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Wie es der neue 'Star Wars' schafft, die Ehre der Jedi wieder herzustellen

In 'Die letzten Jedi' gelingt es Luke Skywalker, die Macht wieder etwas mehr ins Gleichgewicht zu bringen – und nebenbei die Fans für die furchtbaren Prequels zu entschädigen.
Luke Skywalker in 'Star Wars: Die letzten Jedi' | Bild: imago | Cinema Publishers Collection

Warnung: Dieser Artikel enthält Spoiler für 'Star Wars: Die letzten Jedi'.

In der Star-Wars-Fangemeinde gibt es fast so viele Meinungen, wie Sterne in der weit entfernten SciFi-Galaxie selbst. Doch auf eines können sich fast alle Star-Wars-Jünger einigen: Die Prequels der Star-Wars-Saga hatten viele Schwachstellen. Allein die Erwähnung des nervigen Sidekicks Jar Jar Binks kann selbst bei den friedfertigsten Menschen heftige Aggressionen hervorrufen.

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Die Prequels, also Die dunkle Bedrohung, Angriff der Klonkrieger und Die Rache der Sith, erzählen die Geschichte einer Prophezeiung, die ordentlich nach hinten losgeht. Anakin Skywalker ist der lang erwartete Messias, der sich leider als Antichrist entpuppt. Schlimmer noch: In den Prequels sehen wir, dass die Jedi gar nicht die edlen Ritter aus den Legenden sind, sondern vielmehr ein Haufen eingebildeter Prediger, die tatenlos zuschauen, wie Anakin sich langsam aber sicher in Darth Vader verwandelt. Die letzten Jedi fängt diese ernüchternde Erkenntnis auf: Luke Skywalker ist sich der Fehler der Vergangenheit bewusst und sorgt dafür, dass Rey und das Publikum aus ihnen lernen – und schafft es so, das Universum wieder ein Stück weit mit den Jedi zu versöhnen.

Die Jedi in Episode I: Sklavenhandel statt Friedenswächter

In den Prequel-Filmen zeigen sich die Jedi von ihrer schlechtesten Seite. Sie wirken wie ein elitärer Orden, der von seinem gläsernen Turm auf die letzten Tage der Republik herab blickt. Auch wenn sie eigentlich die moralisch unantastbaren "Hüter des Friedens" sein sollten, wie Obi-Wan Kenobi sie in Eine neue Hoffnung beschreibt, werden sie diesem Ruf nicht gerecht.

Das wird gleich zu Beginn von Die dunkle Bedrohung deutlich. Denn der kleine Anakin fristet auf Tatooine ein trostloses Dasein als Kindersklave. Statt nun etwas gegen dieses System zu unternehmen, wetten die Jedi lieber in einem Pod-Rennen um die Freiheit des Jungen. Wenn man bedenkt, dass Anakin bei diesem gefährlichen Wetteinsatz gut und gerne hätte sterben können, ist es auch nicht mehr so verwunderlich, dass er später den Jedi-Orden kurz und klein schlägt.

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Der junge Anakin Skywalker vor dem Jedi-Rat in 'Die dunkle Bedrohung' | Bild: imago | United Archives

Die Ignoranz und Inkompetenz der Jedi bestimmt den Verlauf der Prequels. Einer der angesehensten Jedi-Meister, Mace Windu, wirft ohne zu zögern alle Ideale seines Orden über Bord, als er erfährt, dass Senator Palpatine ein Sith-Lord ist. Da er ihn für eine zu große Gefahr hält, will Windu ihn ohne Gerichtsverfahren exekutieren. Anakin warnt noch, dass das gegen den Jedi-Kodex verstoße, doch Windu hebt nur sein Lichtschwert und besiegelt somit auch das Schicksal des Jedi-Ordens.

Die Mär von den mächtigen Blutkörperchen

Dann wären da noch die Midi-Chlorianer, Mikroorganismen in den Zellen, die angeblich als Bindemitglied zwischen der Macht und den Lebewesen fungieren. In Die letzten Jedi, Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück beschreiben die übrig gebliebenen Jedi die Macht allesamt als eine spirituelle Energie, die alle Lebewesen verbindet. In den Prequels hingegen gibt es ein Gerät, das den Midi-Chlorianer-Wert im Blut von potenziellen Jedi-Schülern messen soll. Auf dieser Grundlage entscheiden die Jedi, ob sie ein Kind trainieren oder nicht. Dieser Test wurde von hartgesottenen Star-Wars-Fans schon immer als inkonsequent kritisiert. Aber ich finde das plötzliche Erscheinen der mächtigen Blutkörperchen durchaus nachvollziehbar.

