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Der giftige Kriegsschmutz der Ostsee

Als der zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 ein Ende fand, lag Deutschland in Trümmern, aber in den Bunkern und Hallen überall im Land lagen noch immer die Hinterlassenschaften des dritten Reiches. Tausende Tonnen Granaten, Munition, Bomben und...

Als der zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 ein Ende fand, lag Deutschland in Trümmern, aber in den Bunkern und Hallen überall im Land lagen noch immer die Hinterlassenschaften des dritten Reiches. Tausende Tonnen Granaten, Munition, Bomben und Chemiewaffen, die Gott sei dank keinen Einsatz mehr fanden. Doch von deutschem Boden aus sollte nie wieder eine Gefahr ausgehen und so mussten all diese Reliquien des Krieges schnell und vor dem Hintergrund der desolaten Wirtschaft, vor allem preiswert entsorgt werden. Also fand man eine Lösung: Aus den Augen aus dem Sinn. Und man begann das Zeug tonnenweise und vollkommen unorganisiert entlang der Ostseeküste ins Meer zu kippen.

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Nun ist seitdem mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen und plötzlich tauchen an Stränden und Buchten die ausgewaschenen Reste dieser Versenkungen auf. Klumpen aus Phosphor, Ampullen voller Phosgen, hier ein vier Meter langer Torpedo, dort eine Bombe auf einem Fischkutter, die drei Fischer tötet, hier wieder ein Klumpen weißer Phosphor an einem Badestrand. Das Meer hat nun über 60 Jahre Zeit gehabt, das umhüllende Metall dieser Waffen zu zerfressen und nun werden die Sprengmittel und chemischen Substanzen mit denen sie gefüllt sind in die seichte Ostsee gewaschen. Dies passiert im Moment mit geschätzten 400.000 bis 1,5 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten. Die Auswirkungen davon für das Ökosystem und den Lebensraum? Nun, Tschernobyl kann zum Vergleich herangezogen werden.

Wenn man in Deutschland lebt, ist man gewohnt, Meldungen zu hören, dass bei Bauarbeiten mal wieder eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden wurde, nur weiß man bis heute nicht wirklich, wie viele Bomben und Granaten über Deutschland insgesamt abgeladen wurden und das Land in eine Mondlandschaft verwandelten. Schätzungen belaufen sich auf 2,5 Millionen Tonnen, doch genaue Zahlen existieren nicht.

Und so liegen selbst 66 Jahre nachdem der Krieg zu Ende ging überall in der Erde noch die Blindgänger aus dem Krieg und jagen in unregelmässigen Abständen Bauarbeiter, Entschärfer, Wohnhäuser und was eben sonst so über und auf ihnen steht, in die Luft. Das letzte Mal vor knapp einem Jahr, als drei Menschen durch einen Blindgänger ums Leben kamen. Solche Sachen sind Normalität, ich zucke meistens nicht mal mit der Schulter, wenn mal wieder so etwas in der Zeitung steht, aber als ich davon hörte, dass Litauen fordert, dass Deutschland seine Küsten von den dort versenkten, eigenen Altlasten reinigen soll, wurde ich doch aufmerksam. Irgendwie war ich nämlich davon ausgegangen, dass die verrückten Nazis wirklich bis zur letzten Patrone gekämpft hatten, doch anscheinend ist das ein Irrglaube, denn die Bunker und Halden in Deutschland waren selbst nach der Kapitulation noch immer bis zum Bersten mit allem möglichen Zeugs aus Jahren vollkommen geistesgestörter Rüstungsproduktion gefüllt.

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Als sich also Anfang 2009 die elf Ostsee-Anrainerstaaten in Helsinki zu einem Gipfeltreffen einfanden, wurden diese Altlasten wieder zum Thema und zu einem Problem. Litauen wollte dabei die Anrainer per UNO-Resolution dazu bewegen, die Ostsee von den Resten entsorgter Chemie- und konventioneller Waffen zu befreien, denn seit 60 Jahren liegen nun die Reste des Zweiten Weltkrieges auf dem Grund des größten Brackwassergewässers der Erde und korrodieren vor sich hin oder werden von den Gezeiten weitergetragen. 2008 wurde zum Beispiel ein vier Meter langer, noch immer scharfer Torpedo an einen Badestrand gespült. Doch nicht nur konventionelle Waffen liegen auf dem Grund der Ostsee, sondern auch Chemiewaffen, die während des Krieges nie zum Einsatz kamen.

