mond—die gleichzeitig der bisher letzte bemannte Raumflug der NASA zum Mond sein sollte.

Am 11. Dezember 1972 war es soweit: Nachdem die Mondlandefähre sicher im Taurus-Littrow Tal gelandet war, betrat Cernan als elfter Mensch der Geschichte den Mond. Insgesamt 22 Stunden verbrachte der Astronaut auf dem Mond, fuhr im Lunar Rover, entnahm Steinproben, führte Tests durch und kümmerte sich um die fünf Mäuse, die mit dem Besatzungsteam im Rahmen des Experiments zur kosmischen Strahlung BIOCORE auf den Mond geschickt worden waren.

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Drei Tage nach der Landung musste sich das Team an die Rückreise machen. Als sein Kollege bereits wieder in die Mondfähre geklettert war, nahm Cernan sich einen Moment Zeit, um über diesen historischen Moment und seine Rolle in der Geschichte zu reflektieren—auch wenn es nur wenige Sätze sind: Sie zeigen die ganze Tragik eines leidenschaftlichen Raumfahrers, der das vorzeitige Ende eines der ambitioniertesten Wissenschaftsprojekte der Menschheitsgeschichte aus nächster Nähe erleben musste:

„Ich befinde mich auf der Mondoberfläche, und während ich nun für einige Zeit den letzten Schritt eines Menschen auf dem Mond mache—auch wenn wir in nicht allzu ferner Zukunft wiederkehren werden—möchte ich das festhalten, was meiner Meinung nach in die Geschichte eingehen wird: Amerikas Herausforderung von heute hat das Schicksal der Menschheit von morgen geprägt. Wir verlassen den Mond, wie wir gekommen sind, und wie wir mit Gottes Hilfe zurückkehren werden: in Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit."

Cernans letzte Worte auf dem Mond | Video:

Youtube

Somit erinnert die letzte Botschaft vom Mond an die weltberühmten ersten Worte aus dem Munde von Neil Armstrong und unterstreichen den „großen Sprung", den das Apollo-Programm für die Menschheit erreicht hat.

Nach dem Ausscheiden aus der NASA war Cernan als Ingenieur und als leidenschaftlicher Botschafter für die Weltraumforschung aktiv. Er trat regelmäßig in TV-Sendungen wie den ABC News, Good Morning America und unterschiedlichen Bildungssendungen auf und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter das Distinguished Flying Cross, die NASA Exceptional Service Medal und der Slowakische Orden des Weißen Doppelkreuzes. Seine Memoiren The Last Man on the Moon von 1999 dienten als Grundlage für einen gleichnamigen Dokumentarfilm aus dem Jahre 2014.

Cernan war zweimal verheiratet und hinterlässt seine zweite Ehefrau Jan Nanna Cernan, seine Tochter Tracy Cernan Woolie, seine Stieftöchter Kelly Nanna Taff und Danielle Nanna Ellis sowie neun Enkelkinder.

Der letzte Mann auf dem Mond wird der Welt nicht nur mit seinem freundlichen Wesen, seinem Sinn für Humor und auch seinen unermüdlich optimistischen Blick auf die Weltraumforschung in Erinnerung bleiben. Seinen Dokumentarfilm von 2014 beendete er mit den Worten: „Träume das Unmögliche—und dann sorge dafür, dass es Wirklichkeit wird."

„Ich war auf dem Mond. Was können wir nicht erreichen?"