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Das neue abgedrehte Papp-Gadget von Nintendo erklärt in 10 Tweets

Kein Witz: Die neueste Entwicklung des japanischen Spieleherstellers will das Spielerlebnis ihrer Kunden beflügeln – mit Karton.
Bild: Screenshot | YouTube | Nintendo

Nein, Nintendo macht keine Virtual-Reality-Brille, auch keine Switch Pro mit 4K-Auflösung und garantiert keinen weiteren "Battle Royale"-Klon. Das wäre zu einfach, zu erwartbar, zu: langweilig. Stattdessen macht Nintendo jetzt auf – kein Witz – Karton. Und das klingt so:

Das Geburtshaus von Super Mario hat nun also offenbar eine absurde Mischung aus Elektronik und Karton kreiert. "Nintendo Labo" heißen die seltsamen Karton-Paletten, die sich origamigleich zusammenfalten und ineinander stülpen lassen, um merkwürdige Karton-Spielzeuge zu basteln. Zugegeben. Das ist verwirrend.

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Im Trailer zu sehen sind etwa ein Klavier, ein Haus, eine Angel und einen Kasten, der nach einem klobigen, prämodernen Roboterrucksack aussieht. An genau diese Kartonspielzeuge lassen sich dann der Switch Bildschirm und die Controller andocken, um ihnen neue Funktionen zu geben. Auf dem Kartonklavier einfach mal Beethovens "Für Elise" raushauen? Warum nicht!

Während viele Fans jetzt wahrscheinlich wie verzaubert einen Kniefall vor dieser futuristisch-regressiven Symbiose aus Pappe und japanischem Design machen, granteln jetzt natürlich auch Gamer gegen diesen merkwürdigen Kartonagen-SciFi, denn sie haben sich etwas ganz anderes gewünscht.

Tatsächlich befindet sich Nintendos Switch-Konsole gerade in einer sehr interessanten Position. In Deutschland lief der Verkaufsstart sogar noch besser als bei der unglaublich erfolgreichen Wii. Doch neue Spiele, die es nur für die Switch und sonst nirgendwo gibt, sind rar und die vielen Games in Comic- und Cartoon-Optik, die es digital zu kaufen gibt, gefallen nicht jedem. Einige Fans etwa träumen statt von lustigen Comic-Helden von richtigen Shootern, mit Waffen, Blut und Explosionen, also allem, was dazugehört. Ob Labo das liefern kann, ist sehr fraglich.

Doch abgesehen von dem gespaltenen Echo in der Fan-Community, drängt sich allen gleichermaßen die Frage auf: Warum hat sich Nintendo zu diesem merkwürdigen Zwitter aus Karton und Gaming-Gadget entschlossen? Was für ein Meeting muss das gewesen sein, in dem der Satz "Lasst uns doch mal was aus Pappe machen" nicht zur sofortigen Kündigung geführt, sondern sich als beste Idee durchgesetzt hat? Vielleicht begann die Labogenese ja mit diesem Tweet einer amerikanischen Fast Food Kette:

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Kenner der japanischen Videospielkultur dürften ohnehin kaum überrascht sein. Pappe hat eine lange und stolze Tradition in japanischem Gamedesign.

Aber im Ernst: Eigentlich ist der Karton nur ein Schritt zurück zu den Wurzeln von Nintendo. Lange bevor der japanische Entwickler mit Mario die Welt erobert hatte, gehörten faltbare Pappmodelle zum Kerngeschäft des Spieleriesen. Dabei waren unter anderem detailverliebte Papierautos:

Die beinahe küchenpsychologische Erklärung der neuen Papp-Policy über das plötzliche Wiedereintreten der Vergangenheit, kann aber nur bedingt zufriedenstellen. Einige elementare Fragen bleiben offen. Etwa, ob andere Entwickler die Papp-Challenge aufnehmen und wie von Nintendo in einem Interview mit TIME erklärt, ebenfalls neue Papp-Designs liefern können. Die wohl wichtigste ist jedoch ganz klar: Wie schmeckt die Labo-Pappe? Wird auch sie mit den berühmten Bitterstoffen behandelt, die Nintendos neue Switch-Speicherkarten zu einem ganz besonderen Genuss machen?

Endlich an der Pappe lecken können wir vermutlich erst im Frühjahr. Die ersten "Nintendo Labo"-Kits erscheinen am 27. April 2018 und werden laut Amazon zwischen 70 und 80 Dollar kosten, Preise in Euro wurden bisher noch nicht kommuniziert.

Okay, wir haben gelogen, einen haben wir noch. Der hier ist einfach zu wichtig: Das war schon ein ziemlicher Boss-Move, Nintendo.