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Wie o2, Telekom und Co. aus euren Daten Geld machen

Nicht nur Facebook, sondern auch die großen deutschen Telefonanbieter verdienen mit Kundendaten Geld auf dem Werbemarkt. Motherboard erklärt, bei wem die Daten am Ende landen und was ihr dagegen tun könnt.

Dein Mobilfunkanbieter weiß, mit wem du wann telefonierst. Wer deine wichtigsten Kontakte sind. Wann du morgens das Haus verlässt und wohin du dann fährst. Wann du wieder nach Hause kommst. Denn bei jedem Anruf, bei jeder SMS und bei jedem Website-Aufruf mit mobilen Daten speichert er Daten.

Dazu gehört sowohl die Zeit als auch der Ort, an dem du gerade bist. Dein Anbieter weiß, in welcher Funkzelle dein Handy gerade eingeloggt ist. Denn es verbindet sich immer mit dem Funkmast, zu dem es den besten Empfang hat. Auf dem Land stehen solche Funkmasten einige Kilometer auseinander, in dicht bebauten Städten sind es manchmal nur wenige Hundert Meter.

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Aber was machen die großen Anbieter mit diesen Daten – außer dir deine Handyrechnung zu schicken? Klar ist: Auf Anfrage geben sie sie an Polizei- und Ermittlungsbehörden weiter. Aber sie verdienen auch zusätzliches Geld damit. Dafür arbeiten sie mit Unternehmen zusammen, die sich für diese Daten interessieren. Betroffen sind davon alle, die im Telekom- oder Telefónica-Netz sind: Dazu gehören nicht nur Telekom und o2-Kunde, sondern auch Marken wie Congstar, Fonic, blau.de oder Aldi-Talk.

Die meisten dürften bei Firmen, die mit ihren Daten Geld verdienen, als erstes an Soziale Netzwerke wie Facebook und den Cambridge-Analytica-Skandal denken. Tatsächlich machen auch Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Telefonica Kasse mit Kundendaten. Zwar holen die Firmen sich mit dem Vertragsabschluss die Zustimmung dafür, aber den meisten Kunden dürfte kaum bewusst sein, wie Telefonunternehmen mit ihren Daten Geld verdienen.

Über die Projekte und Firmen, bei denen die Daten der Telefonkunden landen, ist öffentlich kaum diskutiert worden. Klar ist: Die Kundendaten werden nur in der Masse als anonymisierte Analyseergebnisse weitergegeben, nicht als Information über eine Einzelperson. Es soll nicht möglich sein, einzelne Nutzer zu tracken. Klar ist aber auch: Die Daten sind lukrativ, das zeigt eine Recherche bei den Tochterfirmen und Kunden der Handyprovider. Um genauer herauszufinden, wofür Daten von Handykunden benutzt werden, haben wir bei allen drei Netzanbietern nachgefragt und uns verschiedene Projekte genauer angeschaut – darunter nützliche Projekte von denen alle Bahnkunden profitieren könnten, aber auch mit Bluetooth unterstützte Auswertungen, die dazu dienen, Werbung für große Automarken zu machen.

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Tochterfirmen verdienen mit euren Telefondaten Geld

So sehen Bewegungsdaten aus, die die Telekom auswertet | Bild: Telekom

Telefónica, der größte Mobilfunkanbieter Deutschlands, hat eine eigene Tochterfirma für die Datenanalyse gegründet. Die Firma Telefónica NEXT wirbt auf ihrer Website mit einem "Datenschatz", den Kunden verspricht sie "Big Data für neue Einsichten". Dieser Datenschatz besteht aus den Kommunikationsdaten von derzeit 42,8 Millionen Mobilfunkteilnehmern. Das ist fast jeder Dritte Mobilfunkanschluss in Deutschland. Auch wenn du eine SIM-Karte von Fonic, congstar oder einer anderen Marke hast: Dahinter steckt immer einer der drei großen Netzbetreiber: Telefónica, Telekom und Vodafone.

Eine Telefónica-Sprecherin sagte gegenüber Motherboard, dass unter anderem Verkehrsunternehmen mit den Daten ihre Fahrpläne optimieren wollen. Zu weiteren Kunden von Telefónica gehören Händler, die wissen möchten, wann in einer Einkaufsstraße besonders viele Menschen unterwegs sind. Damit können sie ihre Öffnungszeiten anpassen und planen, wann sie wie viele Verkäufer brauchen.

