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Popkultur

Wie man sich einen Blockbuster zusammenklaut

'Oblivion' war cool, aber nicht unbedingt aus eigener Kraft. Was haben wir im Sci-Fi schon zu oft gesehen?

Als Ridley Scott Blade Runner fertigschraubte konnte er auch nicht ahnen, dass in Zukunft alle seine Ideen und die cinematographische Optik klauen würden. Obwohl er sich doch selbst vom Film Noir Genre einen Batzen an Stilistik entliehen hat. Seit den Replikanten schreit jedenfalls jeder zweite "Plagiat!" wenn nur ein Tropfen Regen in einem Sci-Fi Film vorkommt oder die Wertigkeit von künstlichem Leben/Intelligenz verhandelt wird. Gut geklaut ist aber die halbe Miete. Matrix ist eine poppigere Version von Dark City. WALL-E sieht aus wie eine Kreuzung aus Nummer 5 lebt und E.T. und so weiter …

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Mir hat der neue Oblivion eigentlich recht gut gefallen. Hammer Endzeit-Bilder und die Musik macht mehr als Spaß. Aber auch hier ist so offensichtlich gefladert worden, dass einem fast zu jeder Szene eine Refenz zu Altbekanntem oder futuristischem Fantasy einfällt. Omega Man bzw I am Legend liegen bei der Endzeitstory eh auf der Hand. Und der Anspruch der Produzenten war auch ein bisschen 70er Sci-Fi-Style.

Ja, und ich habe ein leichtgläubiges, blauäugiges Gemüt und ließ mich von einer der schlimmeren Entwendungen nicht entmutigen, aber mein Kollege vom SLAM neben mir wurde unheimlich aggressiv, als klar wurde, dass die Hauptprämisse von Moon geklaut ist. Um hier nicht zu viel zu verraten, formuliere ich es nur soweit. Wie oft sollte Tom Cruise sich selbst spielen in ein und dem selben Film?

Auch die Unbekannte vom Himmel bzw die Totgelaubte, die den Hauptdude im Traum erscheint und dann tatsächlich auftaucht, kennt man irgendwie schon. Unter anderem aus Solaris und natürlich aus Total Recall! Aber von dem Film hat Oblivion sowieso einige Rosinen herausgepickt. Gedächtnisformatierung zum Beispiel.

Die Pool-Liebesszene, untermalt mit Brachial-Synths von M83, ist wahrscheinlich das geilste an Oblivion. Das Design der Überwachungsstation erinnert sehr stark an die Designer-Strandhäuser LAs (oder Hollywood Hills) und irgendwie meint man fast, Regisseur Joseph Kosinski hätte von seinem Tron Legacy Set einfach nur die Neonfarben runtergefeilt und grau darübergestrichen.

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Spätestens ab dem ersten altersschwachen Twist der Handlung sackt alles ab, das Potential sowie meine Zuversicht, dass sie mich doch noch positiv überraschen. Es gibt fiese und vermummte Scavengers, die in den Ruinen der zerstörten Erde herumwühlen, und Toms Charakter ist mehr oder weniger der Wachdienst. Ich sag euch jetzt nicht was der Schmäh bei diesen bösen Aliens ist, aber bei Tank Girl hatten wir das schon.

Wettrennen wie mit Podracern oder besser noch Independence Day sind auch nicht unbedingt neu, weder optisch noch in der Ausführung der Action. Dann ist da jene maschinelle Wacheinheit, Roboter-Dronen so böse wie Boris Karloff. Maschinen die in ihrer Unbestechlichkeit und Kälte ständig diesen Erschießt-das-Ding-ihn-jetzt-wirklich Suspense aufbauen. Kommt schon, das ist doch aus RoboCop.

Und der Kreis schließt sich langsam wieder mit Pixars WALL-E. Kleinigkeiten sammeln wie das letzte Pflänzchen auf Erden, das Tom sich hält und seiner Germophob-Freundin schenken möchte, sind doch eindeutig eine Eigenheit des cuten Schrottroboters. Etwas faul dieser Steal, ganz ehrlich.

DIESEN ABSATZ AUF KEINEN FALL LESEN WENN MAN SPOILERS NICHT MAG!

Erstens ist Sally, das Gott-Mechanowesen am Ende, offensichtlich die große Schwester von HAL 9000 aus 2001: A Space Odissy - oder überhaupt alle bösen Maschinen in Matrix, nein, der ganzen Sci-Fi-Geschichte repräsentiert. Ganz ehrlich, bei diesem Finale ist mir auch ein extremer Moraldreher aufgefallen. Der Klon-Held opfert sich und seiner anderer Klon, der anscheinend genau so cool, nett und überhaupt alles ist, übernimmt seinen Platz in der Rebellen-Bande - sogar neben der sexy Haupt-Frau! OK, warum ist es dann in Ordnung, dass bei dem Wahnsinnsselbstmordattentat im Mutterschiff Billionen Klone (die ja alle offensichtlich Potential zur Gutheit hätten) dem Space-Genozid zum Opfer fallen?

Egal, auch wenn die Waffen wie aus dem Videospiel Resistance aussehen oder wie bei Half Life, letzten Endes finde ich, dass vieles in Oblivion echt super gemacht ist und für mich, die erste Hälfte des Films die zweite wieder gut macht. Wenn ihr also normalerweise keine Filme schaut, geht rein und lasst euch euer Bewusstsein erweitern. Wenn ihr aber jemals den Sci-Fi Channel laufen hattet, dann wird Oblivion in eurem Kopf keineswegs das Rad neu erfinden.

Josef auf Twitter: @theZeffo