Schließlich ist die Flucht in Pseudowissenschaften oft der letzte Versuch einer aussterbenden Religion, ihre Macht aufrecht zu erhalten. Midi-Chlorianer sind völliger Blödsinn, und ich glaube, die Jedi wussten das auch. Sie versuchten lediglich, über Blutwerte ihre Vorherrschaft zu legitimieren. Sie wollten den Jedi-Orden als elitären Club erhalten, obwohl die Macht eigentlich alle Lebewesen durchdringt. Doch indem sie die Wahl ihrer Schüler mit den Blutwerten begründeten, behielten sie eine größere Kontrolle darüber, wen sie in ihre erlauchten Ränge ließen und wen nicht.

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Dafür, dass die Midi-Chlorianer mehr Schein als Sein waren, spricht auch, dass Yoda, Luke Skywalker und Obi-Wan Kenobi die mysteriösen Blutkörper nach dem Untergang der Republik nie wieder erwähnen.

Luke Skywalker gibt der Galaxie – und den Fans – die Hoffnung zurück

In Die letzten Jedi ist Luke Skywalker an einem Punkt angelangt, an dem er weiß, dass der Jedi-Orden enden muss. Darum hat er sich selbst von der Macht abgeschottet und unterrichtet auch keine neuen Schüler mehr. Im Film blickt er direkt in die Kamera und erklärt, dass die Jedi nichts weiter als aufgeblasene Heuchler seien. Denn die Jedi hätten die Gefahr, die von Darth Sidious ausging, frühzeitig erkennen müssen und so Schlimmeres verhindern können.

Die letzten Jedi versucht nicht, die früheren Verfehlungen des Jedi-Ordens zu vertuschen. Stattdessen geht der Film offen mit den Fehlern der Vergangenheit um und versucht, sie hinter sich zu lassen. So werden auch die enttäuschten Fans, die von dem Verhalten der Jedi in den Prequels schockiert waren, nicht ignoriert – ihre Enttäuschung wird ein Teil der Geschichte.

Die Prequels zeigen den Verfall einer Gesellschaft. In der neuen Triologie hingegen geht es um die Wiedergeburt der Hoffnung. Hier lernen wir, wieder an Legenden und Helden zu glauben. Denn das ist die Botschaft von Die letzten Jedi. Luke Skywalkers letzte Handlung besteht darin, den heiligen Jedi-Tempel auf Ahch-To niederzubrennen und sich auf das Schlachtfeld auf Crait zu projizieren, wo der Widerstand verzweifelt versucht, der Ersten Ordnung standzuhalten. Doch hier erscheint er nicht als der gebrochene alte Mann, der er eigentlich ist, sondern als heroischer Jedi-Ritter. Er ist das Symbol, das die Galaxie so dringend braucht.

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Luke gelingt es auch, den Handlungsbogen der Jedi wieder rund zu machen: Einst waren die Jedi heroische Ritter, die nach ein paar Tausend Jahren als Beschützer der alten Republik vom Weg abkamen. In der originalen Trilogie waren Yoda und Obi-Wan die letzten Überlebenden, die mit den Konsequenzen ihres gescheiterten Ordens leben mussten. Anakin musste die Jedi erst zerstören, damit Luke sie wieder erlösen konnte. Die Macht hat die Skywalkers geschaffen, um alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen – und dieser Prozess dauerte eben zwei Generationen und acht Filme lang.

In der Abschluss-Szene von Die letzten Jedi sehen wir einen kleinen Sklavenjungen, der Ärger bekommt, weil er anderen Kindern von Lukes letztem Kampf gegen die Erste Ordnung berichtet. Er wird nach draußen geschickt, um den Hof zu fegen. Dort blickt er voller Hoffnung hoch in die Sterne, seinen Besen hält er dabei wie ein Lichtschwert – plötzlich sieht sein Schatten auf dem Boden ganz so aus, wie der eines angehenden Jedis.

Die Szene erinnert an die Filmposter für Die dunkle Bedrohung, die Darth Vader im Schatten des jungen Anakin Skywalkers erkennen ließen. Allerdings wird dieses Bild in Die letzten Jedi umgekehrt. Denn Luke Skywalker – und natürlich dem verantwortlichen Drehbuchautor und Regisseur Rian Johnson – ist es gelungen, die Prequels zu rehabilitieren. Der Film schafft es, das Vertrauen in die Jedi wiederherzustellen – bei den Bewohner der Galaxie und auch bei den Fans.