Die Deutsche Telekom hat eine ähnliche Sparte gegründet, um die Daten ihrer Kunden zu vermarkten. Die Firma Motionlogic verkauft Bewegungsprofile, die sie "Geomarketing-Insights" nennt. Eine Unternehmenssprecherin sagte Motherboard, dass auch Werbemacher die Analysen kaufen, um etwa den idealen Ort für die eine Kampagne zu suchen.

Vodafone erklärte auf Nachfrage von Motherboard, dass der Konzern keine derartigen Analysen für Dritte anfertigen würde. Ein Blick in die Datenschutzrichtlinien des Anbieters zeigt, dass sich das möglicherweise ändert: "Wenn der Gesetzgeber es uns erlaubt, nutzen wir Deine persönlichen Daten auch für neue Zwecke. Im Vertrag und diesen Datenschutz-Infos findest Du alle Verwendungszwecke, die schon feststehen."

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Aus euren Telefondaten werden Zugpläne gestrickt

Die Telefondaten der Kozerne verraten auch, wie Menschen in bestimmten Regionen leben. Auswertungen von Telefónica zeigen zum Beispiel, dass Sachsen-Anhalt seinen Landesslogan "Land der Frühaufsteher" zurecht trägt. Denn in Magdeburg starten Menschen durchschnittlich schon um 7:03 Uhr in den Tag, eine halbe Stunde vor dem Durchschnittsdeutschen. Berlin-Mitte-Bewohner sind im Vergleich dazu absolute Langschläfer, dort beginnt der Tag offenbar erst um 9.03 Uhr.

Reisebewegungen nach Düsseldorf und Köln an Karneval

Reisebewegungen von Telefónica-Kunden am Rosenmontag | Bild: Screenshot | next.telefonica.de

Der Datensatz zeigt außerdem, wie Köln und Düsseldorf beim Karneval um Besucher ringen. Der typische Mönchengladbacher zieht es offenbar vor, den Rosenmontagsumzug in Düsseldorf zu erleben.

Beim Projekt ProTrain arbeiten derzeit Telefónica, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammen, um eine vielbefahrene Bahnlinie von Stralsund nach Wittenberg zu optimieren. Die Projektpartner werfen ihre Daten zusammen: Wie häufig wurde die Fahrplanauskunft aufgerufen? Wie ist das Wetter? Findet gerade irgendwo eine große Veranstaltung statt? Wie viele Leute sind Zug gefahren?

So wollen die Partner in Zukunft besser vorhersagen, wie viele Menschen sie an einem Tag zu erwarten haben. Ist zum Beispiel ein sonniger Tag mit einem Stadtfest in Stralsund, muss die Regionalbahn beispielsweise einen Waggon anhängen. Bahn-Unternehmen können Reisende in einer App auch warnen, wenn ihr gewünschter Zug vermutlich voll wird.

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Ebenfalls auf Motherboard: Der Vater des Mobiltelefons


Wie viel Telefondaten bei alldem wirklich helfen, konnte der VBB gegenüber Motherboard nicht sagen. Das im letzten Jahr gestartete Projekt sei noch nicht fortgeschritten genug, sagte eine Sprecherin. Es soll noch bis zum Jahr 2020 laufen. Weitere Projekte mit Handydaten zur Verbesserung der Strecken gibt es laut einem Sprecher der Deutschen Bahn derzeit nicht.

Warum das Datensammeln erlaubt ist

Die Deutsche Telekom startete bereits 2015 einen ähnlichen Test mit der Verkehrsgesellschaft Nürnberg. Nur wenige Tage später stellte der Nürnberger Verkehrsanbieter das Pilotprojekt wieder ein: Beim Datenschutz war einiges schiefgelaufen. Nochmals drei Jahre zuvor, 2012, verbot das Wirtschaftministerium Telefónicas O2 den Verkauf von Kundendaten, egal ob anonymisiert oder nicht. Ein Schlupfloch ließ das Ministerium aber offen: Bei "Zusatznutzen", wie etwa zur Verkehrsanalyse, sei eine Weitergabe möglich.

