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Forscher entwickeln revolutionäre Krebs-Behandlung, die Tumore automatisch aufspürt

Durch die exakte Abgabe des Arzneistoffs fällt die Chemotherapie 50 mal schwächer aus.

Manchmal kommt es einfach auf die richtige Verpackung an. Nanotechnologen der University of North Carolina at Chapel Hill wollen nun die Krebstherapie revolutioniert haben, indem sie Medikamente in Behälter steckten, welche die Arznei direkt zum Tumor transportieren. Somit kann die Medikation einer starken Chemotherapie bis zu 50 mal geringer ausfallen.

Bei dem Medikament handelt es sich um Taxol, welches als Arzneistoff in der Chemotherapie eingesetzt wird, um verschiedene Krebsarten zu behandeln. Während einer normalen Chemotherapie hat der Patient in der Regel unter enormen Nebenwirkungen zu leiden, da durch die abwehrenden Reaktionen des Immunsystem gegen das Medikament oft der Einsatz hoher Dosierungen erforderlich ist. Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, Schleimhautentzündungen, Blutbildveränderungen oder der typische Haarausfall treten auf.

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Mit dem neuen „Transportsytem", dessen Wirkstoffbehälter aus Stoffen, die aus dem eigenen Immunsystem des Patienten hergestellt werden, bestehen, sollen diese unangenehmen Nebeneffekte eingedämmt und die Krankheit gleichzeitig effizienter geheilt werden können.

Die neue Methode nennt sich exoPXT, und die Forscher der UNC Eshelman School of Pharmacy's Center for Nanotechnology in Drug Delivery wollen nun mit dem Einsatz von einer 50 mal geringeren Chemo-Medikation den Lungenkrebs besiegen. „Damit können wir Patienten nun vielleicht mit kleineren und gezielteren Dosierungen der starken Chemotherapie-Medikamente behandeln und trotzdem effektiver vorgehen, bei gleichzeitig schwächeren Nebenwirkungen", so die Chemikerin Elena Batrakova in der Presseerklärung zur Studie.

Das Revolutionäre an der Therapie ist der Transport der Arzneimittel, bei dem die Chemiker sich winziger Exosome bedienen— Bläschen, welche aus dem Material der Zellmembran bestehen. Diese werden von lebenden Zellen nach außen entsorgt und treten in besonders großer Menge bei Blutplättchen und Tumorzellen auf. Da sie schädliche Zellen selbständig „diagnostizieren" und diese bekämpfen können, lassen sich Exosome auch als Biomarker, also biologische Indikatoren für Krankheiten, nutzen.

„Indem wir die Exosome weißer Blutkörperchen verwenden, versehen wir die Medizin mit einem Tarnumhang, der sie vor dem Immunsystem verbirgt", erklärt Batrakova. „Wir wissen nicht genau, wie das geschieht, aber die Exosome schwärmen zu den Krebszellen aus und umgehen dabei jeglichen Widerstand, der ihnen beim Transport der Arznei in die Quere kommen könnte."

Bisher wurde diese Methode noch nicht am Menschen ausprobiert. Die Wissenschaftler begannen ihre Versuche, indem sie Exosome von Mäusen mit Taxol befüllten und diese zellulären Frachtcontainer in einer Petrischale mit Krebszellen aussetzten. Wie geplant spürten die Exosome dabei die Krebszellen automatisch auf und setzten die Medikation somit gezielt frei.

Nach dem Erfolg dieses Laborversuchs, testeten die Nanotechnologen exoPXT auch in Mäusen mit Lungenkrebs, der sich resistent gegen andere Medikamente entwickelt hatte. Dafür färbten sie die Exosome ein, um den Weg des Wirkstoffes genau verfolgen zu können—und siehe da, erstaunlicherweise, begaben sich die Exosome auf direktem Weg zu den Tumorzellen.

„Die exakte Vermessung des gesamten Tumors in den Lungen ist eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten", so Batrakova. „Unsere Ergebnisse zeigen wie wirkungsvoll Exosome für die Therapie und Diagnose eingesetzt werden können."