Das Ende von Chemical Love: Polizei geht gegen Europas größten Drogenversand vor

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Das Ende von Chemical Love: Polizei geht gegen Europas größten Drogenversand vor

Unter den fünf Festgenommenen befindet sich auch der ehemalige Fussball-Nationalspieler Walter Kelsch.

Bild: Screenshot Chemical Love

Seit einem guten Jahr ist er online, nun scheint der größte europäische Drogenversand zu großen Teilen zerschlagen: Wie die Staatsanwaltschaft Verden (Aller) heute bekannt gab, haben verschiedene polizeiliche Ermittlergruppen bereits am 14. April im rheinland-pfälzischen Rülzheim, im baden-württembergischen Weissach und in Stuttgart fünf Männer festgenommen—was zeitlich genau mit dem Verschwinden des mutmaßlichen Drahtziehers des Shops, der unter dem Pseudonym z100 operierte, zusammenfällt.

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Die Beschuldigten sind zwischen 21 und 60 Jahren alt. Einer der Verdächtigen aus Weissach soll Drogen in den Niederlanden beschafft haben. Unter den Festgenommenen befindet sich auch ein Prominenter: der ehemalige Profifußballer Walter Kelsch, der sich schon vor Jahren mit Versicherungsgeschäften verspekuliert hatte. Kelsch wurde 1984 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und spielte als Stürmer in der Nationalmannschaft. Welche Rolle der 60-Jährige, der nun im Untersuchungsgefängnis Stammheim einsitzt, bei Chemical Love gespielt haben soll, ist noch unklar.

Eines der Lager für den Versandhandel scheint sich im Keller eines Wohnhauses im rheinland-pfälzischen Rülzheim befunden zu haben. Dort stellten die Beamten 54 Kilogramm Amphetamine, 4 Kilogramm Heroin, 1,3 Kilogramm Kokain und 25 000 Ecstasy-Tabletten sicher. Chemical Love soll auf Online-Bestellung mindestens 1500 Drogenverkäufe per Postversand abgewickelt haben, was einem Marktwert von mindestens 1,3 Millionen Euro entspricht. Bis zu 50 Sendungen wurden pro Tag verschickt.

Gleichzeitig wurden Server in Bulgarien und in den Niederlanden beschlagnahmt. Die Seite von Chemical Love ist jedoch bis heute unverändert online.

„Die Zentralstelle für Internetkriminalität der Staatsanwaltschaft Verden führte zunächst die Ermittlungen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand, von welchem Tatort aus die Tatverdächtigen ihre Webshops betrieben. Innerhalb weniger Monate gelang die Identifizierung der Tatverdächtigen", heißt es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Verden (Aller). Die Verdener Ermittlungsstelle hatte in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle von Online-Kriminalität wie zum Beispiel den des Medikamentenhändler OxyWhite übernommen—bei Chemical Love düfte es sich aber um einer ihrer größten Fälle handeln.

Bei der Zentralen Kriminalinspektion Hannover wurde extra eine Ermittlergruppe gebildet. Zuständig war auch die Zentralstelle Internetkriminalität der Verdener Staatsanwaltschaft, die Verdächtigen wurden dann später allerdings in Baden-Württemberg sowie Rheinland-Pfalz identifiziert.