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Reisen

Ryanair schmeißt 19-jährigen Rollstuhlfahrer aus Flugzeug

Angeblich ging von seinem Rollstuhl eine Explosionsgefahr aus.
Rollstuhl vor Ryanair-Flugzeug
Foto: Flugzeug: imago | Marius Schwarz || Rollstuhl: imago | Westend61

Jeder Mensch, der schon einmal die Hälfte seines Kofferinhaltes anziehen musste, weil der Koffer auf der Flughafen-Wage plötzlich "viel zu schwer" war, weiß, dass Ryanair ein Unternehmen aus der Hölle ist – allerdings ein sehr preiswertes. Es ist also OK, wenn man zu seinem 30 Euro Ticket nach London keinen gratis Tomatensaft mit Salz und Pfeffer serviert bekommt. Neuerdings scheint Menschenwürde jedoch auch nicht mehr im Preis inbegriffen zu sein. Ryanair-Mitarbeiter sollen einen 19-jährigen Rollstuhlfahrer erst aus dem Flugzeug verwiesen und anschließend gegen seinen Willen aufs Rollfeld geschoben haben.

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Noel Diaz aus Aachen wollte über Weihnachten und Silvester mit seinem Vater die Familie in Alicante besuchen, berichtet BILD. Da der 19-jährige dank Multipler Sklerose in einem Elektro-Rollstuhl sitzt, musste er für den Flug verschiedene Sicherheits-Auflagen erfüllen. Wer bei Ryanair einen Elektro-Rollstuhl mit an Bord nehmen will, muss im Vorfeld genaue Angaben zu Größe und Gewicht machen – dafür gibt es ebenso wie für die Batterien Grenzwerte – und später die Bedienungsanleitung mit zum Flughafen bringen. Da Noel und sein Vater das Prozedere schon kannten, sollen sie ihre Flüge extra einige Wochen im Voraus gebucht haben.

Am Flughafen passierten die beiden die Sicherheitskontrolle – ohne Probleme. Als sie angeschnallt im Flugzeug saßen, sollen sie plötzlich aufgefordert worden sein, das Flugzeug zu verlassen.

"Noels Rollstuhl könne aus Sicherheitsgründen nicht transportiert werden. Es würde Explosionsgefahr bestehen", erzählt der Vater BILD. Obwohl die beiden gegen den Rauswurf protestierten, sollen Ryanair-Mitarbeiter den "wehrlosen Jungen" aus dem Flugzeugsitz "gehievt" und aufs Rollfeld geschoben haben.


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Ein Pressesprecher der Bundespolizei sagte gegenüber VICE: "Brandgefährlichkeit wird an der Sicherheitskontrolle nicht überprüft. Das macht die Fluggesellschaft innerhalb ihrer rechtlichen Grundlagen". Ob ein Rollstuhl transportiert werden darf oder nicht, entscheidet in letzter Instanz also die Airline selbst.

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Statt nach Alicante ging es für Vater und Sohn wieder nach Aachen. Laut Angaben des Vaters gab es nicht einmal die 120 Euro für die Flugtickets zurück.

Warum die Airline sich dagegen entschied, den Rollstuhl mitzunehmen, ist unklar. Ryanair selbst war bisher nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Pressesprecherin des Flughafens Köln-Bonn sagte gegenüber VICE, man bedauere sehr, was da passiert sei: "Wir möchten natürlich nicht, das Passagiere ein negatives Erlebnis haben."

Update vom 04.01.2019, 18:00 Uhr: Zwischenzeitlich hat sich Ryanair mit einem Statement bei uns zurückgemeldet: "Alle batteriebetriebenen Rollstühle müssen für die Flugdauer gemäß den Sicherheitsvorschriften deaktiviert und die Batteriespannung abgeschaltet werden, um ein versehentliches Aktivieren zu verhindern", schreibt das Unternehmen.

In diesem Fall sei das nicht möglich gewesen. Man habe dem Passagier eine kostenlose Umbuchung auf den nächsten Flug angeboten, so Ryanair, und bedauere die Unannehmlichkeiten aufrichtig.

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