Heute bezeichnet Bundeskanzlerin Angela Merkel Daten häufig als Rohstoff des 21. Jahrhunderts, sogar in ihrer Regierungserklärung aus dem März. Man müsse darüber reden, ob Datensparsamkeit noch zur heutigen Zeit passe, sagte die Kanzlerin auf dem Tag der Deutschen Industrie.

Die Regierungshaltung hat sich demnach zugunsten der Datenanalysten gewandelt, trotzdem sind die Anbieter vorsichtiger geworden. Sowohl Telefónica als auch Telekom berufen sich heute darauf, dass die Telefondaten anonymisiert sind und das Anonymisierungsverfahren mit der Bundesdatenschutzbeauftragten abgestimmt sei. Zusätzlich können die Kunden einer Datenverwendung widersprechen. Wer sich übrigens fragt, wie das alles zur neuen Datenschutzgrundverordnung passt: Bei anonymisierten Daten gilt die DSGVO zumindest nach derzeitiger Interpretation nicht.

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So machen Telefonanbieter eure Daten anonym

Motherboard hat die Anbieter gefragt, wie genau sie dafür sorgen, dass eure Daten anonym bleiben. Die Telekom erklärte, es würden jeweils Gruppen von Menschen zusammengefasst. Diese "Schwarmgruppen" würden mit zufälligen IDs versehen. Nach 24 Stunden werde der Datenstrom unterbrochen und die IDs neu verteilt. Es wäre also nicht möglich, den Weg einer einzelnen Person zurückzuverfolgen oder eine Person identifizieren.

Auch Telefónica fasst mehrere Handynutzer in Gruppen zusammen. Wenn etwa zehn Menschen vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen reisen, werden sie als Gruppenbewegung erfasst. Tut das – unwahrscheinlicherweise – nur eine einzelne Person, taucht sie in der Auswertung nicht auf.

Eine Unternehmenssprecherin von Telefónica sagte Motherboard, man könne jedoch "Wiederkehrer" erkennen. Das sind zum Beispiel Gruppen, die jeden Tag den gleichen Arbeitsweg nehmen. Das impliziert, dass der Auswertungszeitraum länger als 24 Stunden ist, wie lange genau, sagte Telefónica nicht.

Was die Anbieter an Polizei und Geheimdienst weitergeben

Häufig möchte die Polizei genau wissen, wer gerade hinter einem Telefon steckt und wo sich diese Person befindet. Das kann viele Gründe haben: Eine Person kann vermisst werden, mutmaßlich eine Straftat planen oder selbst in Gefahr schweben. In diesem Fall können die Behörden eine sogenannte Stille SMS verschicken: Das heißt, sie senden eine Nachricht an das Telefon, dadurch entstehen Verbindungsdaten. Die Nachricht taucht aber nicht auf dem Display auf, auch kein Klingeln oder Vibrieren verrät das geheime Ortungssignal.

Wenn ihr weitere Informationen über kommerzielle oder staatliche Auswertung von Handydaten habt, könnt ihr die Autorin per E-Mail kontaktieren . Motherboard wird auch in Zukunft weiter zu dem Thema recherchieren.

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Die Provider geben dann nach richterlicher Genehmigung die Daten des ungefähren Standortes an die Behörden weiter. Tun sie das häufig hintereinander, lassen sich damit auch Bewegungsprofile erzeugen. Stille SMS sind offenbar ein beliebtes Mittel. Der Bundesverfassungsschutz verschickte im zweiten Halbjahr 2017 insgesamt 179.285 solcher unsichtbaren Nachrichten, die Bundespolizei 33.654.

Noch mehr Daten bekommen die Ermittler mit einer sogenannten Funkzellenabfrage. Dazu müssen sie nicht einmal wissen, wen sie überhaupt suchen. Sie fragen den Anbieter nach richterlicher Genehmigung einfach danach, welche Nummern zu einem bestimmten Zeitpunkt bei einem Funkmast angemeldet waren. Zusätzlich erhalten sie Informationen, mit wem diese Nummer gerade telefoniert oder Nachrichten schreibt und wann sie mobile Daten nutzt. Allein die Berliner Strafverfolger haben das im letzten Jahr 474 Mal eingesetzt. Bei einer dreitägigen Abfrage in der Berliner Innenstadt wurden insgesamt 315.000 Handynummern erfasst, wie netzpolitik.org ermittelte.