Nachdem 1925 als Konsequenz aus dem ersten Weltkrieg das Genfer Protokoll in Kraft trat, das den Einsatz chemischer Kampfstoffe verbot, war dies nicht das Ende der Produktion. Die deutsche Wehrmacht wäre zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in der Lage gewesen, fünf Monate lang einen chemischen Krieg zu führen. Die Depots waren voll mit allerlei Kriegsgerät um die Kampfmittel wie Senfgas, Lewisit, Adamsit, Phosgen, Diphosgen und Chloracetophenon großflächig in Europa zu verteilen. Sie kamen zwar nie zum Einsatz, aber waren damit nicht aus der Welt.

Nach Ende des Krieges verfügten jedoch weder die Siegermächte noch die Besiegten über die Technologie zur verlässlichen Vernichtung von Kampfstoffen in allen Lagern und Bunkern. Also versenkte man vollkommen planlos alles in der Ostsee.

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So planlos, dass man zu Beginn Flugzeugbomben, Geschosse und Minen einfach mitsamt der Verpackung aus Holz ins Wasser kippte, so dass sie ab und an wieder auftauchten und schließlich mit Maschinengewehren zerschossen werden mussten. Was und wo etwas versenkt wurde, wurde nur sehr grob verzeichnet, wenn überhaupt. Die Bootsführer wurden per Ladung bezahlt, also wollten sie den Dreck natürlich so schnell wie möglich loswerden, um genau so schnell wieder mehr aufnehmen zu können und versenkten die Waffen an flachen ufernahen Stellen. So liegen schätzungsweise 400.000 bis 1,5 Millionen Tonnen Kampfstoffe überall, kreuz und quer in der Ostsee verstreut, werden von Strömung und Fischernetzen weiter verteilt und lassen ihren giftigen Inhalt durch die porösen Hülsen in das Ökosystem sickern.

Einem US-Militärbericht zufolge bleiben Senfgasstücke auf dem Meeresgrund über 400 Jahre lang hoch toxisch. Die leicht mit Wasser reagierenden Substanzen Stickstoff-Senfgas, Chlorarsin, Cyanarsin und Cyanide bilden zudem bei Hydrolyse hochgiftige Nebenprodukte. Was das für die Ostsee bedeutet, ist kaum abschätzbar. Der Austausch des Wassers mit dem Atlantik dauert in der Ostsee durch die Meerenge des Kattegats extrem lang, was die Verschmutzung noch verstärkt. Hinzu kommt die menschliche Belastung, da im Einzugsgebiet ca. 90 Millionen Menschen leben und auch der Seeverkehr zu den intensivsten der Welt gehört. In der Ostsee, wo früher einmal bis zu einer Million Tonnen Fische gefangen wurden, gelten jetzt nach Angaben der John-Nurminen-Stiftung je nach Strömungsverhältnissen zwischen zehn und 25 Prozent des Meeresbodens als sauerstoffrei und somit biologisch tot.

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Von all diesen Informationen doch recht aufgerüttelt, beschloss ich mich also mit Dr. Stefan Nehring, einem Diplom-Biologen aus Koblenz zu unterhalten, den man wohl als einzige Koryphäe auf diesem Gebiet der Waffenaltlasten in der Ostsee bezeichnen kann.

