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Offener Brief von 50 Forschern: E-Zigaretten „könnten Millionen Leben retten“

Zahlreiche renommierte Forscher protestieren gegen die Überlegungen der Weltgesundheitsorganisation E-Zigaretten genauso zu regulieren wie normalen Tabak.
Bild: Ben Richmond

Die heiß umkämpfte Debatte um die Auswirkungen von E-Zigaretten ist um einen interessanten Beitrag reicher: In einem offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation WHO betonen 50 Wissenschaftler und Medizinexperten, dass elektrische Zigaretten das Potential hätten hunderte Millionen Menschenleben zu retten, indem sie uns vor den Krankheiten bewahren, die das Rauchen von Tabak auslöst.

Die Forscher aus 15 verschiedenen Ländern warnen die WHO in ihrem offenen Brief vor einer strikten Regulierung der neuartigen Rauch-Gadgets. In ihrem an Margaret Chan, die Leiterin der Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen, adressierten Brief, bezeichnen die Experten E-Zigaretten als „bedeutende Strategie" im Kampf gegen den tödlichen Tabak: „[Es handelt sich] um eine der bedeutsamsten Innovationen des 21. Jahrhunderts, die vielleicht hunderte Millionen Leben retten könnte."

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Das Schreiben wurde als Antwort auf ein geleaktes Dokument eines WHO Meeting des vergangenen Jahres verfasst, welches andeutete, dass die Weltgesundheitsorganisation planen könnte E-Zigaretten einer strikten Regulierung zu unterwerfen, die die aufkeimende Industrie im Keim ersticken könnte.

In dem WHO Text wird elektrisches Nikotin als „Gefahr" für medizinische Bemühungen beschrieben und eine mögliche Klassifizierung als Teil der allgemeinen Rahmenregelung zur Tabakkontrolle ins Spiel gebracht, die in 178 Ländern gilt, wobei zum Beispiel die USA eine prominente Ausnahme darstellen, während Deutschland sich dem Rahmenvertrag 2003 angeschlossen hat.

Wenn die von der WHO nun debattierten Regeln greifen sollten würden für das Vaping die selben Regeln gelten wie für normale Zigaretten: strenge Werbebeschränkungen, Verbot im Inneren von öffentlichen Gebäuden, hohe Steuern, verpflichtende Gesundheitswarnungen, etc.

Für die Wissenschaftler sind E-Zigaretten Teil der Lösung und nicht Teil des Problems und eine strikte Regulierung könnte Konsumenten von ihnen fernhaften, was im Gegenzug eine große Chance im Kampf gegen das Rauchen torpedieren könnte. Ein Dämonisieren der E-Zigaretten wäre laut den Wissenschaftlern möglicherweise kontraproduktiv.

Das Schreiben der Forscher weist auf eine interessante neue Position hin, denn ein Großteil der Gegenwehr gegen die E-Zigaretten kommt ironischerweise von Anti-Raucher-Vorkämpfern. Die medizinische Forschung ist jedenfalls noch lange nicht zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen, so dass sich Gesundheitspolitiker auf beiden Seiten der Debatte wieder finden. Erst kürzlich kam eine Studie zum Ergebnis, dass elektronische Zigaretten nicht beim Aufhören des Rauchens helfen, während eine andere genau das Gegenteil feststellte.

Die Forscher argumentieren nun, dass es unverantwortlich wäre die neue Technologie zu regulieren, wenn ihre Wirkung noch lange nicht abschließend systematisch untersucht wurde. Ein solcher Schritt würde die Nuancen des futuristischen blauen Dunstes vollkommen ignorieren, nämlich die Tatsache, dass E-Zigaretten vielleicht schädlich sind—aber eben weniger schädlich als traditionelle Kippen.

Trotz all der Arbeit im Kampf gegen Zigaretten gibt es immer noch 1,3 Milliarden Raucher da draußen. Das sind auch 1,3 Milliarden Menschen mit der Möglichkeit aufzuhören. Vielleicht sind E-Zigaretten gefährlich. Vielleicht sind sie es nicht. Vermutlich sind sie schädlich, wenn sie vollständig unreguliert zugelassen werden. Aber möglicherweise haben sie durchaus positive Auswirkungen, wenn sie kontrolliert und relativ sicher konsumiert werden.

Es gibt also noch ziemlich viele Eventualitäten zu klären. Und dementsprechend hat die WHO auch weitere Studien in Auftrag gegeben und wird eine mögliche Regulierung bei einem weiteren Treffen im Oktober in Moskau diskutieren.

Den offenen Brief kannst du hier in voller Länge lesen.