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So hat eine Künstliche Intelligenz einen der besten DOTA-Spieler der Welt geschlagen

"Das ist ein erster Schritt, um Systeme zu erschaffen, die sehr komplizierte, chaotische und wichtige Aufgaben des echten Lebens erlernen können."
Bild mit freundlicher Genehmigung von Valve

Nach Schach und Go gibt es nun noch eine weitere Disziplin, in der Menschen schlechter abschneiden als eine Künstliche Intelligenz. Beim Dota 2-Turnier "The International" stellte die Non-Profit-Organisation OpenAI, die von Elon Musk mitbegründet wurde, vergangenen Freitag einen Bot vor, der die besten Dota 2-Spieler der Welt schlagen kann.

Es handelt sich dabei nicht um den ersten Bot im Bereich eSports. Letztes Jahr stellte beispielsweise eine hochentwickelte KI ihre Skills in Super Smash Bros. Melee unter Beweis. Doch die neueste Kreation von OpenAI ist der erste Bot, der komplett in einem neuronalen Netz durch den Prozess des sogenannten verstärkenden Lernen trainiert wurde – einer Methode des Maschinellen Lernens, die dem menschlichen Lernprozess sehr nahe kommt.

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"Unser Bot beginnt ganz ohne Vorwissen über das Spiel und spielt einfach gegen eine Kopie von sich selbst. Das bedeutet, dass er immer einen gleich starken Gegner hat", erklärte der Technische Direktor von OpenAI, Greg Brockman, in einem Video vor dem Kampf. "So arbeitet der Bot sich immer weiter hoch, bis er bereit ist, gegen die besten professionellen Spieler der Welt anzutreten."

Im gleichen Video bringen viele Top-Spieler ihren Unglauben zum Ausdruck, dass ein Bot jemals besser als menschliche Gamer sein könnte. Denn Dota 2 sei einfach zu komplex, zu kreativ und zu anspruchsvoll, als dass ein Bot darin gewinnen könne. Natürlich sind das die gleichen Zweifel, die einst auch Gary Kasparov äußerte – kurz bevor der Schachweltmeister von IBMs Deep Blue in seiner eigenen Disziplin geschlagen wurde.

Wie sich auf dem Turnier dann schnell zeigte, hatten sich auch die Dota-Spieler heillos selbst überschätzt. OpenAI schickte seinen Bot als "Shadowfiend"-Charakter gegen Danylo "Dendi" Ishutin in den Ring, einen der besten Spieler, die Dota 2 bisher hervorgebracht hat. Doch innerhalb einer Minute war klar, dass Dendi gegen die Maschine keine Chance hatte. Der Bot von OpenAi führte Bewegungen wie Hitting und Denying perfekt aus, drängelte Dendi gekonnt aus der Bahn und setzte sogar fortgeschrittene Angriffstechniken wie das Animation Cancelling treffsicher ein. Das perfekte Zusammenspiel von Präzision und Timing war geradezu beängstigend.

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Bevor nun alle in Erstaunen oder Panik angesichts der erstaunlichen KI-Skills ausbrechen, ist es wichtig, den überragenden Sieg des Bots etwas einzuordnen. Denn schließlich trat die Künstliche Intelligenz in einem 1 gegen 1 Match gegen nur einen Gegner unter vordefinierten Bedingungen an (beispielsweise konnten keine Runen gesammelt werden). Diese Situation ist also nicht mit einem "echten" 5v5-Match in Dota 2 zu vergleichen, in dem zwei Teams von jeweils fünf Spielern gegeneinander kämpfen. Trotzdem beweist der Bot-Sieg, dass eine Künstliche Intelligenz auch komplexe Szenarien meistern kann, die asymmetrische Informationen enthalten und unvorhersehbar sind. Brockman kommt zu dem Schluss: "Das ist ein erster Schritt, um allgemeinere Systeme zu erschaffen, die sehr komplizierte, chaotische und wichtige Aufgaben des echten Lebens erlernen können, wie beispielsweise Operationen durchzuführen."

Wenige Minuten nach dem Sieg meldete sich dann natürlich auch OpenAI-Mitgründer Elon Musk

auf Twitter

zu Wort und gratulierte dem Team: "OpenAI sind die ersten, die einen der besten Gamer in einem eSports-Wettkampf geschlagen haben. Und das war wesentlich komplexer als

traditionelle Brettspiele

wie Schach und Go."


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OpenAI hat sich schon das nächste ehrgeizige Ziel gesetzt: Die Non-Profit-Organisation will von einem Bot auf fünf Bots aufrüsten. So soll bald ein komplettes fünfköpfiges Dota 2-Team aus Künstlichen Intelligenzen in den Ring treten können. Wenn man bedenkt, dass das Training des ersten Dota 2-Bots angeblich nur zwei Wochen dauerte, scheint dieser Plan gar nicht mal unmöglich. Vielleicht kommen wir bereits beim nächsten The International-Turnier im nächsten Jahr in den Genuss eines vollständigen 5v5-Showkampfes.