Nehring bestätigte mir diese Zahlen und fügte hinzu, dass bereits etwa 30 Gebiete bisher auf Seekarten verzeichnet sind, in denen Munition vermutet wird, was jedoch fehlt sind die genauen Angabe, was dort zu erwarten ist. Zudem weiß man aufgrund von Funden und Unfällen, dass viel mehr Flächen belastet sind. Doch es scheint schwierig, das Problem zu lösen, bzw. überhaupt den Willen dazu aufzubringen: „Da wurde sich nicht tiefergehend gekümmert. Die meisten Behörden kümmern sich nicht, auch der Bund kümmert sich nicht darum. Man bekommt aus den Akten kein vollständiges Bild. Man muss suchen, aber das macht keiner. Bis heute wird nicht aktiv nach Munition in den Meeren gesucht. Außerdem ist so eine Bergung extrem kostspielig.“ Nehring erzählte mir zudem von den Zwischenfällen, die sich jedes Jahr seit der Versenkung ereignen: „Seit Kriegsende bis heute passieren regelmässig Unfälle in der Fischerei, vor allem mit Senfgas. Man muss wissen, dass obwohl immer Gas gesagt wird, die meisten Stoffe in der Munition entweder flüssig, oder als Feststoff vorliegen und dieses Senfgas liegt auf dem Meeresgrund als Brocken rum, da die Munition durchgerostet ist und wenn die Fischer nun mit ihren Grundschleppnetzen darüber gehen, nehmen sie diese Stoffe auf und an Deck werden sie wieder aktiv und reaktiv. Und dann hat man ein Problem.“

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Doch das größte Problem ist laut Nehring, dass es keinerlei Untersuchungen gibt, wie sich verschiedene Stoffe nach so langer Zeit auf dem Meeresgrund nun verhalten, nachdem ihre Hülsen löchrig werden. Man muss bedenken, dass auch konventionelle Munition zu 90 Prozent aus Chemikalien wie TNT und Hexogen besteht und dazu kommen noch Schwermetalle und Stoffe die Arsen enthalten. „Es gibt ein Phänomen, dass man sich immer noch nicht erklären kann und zwar, dass man in Ostseefischen seit längerem ansteigende Arsengehalte feststellt und man weiß immer noch nicht wo das herkommt. Eine denkbare Möglichkeit ist natürlich, dass solche Munition eine wichtige Rolle bei diesem Problem spielt. Und Arsen tötet.“

Als ich ihn nach direkten Beispielen fragte, erzählte er mir von einer Zufallsentdeckung, die er vor zwei Jahren machte. Akten, die die Versenkung von Giftgasstoffen, genauer Chlorgas und Phosgen in der Lübecker Bucht belegen.

Phosgen ist der Stoff, der wohl für die meisten der 90.000 Gastoten des ersten Weltkrieges verantwortlich ist. Wegen seiner schlechten Wasserlöslichkeit dringt Phosgen beim Einatmen bis zu den Lungenbläschen vor. Dort wird es langsam gelöst und zersetzt sich zu Kohlenstoffdioxid und Salzsäure. Die Salzsäure verätzt den Menschen von innen, wodurch sich die Lungen mit Blut füllen. Man erstickt bei vollem Bewusstsein am eigenen Blut. Von diesem Zeug, dass einem den grässlichsten und wohl unangenehmsten Tod beschert, den man sich vorstellen kann, aber nicht ausmalen will, soll in der Lübecker Bucht noch eine Tonne direkt an der Küste, in der Nähe der Strände und somit der Menschen liegen. Laut Nehring wurde vor zwei Jahren auch danach gesucht, doch an der verzeichneten Stelle wurde nichts gefunden. „Wenn so ein Behälter in ein Fischereinetz gerät und an Deck gelangt, hat der Fischer ein riesiges Problem.“ so Nehring.

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Nehring erzählte mir von der Firma, mit der er damals auf die Suche ging und dass, aufgrund der Gefahr spezielle, weltweit einzigartige Techniken entwickelt wurden, um das Zeug vom Grund des Meeres zu bergen. Ich setzte mich daraufhin also mit ebendieser Firma in Verbindung, die damals an dieser Aktion beteiligt war und von Lübeck aus Munitions und Gasaltlasten in der Ostsee entsorgt.