Die Methode ist umstritten, denn sie greift tief in die Privatsphäre vieler Menschen gleichzeitig ein. Außerdem gibt es keine Auswertungen, wie hilfreich die Abfragen für die Ermittlungen sind. Berlin ist das bisher einzige Bundesland, das überhaupt eine Statistik zur Funkzellenabfrage führt, in der Anlass der Abfrage, der Zeitraum und die Anzahl der betroffenen Anschlüsse verzeichnet sind. Bald soll in der Hauptstadt auch ein Pilotprojekt starten, um Menschen im Nachhinein zu informieren, wenn sie in eine Funkzellenabfrage geraten sind.

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Wie euch Telefonanbieter beim Shoppen tracken wollen

Ob eure Telefonanbieter eure Daten an staatliche Behörden weitergeben, können sie übrigens nicht selbst entscheiden. Wohl aber, ob sie diese Daten für kommerzielle Zwecke nutzen – und das tun sie.

Mit den normalen Mobilfunkdaten können Anbieter etwa herausfinden, zu welchen Zeiten besonders viele Menschen durch eine Einkaufsstraße gehen. Das ist erstmal eine Zahl, die Händler auch selbst durch Nachzählen bekommen könnten. Telefónica geht aber noch einen Schritt weiter und gibt ihren Geschäftskunden weitere Infos. Seit vergangenem Jahr müssen Nutzer in Deutschland sogar gesetzlich verpflichtend für Prepaid-SIM-Karten ihren Ausweis vorlegen. Deshalb haben die Anbieter genaue Daten darüber, wie alt ihre Handynutzer sind und welches Geschlecht sie haben. Auch diese Daten lassen sich zu Gruppen zusammenfassen und so anonymisieren.

"Wenn in einer Einkaufsstraße primär Frauen zwischen 30 und 40 unterwegs sind, ist das eine interessante Information für die Händler", erläuterte eine Telefónica-Sprecherin im Gespräch mit Motherboard.

Der Konzern bietet weitere Dienste, die sich noch tiefer in den Alltag der Nutzer einmischen: es geht um zielgerichtete Werbung direkt aufs Smartphone. Nicht etwa versteckt im Facebook-Newsfeed, wo viele schnell weiterscrollen, sondern als gezielte Nachricht im SMS-Posteingang.

Coca-Cola-Werbung auf dem Handy

Werbung für Werbung mit Mobilfunkdaten | Bild: Screenshot | next.telefonica.de

Stell dir vor, du bist in der Nähe eines Supermarktes und bekommst plötzlich eine SMS mit der Aufforderung, dir eine Cola zu kaufen und an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Oder es schneit gerade und du befindest dich in der Nähe eines Skigebiets. Schon informiert dich eine MMS, dass du mit dem Auto eines ganz bestimmten Herstellers bestimmt nicht ins Schlittern kommst.

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Beides sind reale Beispiele eines Angebots namens O2 More Local, das es bereits seit 2013 gibt. Dafür muss Telefónica den Werbetreibenden nicht mal deine Nummer verraten. Die kaufen einfach ein Paket und Telefónica kümmert sich dann darum, dass die Nachrichten bei den O2-Kunden ankommen. Denn der Konzern weiß durch den Funkmast, mit dem du gerade verbunden bist, wo du dich aufhältst.

Immerhin müssen Nutzer die Option selbst buchen. Als Anreiz verspricht O2 Rabatt-Aktionen, "kostenlosen Kaffee um die Ecke" und "exklusive Probierpakete". Doch nicht alle Kunden waren sich offenbar bewusst, dass sie bei O2 More Local teilnehmen. Im O2-Hilfeforum beschweren sich mehrere Nutzer darüber, dass die Option nach Vertragsabschluss oder -verlängerung aktiviert wurde; nun hätten sie Probleme, sie wieder loszuwerden.

Bluetooth und WLAN verraten noch genauer, wo ihr seid

Auch die Telekom experimentiert mit standortbasierter Werbung und entwickelt dafür spezielle Apps, bei denen der Werbetreiber sogar selbst die Daten bekommt. Als Beispiel nennt der Konzern eine Fußballstadion-App. Sie soll dem Fußballfan "echten Nutzwert bieten und zudem Spaß machen", also etwa die Mannschaftsaufstellung anzeigen. Der Zweck der App ist jedoch ein anderer: Sie soll Kunden daran erinnern, Snacks zu kaufen, ihm etwa den schnellsten Weg zum Bierstand zeigen oder mit Rabatten locken.

