FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Mit diesem neuen Biohacker-Set könnt ihr zu Hause Genmutanten erschaffen

Wie jeder von uns mit CRISPR zu Hause die DNA lebender Organismen umschreiben kann.
Alle Bilder: Indiegogo

Wissenschaft ist für alle da. In der Forschung hat es in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Shift hin zur Akzeptanz von Citizen Science gegeben. Ob die Aufforderung zur Mitsuche nach Alien-Signalen, das sonntägliche Treffen New Yorker Bürger, um mit der NASA Apps für den Weltraum zu entwickeln oder die Möglichkeit, mit dem eigenen Smartphone im Schlaf an Krebs zu forschen: Spitzenforschung kommt langsam aber sicher aus dem Elfenbeinturm gestiegen und wird sich dem experimentellen Potential bewusst, das die neugierige Bevölkerung bietet.

Anzeige

Eine neue, vielversprechende Technik namens CRISPR lässt uns Laien nun zuhause zu Biohackern werden und mit Genen spielen: Die Genom-Bearbeitungs-Methode erlaubt es, das Erbmaterial lebender Organismen umzuschneiden und beliebig zu verändern. Mit Hilfe passender Starterkits, für die gerade auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo der virtuelle Hut herumgereicht wird, soll die heiß gehandelte Technik jetzt den demokratisierten Sprung vom High-Tech-Labor zu uns nach Hause schaffen.

Mussten naturwissenschaftlich begeisterte Jugendliche vor einigen Jahren noch mit enttäuschenden Kosmos-Baukästen herumwurschteln (welche die auf der Packung versprochene Action nie einlösen konnten) um ein provisorisches Radio nachzubauen, wird der neuen Generation von experimentierwütigen Hobby-Wissenschaftlern jetzt die Möglichkeit gegeben, am Wochenende mal die Zentrifuge aus der Schublade zu holen und ein paar kleine Mutanten-Lebewesen in der heimischen Küche zusammenzuschnippeln.

Was würdest du erschaffen?

Gestartet wurde die Kampagne von Josiah Zayner. Er hat einen Doktortitel in molekularer Biophysik von der Uni Washington und arbeitete bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der NASA im Bereich der Biosynthese. Hier schrieb er Bakterien um, die eines Tages den Mars terraformen sollen. Die Idee für Biohacking-Heimlabore kam Zayner seiner Indiegogo-Page zufolge aus der Frustration über seine isolierte Arbeitsweise heraus: „Als Wissenschaftler kann ich alleine nicht viel schaffen. Was, wenn es doppelt so viele Wissenschaftler gäbe? Was, wenn mein Labor bei der NASA auf einem Küchentisch stehen würde?"

Anzeige

Einen CRISPR-Baukasten für Hefe oder Bakterien soll es bereits ab 130 US-Dollar geben.

Damit lässt sich zum Beispiel mit einem kleinen Gen-Hack zuhause die Farbe von Hefe verändern oder das Erbmaterial einer Bakterie so umprogrammieren, dass sie lernt, von einer neuen Nahrungsquelle zu überleben. Das Heimlabor kommt nicht nur mit dem passenden Enzym, das das Erbgut hacken kann, die Kits sollen auch mit detaillierten Video-Protokollen geliefert werden, die zur richtigen Benutzung von Mikrozentrifuge, Pipetten und Bakterienkulturen anleiten. Wer sich damit begnügen möchte, Bakterien-DNA mit Licht fernzusteuern oder eine exotische Bakterienkultur zu züchten, die im Dunkeln leuchtet, kann diese Sets auch über Josiahs Laborbedarfsfirma ODIN bestellen.

Mit Hilfe eines Proteins namens CAS9 kann CRISPR eine bestimmte Frequenz im DNA-Strang finden und sie präzise herausschneiden. Die Gen-Hacks sind einfach und schnell durchzuführen und haben in den wissenschaftlichen Laboren bereits revolutionäre, weitreichende Ergebnisse geliefert: Die DNA von Schweineorganen lässt sich so modifizieren, dass sie in menschlichen Körpern verpflanzt werden kann, umgerüstete T-Zellen können Krebs attackieren und Forscher überlegen gerade, Anopheles-Mücken so umzuprogrammieren, dass sie kein Malaria mehr übertragen. Vor wenigen Wochen heilte eine Therapie mit genetisch veränderten Immunzellen sogar ein Baby von Leukämie. Das volle Potential der Technik ist noch nicht mal ansatzweise erforscht—aber für die kleineren Eingriffe in die Natur seid ja ihr da. Für 5000 Dollar will euch Josiah sogar bei der Entwicklung eurer ganz eigenen Kreatur helfen. Für ihn stellt sich nur noch die Frage: „Wenn du Zugang zu den neuesten Werkzeugen der Synthesebiologie hättest, was würdest du kreieren?"

Werden wir bald Schweine als Organzuchtbänke für Menschen benutzen?

Werden wir uns alle mit dem Set umbringen? Werden die 49-köpfigen Geschöpfe aus den Petrischalen ausbrechen und uns mitsamt dem Heimlabor verschlingen? Darum müssen wir uns vorerst keine Sorgen machen, beruhigt der Forscher: „Die Bakterien sind weniger gefährlich als die, die sich auf deiner Haut befinden und die Hefe ist fast identisch mit der, die du zum Kochen verwendest."

Einen kleinen Hinweis auf mögliche Komplikationen beim Gottspielen erlaubt sich Josiah aber im Kleingedruckten:

„Checkt eure örtlichen Gesetze vor der Bestellung."