Das Gelände der Umwelttechnik Metallrecycling GmbH, kurz UTM, die 1996 gegründet und sich seitdem um die Entsorgung von gefährlichen Abfällen mit fragwürdigem Inhalt kümmert, liegt direkt am Containerhafen Lübecks. Sobald man es betritt, schwappt einem ein chemischer Geruch in die Nase, der schnell zu Kopfe steigt und Übelkeit verursacht. Aber kein Wunder, denn überall sind auf dem Gelände Gasflaschen aller Größen und Formen verteilt, mit Inhalten von denen man wohl am liebsten gar nichts wissen möchte. Wolfgang Steinborn, der Geschäftsführer des Unternehmens, empfängt mich erstmal zu Kaffee in dem einstöckigen Bürogebäude, dass von all diesen Gasflaschen umgeben ist. Im Flur hängen zwei auf Hochglanz polierte Zylinder, deren zentimeterdicker Stahl aufgeplatzt ist und nun grotesk verbogen in alle Richtungen absteht. „Ja, so sieht es aus, wenn eine Gasflasche explodiert, da sind ziemliche Kräfte am Werk,“ berichtet er mir, bevor er auf seine Firma und ihre Arbeit zu sprechen kommt. Seit 13 Jahren kümmert sich UTM nun um die Entsorgung von Gefahr und Explosivstoffen und hat für die Entsorgung von Gefahrgut, wie eben Granaten und Gasbehältern ein weltweit einmaliges System entwickelt, das aus einem transportfähigem Druckkörper besteht, der die Explosion einer Bombe in seinem Inneren ab kann und einem ferngesteuerten Roboter, der Bomben und ähnliche Objekte mit Hilfe eines Wasserstrahls zersägt und somit entschärft. Als Spezialisten auf diesem Gebiet waren sie auch an der Suche nach den verschollenen Phosgen-Kartuschen beteiligt. Sie durchkämmten zwei Suchgebiete, zum einen das in den Archivakten verzeichnete Versenkungsgebiet und zum anderen ein Gebiet, von dem man nach Computersimulationen annahm, dass die Kartuschen dorthin gespült wurden. Doch an beiden Stellen fanden sie nicht das, was sie vermutetet hatten. Stattdessen erzählte mir Steinborn: „Was wir an diesen beiden Punkten gefunden haben, waren unter anderen V1 Raketenköpfe, Bomben und ähnliches“.

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Foto: UTM

Die V 1, oder auch Vergeltungswaffe 1, wie sie die Nazis nannten, war sowas wie die erste Cruise Missile der Welt und konnte mit ihrem Raketenantrieb einen 850 Kilo schweren Gefechtskopf über 300 Kilometer weit transportieren. Dazu zeigte er mir Unterwasseraufnahmen der V1 Sprengköpfe, die den ganzen Meeresboden zu bedecken schienen und ergänzte, „die Sprengköpfe sind in einem erstaunlich guten Zustand, also noch funktionstüchtig. Wenn jemand wüsste, wo sie sich befinden, dann wäre es ein leichtes an so eine Waffe zu gelangen.“ Mir wurde mulmig, denn um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was bedenklicher ist. Entweder dass tonnenweise Chemiewaffen einfach verschollen sind, an der Stelle wo sie vermutet wurden, Sprengköpfe gefunden werden, die dort gar nicht sein sollten und, weil nur einer davon von UTM geborgen wurde noch immer dort liegen, oder das jeder Hobbytaucher in den Besitz von allen möglichen, teilweise noch funktionstüchtigen Bomben gelangen kann, oder dass einfach nichts dagegen getan wird.

Foto: UTM

Ich wollte selber auf See und wissen, was dort unter dem Wasser sonst noch so alles liegt und so fand ich mich kurze Zeit später auf dem Fischkutter von Reinhold Rahn wieder, der mit seinen 62 Jahren noch immer beinahe jeden Tag von Niendorf an der Lübecker Bucht auf Fang geht.

