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Prank-YouTuber soll hohe Strafe zahlen, weil er Polizisten geduzt hat

Leon Machère hat Polizisten als "Azubi" und "lieber Rudi" bezeichnet. Nun soll er 32.500 Euro wegen Beleidigung zahlen. Zu seinem Verhandlungstermin ist der YouTube-Star nicht erschienen – angeblich wegen Brechdurchfall.
Nachdem er offenbar Beamte beleidigt hatte, verkleidete sich Leon Machère für ein YouTube-Video als Polizist und machte sich über den Vorfall lustig | Bild: Screenshot | YouTube | Leon Machère

"Du bist doch der Rüdiger!" und: "Rudi, wo bist du?" – mit diesen und anderen Worten hat der YouTuber Leon Machère Polizisten in Augsburg beschimpft. Wie das Amtsgericht gegenüber Motherboard mitteilt, soll Machère deshalb nun 32.500 Euro Strafe zahlen.

Gefallen sind die mutmaßlichen Beleidigungen nach einem Fan-Event des YouTubers im März dieses Jahres. Etwa 1.200 Jugendliche und Kinder hatten sich überraschend in Ausgburg versammelt, um ihrem Idol auf Tour zuzujubeln. Nach Auffassung der Polizei waren das offenbar zu viele aufgeregte Menschen auf einmal. Dem Amtsgericht zufolge drohte die Situation auszuufern. Der YouTuber und seine Begleitung wurden zur Polizeiwache gebracht.

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Dort soll Machère, mit bürgerlichem Namen Rustem R., die Beamten mehrfach geduzt und mit Vornamen angesprochen haben, wie das Amtsgericht mitteilt. Auch nach dem Vorfall machte sich Machère in Videos auf Snapchat und YouTube weiter über die Polizisten lustig. Er soll sie demnach als "Azubi im zweiten Lehrjahr" und "Scheißpolizisten" bezeichnet haben.

In einem YouTube-Video, das noch immer online ist, sagt Machère über einen Polizisten: "Rüdiger, du kleiner P…". Welches Wort genau mit "P" gemeint ist, lässt sich wegen eines geschickten Videoschnitts aber nicht sagen. In dem Video behauptet Machère außerdem entrüstet, er habe eine Anzeige erhalten, weil er vor einem Polizisten "gefurzt" hätte. Als eine Sprecherin gegenüber Motherboard die für den Strafbefehl berücksichtigten Vorwürfe gegen Machère aufzählte, nannte sie diesen Tatbestand nicht.

Machère erscheint wegen "Brechdurchfall" nicht zur Verhandlung

Wegen Beleidigung erließ das Amtsgericht einen Strafbefehl gegen den YouTuber, demnach soll er 32.500 Euro zahlen. Der Betrag klingt auf den ersten Blick ungewöhnlich hoch. Dahinter stehen 130 Tagessätze zu je 250 Euro, wie eine Sprecherin auf Anfrage erklärt. Entsprechend habe das Amtsgericht das monatliche Nettogehalt des YouTubers auf etwa 7.500 Euro geschätzt. Der Tagessatz ist von dieser Summe abgeleitet. Die Höhe einer Geldstrafe wird so bemessen, dass sie den Angeklagten auch in seiner Situation treffe, erklärte die Sprecherin weiter. "Er soll es auch zu spüren bekommen".

Grundsätzlich sei die Strafe gegen Machère nicht als Exempel zu verstehen, erklärt die Sprecherin weiter. Beleidigungen gegen Polizisten kämen häufig zur Anklage.

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Zu seinem Verhandlungstermin am Montag, 7. Mai, ist Leon Machère nicht erschienen. Als Begründung ließ er dem Amtsgericht mitteilen, er habe Brechdurchfall. Der Richter habe den angeblichen Brechdurchfall aber nicht als ausreichenden Grund angesehen. Deshalb wurde der von Machère zuvor eingelegte Einspruch verworfen.

Ob Machère wirklich zahlen muss, ist noch unklar

Noch ist aber nicht sicher, ob Machère wirklich die hohe Geldstrafe begleichen muss. Der YouTuber werde nun per Post darüber informiert, dass das Amtsgericht seinen Einspruch verworfen habe, wie eine Sprecherin erklärte. Erst wenn Machère dann innerhalb einer Woche keine weiteren Rechtsmittel ergreift, ist der Strafbefehl rechtskräftig – und der YouTuber muss zahlen.

Auf YouTube ist der in Hamburg lebende YouTuber Machère durch Prank-Videos bekannt geworden. In seinen Videos verpasst er Passanten beispielsweise Stromschläge oder tut so, als würde er ihnen ans Bein pinkeln. Im März erschien sein Musikalbum "Fame". Mit 2,1 Millionen Abonnenten zählt Machère zu den größten deutschen YouTubern.

Für seine Videos arbeitet Machère häufig mit dem Hamburger YouTuber ApoRed zusammen. Auch ApoRed musste sich kürzlich vor Gericht verantworten. Er wurde im September für sein "Bomben-Prank-Video" verurteilt. Für Nötigung, Körperverletzung und Störung des öffentlichen Friedens erhielt der YouTuber eine Bewährungsstrafe und Sozialarbeitsstunden.

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