Das funktioniert mit sogenannten Bluetooth-Beacons, die erkennen, wer sich in einer Reichweite von etwa 30 Metern aufhält. Den auf diese Weise georteten Nutzern wird dann eine Werbenachricht geschickt. Dafür müssen die Nutzer aber sowohl die entsprechende App installiert haben, als auch Bluetooth einschalten.

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Einfacher geht das mit WLAN-Signalen, denn die WLAN-Funktion haben viele dauerhaft angeschaltet. Das Telefon versucht dann ständig, sich mit einem WLAN zu verbinden und gibt dabei seine eindeutige Seriennummer bekannt.

Benutzeroberfläche Tracking mit MiNODES

Benutzeroberfläche für Ladenbesitzer, die ihre Kunden mit Telefónicas MiNODES-Technik tracken | Bild: Telefónica

Das nutzt zum Beispiel Telefónica beim sogenannten anonymisierten In-Store-Tracking. Damit lässt sich nicht nur feststellen, wie viele Kunden sich im Geschäft befinden, sondern auch wo sie sich wie lange aufhalten, welchen Weg sie durch den Laden nehmen und ob sie wiederkommen. Welche Kunden das Angebot nutzen, wollte Telefonica auf Anfrage nicht verraten. Da die Analysedaten beim In-Store-Tracking anonymisiert weitergegeben werden, können Nutzer allerdings nicht auf ihre Telefonnummer zurückverfolgt werden.

Das Tracking von Kunden in Geschäften ist längst keine Ausnahme mehr. Händler integrieren so etwas auch ohne Hilfe der Mobilfunkanbieter in ihren Apps. Ulrich Spaan vom Handelsforschungsinstitut EHI schätzte, dass bereits 20 Prozent der Einzelhändler in Deutschland mit solchen Verfahren auf Basis von Bluetooth-Beacons oder WLAN-Signalen experimentieren. Ein Edeka-Markt versucht sogar, die genaue Position seiner Kunden mit LEDs zu ermitteln. Der Kunde kann sich mithilfe der App etwa zur gesuchten Packung Mehl leiten lassen –und der Händler erfährt, wo sich der Kunde sonst noch aufhält.

Wie ihr euch vor dem Tracking durch Telefonanbieter schützt

Wer das unheimlich findet, kann auf einer Website der Analyse von Telefondaten widersprechen, sie fließen dann beispielsweise weder in die Auswertungen für Verkehrsbetriebe noch für Händler ein. Telefónica-Kunden müssen dazu auf eine Website gehen, ihre Telefonnummer eingeben und einen SMS-Code bestätigen. Dann lässt sich überprüfen, ob aktuell Daten verwendet werden; dem können sie widersprechen oder zustimmen. Bei der Telekom funktioniert das genauso. Da Vodafone nach eigenen Angaben keine Datenanalysen verkauft, kann man auf der Kundenplattform derzeit nur Werbung durch Vodafone selbst widersprechen.

Wer nicht beim Shoppen getrackt werden möchte, schaltet am besten sowohl WLAN als auch Bluetooth aus. Das schont übrigens auch den Akku und ist grundsätzlich zu empfehlen, denn per Bluetooth und WLAN können euch auch andere Apps und Angreifer ausspionieren. Dass euer Telefon sich mit einem Funkmast verbindet, lässt sich aber nicht verhindern. Außer ihr schaltet auch noch den Flugmodus an, verzichtet darauf, mit eurem Handy zu kommunizieren und trefft alle Leute persönlich.

Update 6.4.2018; 10:30: Wir haben den Text in dem Abschnitt zur SIM-Karten-Registrierungspflicht präzisiert, um klarzustellen, dass die Handyanbieter gesetzlich verpflichtet sind, genaue Daten auch über Prepaid-Kunden zu erfassen. Außerdem haben wir den Abschnitt zum anonymisierten In-Store-Tracking präzisiert, um zu verdeutlichen, dass Kunden nicht individuell über ihre Telefonnummer zurückverfolgt werden können, sondern die Telefonanbieter die Daten nur anonymisiert beim In-Store-Tracking erheben.

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