Rahn, der nach dem Krieg mit seiner Familie auf dem Schiff seines Vaters aus Ostpreußen floh, erzählte mir von der Verwüstung, die der Krieg an den wichtigen Waffenproduktionsorten Lübeck und Hamburg angerichtet hatte und wie sich die Fischerei in der Lübecker Bucht seit Jahren auf dem Abschwung befindet. Von früher 40 Fischer leben heute noch knapp 14 vom Steinbutt, Dorsch und Schollenfang. Er erzählte mir, dass die guten Zeiten, in denen er 30 bis 40 Zander aus dem Wasser zog vorbei sind und die Fische von Jahr zu Jahr kleiner werden. Dennoch legt er jeden Tag seine Grundnetze aus und fährt früh morgens um sechs in die Bucht um sie wieder einzuholen und den spärlichen Fang schließlich an seiner Fischbude verkaufen zu lassen. Ob er selber auch schon mal etwas anderes im Netz hatte? „Früher, als ich noch Aale angelte, da hatte man immer mal wieder eine Kiste an der Angel, wenn man sie hochholte, fielen die Granaten aber heraus und man hatte nur noch das morsche Holz am Haken.“

Rahn weiß jedoch wo die Reste des Krieges liegen, „dort drüben!“ und zeigt dabei in Richtung Horizont, in die Mitte der Bucht. „Ein Kollege, der dort seine Netze auswarf hat beinahe jedes mal etwas an Bord geholt, aber da fischte man dann nicht mehr, wir warfen unsere Netze lieber entlang der ehemaligen Grenze zur DDR aus, die die Lübecker Bucht durchschnitt, da gab es schönen Felsengrund.“ Doch die Zeiten der DDR sind ebenfalls vorbei und der gute Felsengrund, der für den Steinbuttfang so ertragreich war, da er eine Art Biotop für die Bestände bildete, existiert auch nicht mehr, nachdem man den Aushub beim Ausbau des Travekanals, der den Hafen Lübecks mit der Bucht verbindet, einfach darauf abgeladen hat. „Da haben sie uns die Fanggründe kaputt gemacht, anstatt das alles auf die Munition zu kippen, dann wäre das Problem gelöst gewesen, aber die Politik interessiert sich einen Dreck darum. Nur gewählt werden, das wollen sie.“ Auf die Frage, ob er sich Sorgen um das Ökosystem der Ostsee oder die Gefahr, die von dem Dreck unter der Wasseroberfläche ausgeht, macht, antwortet Rahn pragmatisch und schroff: „Über alles machen sie sich Gedanken, nachhaltig soll alles sein, ökologisch und umweltfreundlich. Sehen sie, das Wasser sieht so schön sauber aus, man riecht es nicht, man sieht es nicht, man schmeckt es nicht. Man kriegt es nicht mit“. Dennoch sagt Rahn, dass die Ostsee durch ihren langsamen Wasseraustausch und die fehlende Tiefe nicht wie irgendein anderes Meer ist und falls was schiefgeht, das Ökosystem einfach komplett ausgelöscht wird und die Lebensgrundlage von 90 Millionen Menschen und aller Tiere einfach aufhört zu existieren. Man vermeidet also, sich Gedanken über die Waffen unter der Wasseroberfläche zu machen, denn die Region ist abhängig von Tourismus und dem Bild der unberührten Natur, aber dennoch ist man in Sorge, auch davor, dass „so etwas wie im Golf von Mexiko passiert. Jeden Tag durchqueren tausende Schiffe, darunter auch große russischen Tanker die Kadetrinne, eines der schwierigsten und gefährlichsten Gewässer der gesamten Ostsee und wenn einer von denen havariert, dann treibt der Ost-West Wind das Öl oder sonstwas quer durch die Ostsee. Im Golf von Mexiko ist der Schmutz in zwei Jahren weggespült. Hier würde alles hin und her schwappen.“

Doch Dreck bleibt Dreck und so liegen die Altlasten des Krieges, der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts noch immer an den Küsten der Ostsee, rosten vor sich hin und verlieren ihren tödlichen Inhalt. Der größte bewaffnete Konflikt der Menschheit ist also nicht vorbei und kann uns wohl irgendwann wieder in eine gigantische Katastrophe stürzen.

Fotos: Christian Pankratz & UTM Lübeck