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12 Millionen Dollar Strafe für Ehepaar: Nintendos gnadenloser Kampf gegen Retro-Gaming-Seiten

Nintendos hartes Vorgehen gegen Retrospiele könnte ganze Teile der Gaming-Geschichte auslöschen.
Screenshot der inzwischen abgeschalteten LOVERetro-Website
Bild: Screenshot | WaybackMachine | LoveRetro.co || Shutterstock || pockygallery | Bearbeitung: Motherboard

Nintendo hat im Kampf gegen ROM-Seiten einen weiteren Sieg erzielt. Am 13. November wurde bekannt, dass die Betreiber von zwei großen Retrogaming-Seiten eine enorme Strafe von über 12 Millionen US-Dollar an Nintendo zahlen sollen. Bereits im Juli hatte Nintendo gegen das Ehepaar, das die Seiten LoveROMS.com und LoveRETRO.co betrieb, vor einem Gericht in Arizona Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzungen eingereicht. Um nicht ebenfalls von Nintendo belangt zu werden, haben in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Retrogaming-Seiten ihre Angebote offline genommen.

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Viele Videospielklassiker lassen sich heute auf normalen Weg nicht mehr spielen: Teilweise können neue Konsolen die alten Spiele schlicht nicht mehr lesen, teilweise sind alte Konsolen wie Super Nintendo oder Sega Mega Drive nicht mehr mit modernen Flachbildschirmen kompatibel. Abhilfe können Emulatoren schaffen, die die Hardware der alten Konsolen auf dem Computer simulieren. Die passenden Spiele werden auf Retrogaming-Seiten als digitale Kopien, sogenannte ROMs, zum Download angeboten. Rechtlich gesehen befindet sich das jedoch in einer Grauzone – denn oft verstoßen die Downloads gegen das Urheberrecht.


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Die Seiten LoveROMS.com und LoveRETRO.co wurden vom Ehepaar Jacob und Cristian Mathias betrieben, als sie "wegen dreister Verstöße gegen das Urheberrecht" von Nintendo verklagt wurden. Der Fall ging allerdings nicht vor Gericht, da sich das Ehepaar zu direkten und indirekten Copyright-Verletzungen bekannte und einer außergerichtlichen Einigung zustimmte. Wie das Online-Magazin TorrentFreak berichtet, ist es auch Teil der Vereinbarung, dass das Paar künftig keine Nintendo-ROMs nutzen, teilen oder verbreiten darf. Außerdem müssen die beiden alle Spiele, Spieldateien und Emulatoren, die sich in ihrem Besitz finden, an Nintendo aushändigen.

Entschuldigung an Nintendo

Wer die Website LoveRETRO.co aufruft, bekommt nun diese "Entschuldigung an Nintendo" zu sehen | Bild: Screenshot | LoveRETRO.co

Dem Bericht von TorrentFreak zufolge ist es unwahrscheinlich, dass das Paar tatsächlich die vereinbarte Summe von 12,23 Millionen US-Dollar zahlen wird. Dahinter steht die Vermutung, dass hinter den Kulissen eine wesentlich kleinere Summe vereinbart wurde. Das sei bereits bei ähnlichen Gerichtsverfahren, beispielsweise dem gegen Hotfile, der Fall gewesen. Die gigantische Summe könnte demnach eine Warnung an andere Betreiber von Retro-Gaming-Seiten sein. Klar ist: Nintendos Vorgehen wirkt bereits jetzt abschreckend.

Motherboard hat bereits darüber berichtet, wie Nintendos juristischer Kreuzzug gegen ROM- und Emulator-Seiten große Teile der Retrogaming-Szene aus dem Internetverdrängt. Im August hatte beispielsweise die beliebte Seite für Retrospiele EmuParadise seine ROMs vom Netz genommen. Dieses Vorgehen könnte für die Netzkultur enorme Folgen haben, denn viele alte Games können heute nur noch über Emulatoren gespielt werden. Indem Nintendo diese ROM-Seiten platt macht, verschwinden wichtige Teile der Gaming-Geschichte aus der Öffentlichkeit. Zumindest steuern Plattformen wie das Internet Archive diesem Trend entgegen, indem sie schrittweise Spieleklassiker auf legalem Weg für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.