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Pflanzen

Fleischfressende Pflanzen sind ein wunderbarer Snack

Einfallsreiche Malaysier haben herausgefunden, dass die Kannenpflanze lecker schmeckt, besonders wenn man sie mit Reis füllt. Und wenn sie nicht gerade verspeist wird, ernährt sich die Pflanze selbst von Insekten, Ratten, Eidechsen und kleinen Vögeln.

Nichts verdirbt einem mehr den Appetit, als selbst von seiner Nahrung aufgefressen zu werden.

Damit meine ich nicht einen fatal fehlgeschlagenenr Versuch, escabeche mit Piranha zuzubereiten. Ich spreche von einer fleischfressenden Pflanze in den Tiefebenen von Malaysia, die zum Lieblingssnack einiger Stämme geworden ist.

Wie wir das wissen? Eine Gruppe von Forschern mehrerer Universitäten in Norwegen, Dänemark und anderen Ländern, wollten herausfinden, wie sich der Klimawandel auf die Nepenthes auswirkt.

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Noch nie von Nepenthes gehört? Es handelt sich dabei um eine Familie von fleischfressenden Pflanzen, die in Asien und Australien wächst, besonders auf den Inseln Sumatra und Borneo. Ja, genau, fleischfressend—auf ihrem Speiseplan stehen beispielsweise krabbelnde und geflügelte Insekten. Und Wirbeltiere wie Eidechsen. Und Ratten. OK, kleine Vögel auch manchmal.

Die Pflanzen sind aufgrund der Form ihrer Knospen, die vom oberen Ende der Pflanze hervorstehen, als tropische Kannenpflanzen bekannt. Affen verwenden sie auch gerne als Trinkbecher, deshalb werden sie auf Englisch auch monkey cups genannt.

Um ihre Opfer einzufangen, produzieren die Nepenthes eine sirupartige Flüssigkeit, in der sie ihre Beute ertränken. Die Opfer werden von den Kannen der Nepenthes, die oft sehr bunt sind, angezogen, aber wenn sie näher kommen, rutschten die Tierchen in die Flüssigkeit, den „Rachen" der Pflanze hinunter und direkt in den sicheren Tod.

Die Forscher sind besorgt, dass die Nepenthes aufgrund der globalen Erderwärmung in Gefahr sind. Um mit der detaillierten, wissenschaftlichen Analyse loszulegen, griff das Forscherteam zu einem in der Wissenschaft eher seltenen Hilfsmittel: Flickr, Pinterest und YouTube. Fachzeitschriften sind so von gestern.

Sie suchten nach „periuk kera", den malaysischen Namen der Pflanze, und fanden heraus, dass die Nepenthes nicht nur kerngesund waren, sondern eine Fanbase bestehend aus den Mitgliedern zweier Stämme in der malaysischen Region Borneo hatte: Bidayuh und Kadazandusun. ZUm Glück checken die Eingeborenenstämme so brav auf Foursquare ein.

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Die Forscher wussten bereits, dass die Pflanze schon lange in traditionellen Kulturen zu medizinischen Zwecken verwendet wird. Aber die sozialen Netzwerke—sonst ja nicht gerade ein Nährboden für wissenschaftliche Innovation—zeigten, dass Nepenthes ein ziemlich beliebter Snack sind.

„Nepenthes-Kannen waren mit Klebreis mit Gemüse oder Fleisch gefüllt. Sie haben die perfekte Größe für eine leichte Mahlzeit und sie sind praktisch zum Transportieren", sagten die Forscher.

Diese Pinterest-Fotos sahen so ansprechend aus, dass die Forscher schnell nach Borneo reisten, wo sie ethnobotanische Umfragen durchführten und lernten, wie man die Pflanze zubereitet. Sie befragten mehr als 300 Personen über diesen Klebreissnack. Dabei handelte es sich um „die bisher umfangreichste ethnobotanische Studie über Kannenpflanzen".

Dabei stellten sie einige wichtige kulinarische Fragen: Trägt die Säure der Pflanzenflüssigkeit—der Killersirup—zum tollen Geschmack bei? Macht sie den Reis klebriger? Anscheinend nicht: „Die analysierte pH- und die chemische Aktivität der Fallen zeigte keinen Zusammenhang mit der Konsistenz des Reises."

Einer der Forscher lernte sogar, wie man das Kannenpflanzen-Gericht zubereitet:

„Die Kannen abspülen und säubern und zur Hälfte mit eingeweichtem thailändischen Klebreis füllen. Gut gesalzene Kokosmilch hinzufügen, bis der Reis damit bedeckt ist. Die Kannen in einen Topf geben und ungefähr eine Stund lang garen. Auf dem Markt werden oft Hähnchenfleisch und gewürzte Shrimps in die Mitte des Reises gelegt, und sie werden oft mit Erdnüssen oder mit Schraubenblättern garniert."

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Für alle, die jetzt neugierig geworden sind, haben die Forscher gute Nachrichten: „In Geschäften für Gartenbedarf sind Nepenthes ampullaria gar nicht so schwer zu finden."

Die Forscher waren mit ihren Ergebnisse sehr zufrieden. Sie entdeckten einen bisher weitgehend unbekannten Snack und zogen folgenden Schluss: „Das Pflücken von Kannen scheint die Zahl der Pflanzen nicht zu verringern."

Außerdem ermutigen sie andere Wissenschaftler, auf Social Media zurückzugreifen: „Wir behaupten, dass Social Media als ‚Werbetool' für traditionsreiche Snacks wie das Klebreisgericht mit Nepenthes verwendet wird."

Was sie sonst noch so für die Menschheit getan haben? Sie haben unsere Aufmerksamkeit auf einen malaysischen Zeichentrick, Upin & Ipin, gelenkt, den ich mittlerweile allen empfehlen kann. Darin geht es um ein malaysisches Zwillingspaar, das seine Eltern verloren hat, aber trotzdem ein glückliches Leben in einem malaysischen Kampong lebt. In einer besonders aufregenden Folge lernen die Zwillinge das Nepenthes-Klebreis-Gericht kennen. Diese Folge ist so fesselnd, dass sie mittlerweile schon 7,7 Millionen Mal angeschaut wurde. (Zum Vergleich: Malaysia hat nur 29,7 Millionen Einwohner).

Die Forscher haben also durch ihre Studie das gelernt, was acht Millionen malaysische Kinder schon längst wissen: mit Reis gefüllte fleischfressende Pflanzen schmecken lecker.