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The Profiles Issue

Unsere Programmierer müssen besser werden

2012 war unter anderem eine antiquierte Software schuld daran, dass die kalifornische Stadt Long Beach Bußgelder in Höhe von 17,6 Millionen Dollar von Falschparkern nicht eintreiben konnte.

Foto: alengo/iStockphoto

Wir modernen Menschen sind in fast jedem Bereich unseres täglichen Lebens von Software-Entwicklern abhängig. Ein Auto braucht 15 bis 50 Mikroprozessoren, um uns von A nach B zu bringen. Geldinstitute benötigen gigantische Datenbanken und Such-Algorithmen, um unsere Finanzdaten zu speichern und abzufragen. Und Obamacare, Ende letzten Jahres endlich eingeführt, bestand nicht zuletzt aus einer Website, auf der sich die Amerikaner für die Krankenversicherung registrieren sollten. Leider war HealthCare.gov eine einzige Katastrophe: Die User wurden häufig durch Fehlermeldungen genervt, und die Seite hatte eklatante Sicherheitslücken. Diese Geschichte war leider keine Ausnahme. Die Standish Group berichtet jedes Jahr in der CHAOS-Studie über die IT-Branche, und in der Ausgabe von 2013 heißt es, dass nur 39 Prozent aller Software-Projekte pünktlich und ohne Budget-Überschreitung abgeschlossen wurden.

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„Die Qualität steht bei unseren Produkten meistens nicht an erster Stelle“, sagt Dennis Frailey, Mitglied im Aufsichtsrat des weltweiten IT-Berufsverbandes IEEE. „Es herrscht ein hoher Termindruck. Und das war auch ein Problem bei Obamacare—es sollte einfach zu schnell gehen. Etwas so Komplexes braucht einfach mehr Zeit.“

Softwarefehler können Behörden und Firmen auf einen Schlag sehr viel Geld kosten. 2004 musste die britische Supermarktkette Sainsbury’s 3.000 zusätzliche Mitarbeiter für die Bestückung ihrer Lagerhallen einstellen, weil das 13,7 Millionen Euro teure automatisierte Versorgungskettenmanagement-System keine Waren mehr aus den Hochregalen holen konnte. Und 2012 war unter anderem eine antiquierte Software schuld daran, dass die kalifornische Stadt Long Beach Bußgelder in Höhe von 17,6 Millionen Dollar von Falschparkern nicht eintreiben konnte.

Frailey glaubt, dass sich solche Pannen vermeiden ließen, wenn Programmierer eine gewisse Kompetenz nachweisen müss­ten, bevor sie ihre Dienste öffentlich anbieten dürfen—ähnlich wie bei Ärzten oder Juristen.

Phillip Laplante, der für die Ausarbeitung der Prüfung verantwortlich ist, erklärt die Beweggründe für die neue Vorschrift so: „Man muss schon darauf vertrauen können, dass jemand, der die Steuerungssoftware für ein Atomkraftwerk programmiert, tatsächlich derjenige ist, für den er sich ausgibt.“

Das Schlamassel bei HealthCare.gov war schon schlimm genug, aber Laplantes Beispiel zeigt, dass künftige Softwarefehler zu großen Katastrophen führen könnten. „Ich befürchte wirklich“, so Laplante weiter, „dass dieses Thema so lange ignoriert wird, bis eines Tages etwas richtig Schlimmes passiert—und hinterher stellt man fest, dass ein Softwarefehler schuld war.“