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Von der kosmischen Kollision zweier Planeten, die Erde und Mond gebar

Westfälische Geochemiker liefern den ersten molekularen Nachweis für die Existenz von Theia, dem Planeten, der in die Erde krachte und so den Mond erzeugte.
Theia kracht in die Urerde
Theia kracht in die Urerde vor 4,5 Milliarden Jahren | Bild: NASA/JPL | Lizenz: Public Domain

George Darwin, Sohn von Charles Darwin, stellte 1898 die These auf, dass sich der Mond einmal als Tropfen flüssigen Erdgesteins von unserem Planeten gelöst hatte. Jetzt bestätigen die Messungen deutscher Geochemiker, dass Mond und Erde tatsächlich aus einem gemeinsamen Ereignis hervorgegangen sind: aus der Kollision eines marsgrossen Planeten mit der Urerde.

Zwar konnte George Darwins Theorie erklären, warum das Erdgestein eine höhere Dichte hat als Mondgestein—der Mond sollte schliesslich aus leichtem irdischen Oberflächengestein entstanden sein—doch der Mond kreist nicht um den Erdäquator, was er nach Darwins Modell eigentlich hätte tun sollen. Statt dessen umfliegt der Mond unseren Planeten auf einer geneigten und ziemlich eierigen Umlaufahn.

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Alternative Modelle zu Darwins Tropfentheorie gab es viele. Vom Mond als eingefangenen Miniplaneten (stellte sich als praktisch unmöglich heraus) bis zu Immanuel Kants These einer gemeinsamen Entstehung der beiden Himmelskörper aus einem Staubring der Sonne (was mathematisch die hohe Geschwindigkeit der Erddrehung und des Mondes nicht erklären kann).

Neue Indizien lieferten vor allem die Gesteinsproben des Apolloprogramms. Die chemischen Analysen des Gesteins zeigten, dass Erd- und Mondgestein tatsächlich einen gemeinsamen Ursprung haben müssen, denn die Verteilung verschiedener Atome, wie etwa Sauerstoff-Arten, erwies sich als exakt gleich.

Aus den Gesteinsuntersuchungen und aus Simulationen ergab sich in den 80er Jahren, dass eine bisher im Theoriengewimmel untergegangene Idee alles erklären konnte, von der Neigung der Erdachse über den Mondorbit bis zur Zusammensetzung der Erd- und Mondgesteine: eine Kollision der jungen Erde mit einem anderen Planeten.

Der Theorie zufolge soll vor 4,5 Milliarden Jahren ein marsgroßer Planet mit 14400 km/h in einem Winkel von 45 Grad seitlich in die nördliche Hemisphäre der Erde geknallt sein. Während das leichte Oberflächengestein der Planeten in einen Erdorbit geschleudert wurde und sich zu unserem Nachtlicht sammelte, verschmolzen die schweren Eisenkerne der beiden Planeten.

Doch eine Kleinigkeit hat die Astronomen seither immer wieder verwundert: Wenn Erde und Mond aus zwei Vorläuferplaneten entstanden sind, dann sollte es zumindest leichte Unterschiede in der Zusammensetzung der Gesteine geben. Denn die Vorläufer müssen eine leicht unterschiedliche Geochemie gehabt haben.

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HOCHLAND-MONDSTEIN 'GENESIS', VON APOLLO 15 MITGEBRACHT. BILD: NASA / WIKIPEDIA | LIZENZ: PUBLIC DOMAIN