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Bittere Aussichten dank Klimawandel: 2050 wird die Kaffee-Anbaufläche knapp

In nur dreißig Jahren wird sich die Anbaufläche für Kaffee halbiert haben, warnt eine Studie der HU Berlin. Höhere Temperaturen und Veränderungen der Niederschlagsmenge sind schlecht für die Arabica und machen Kaffee vielleicht schon bald zum Luxusgut.
​Kaffeeanbau in Kolumbien. Alle Bilder: ​CIAT

Kaffee könnte sehr bald zu einem seltenen Gut werden, warnt eine Studie der HU Berlin. Schon in 30 Jahren ist möglicherweise die Hälfte des Anbaulands verschwunden, so das Ergebnis der Modelluntersuchung, die eine Gruppe Landwirtschaftswissenschaftler um Christian Bunn diesen Monat im Fachjournal Climatic Change veröffentlichte.

Die Forscher eruierten dafür zunächst, wo überall auf der Welt Kaffee angebaut werden kann. Dann simulierten sie mit den Daten aus fünf verschiedenen existierenden Klimamodellen, welche Bedingungen in diesen Gebieten in 30 Jahren herrschen werden.

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Und das sieht leider ziemlich bitter aus: Nach diesen Berechnungen verschwindet die Hälfte der gesamten Landfläche, die für Kaffeeanbau geeignet ist, bis 2050. Insbesondere die aromatische Arabica-Bohne leidet und könnte von der bitteren Robusta verdrängt werden. Schuld ist ein alter Bekannter: der Klimawandel. Also letztendlich: wir.

Bittere Aussichten dank Klimawandel: 2050 wird die Kaffee-Anbaufläche knapp.

Wärmeres Klima killt die Arabica. Betroffen sind besonders die niedrigeren Lagen der Anbaugebiete. Alle folgenden Bilder: CIAS

Für ihre Prognose nutzen die Forscher kombinierte Klimadaten aus fünf Modellen des jüngsten IPCC-Gutachtens und betrachteten die Auswirkungen auf Anbaufaktoren wie Temperatur und Niederschläge bei den zwei Bohnen, die den Kaffeemarkt dominieren: Arabica und Robusta.

Die Studie zeigt, dass die Veränderungen besonders in den niedrigeren Lagen zu spüren sein werden. Insbesondere die wichtigen Anbaugebiete in Brasilien und Vietnam werden in Zukunft laut der Prognose ganz besonders unter dem Klimawandel leiden.

„Wenn das so weitergeht, werden wir in 50 Jahren alle Tee trinken."

Sollte die Menschheit weiterhin eher gemächliche Schritte zur Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen unternehmen, werden die klimatischen Veränderungen zunächst die kleinen Farmer treffen, die 90 Prozent der Weltmarktmenge produzieren. „Wenn das so weitergeht, werden wir in 50 Jahren alle Tee trinken", sagte der Direktor der World Coffee Research, Leo Lombardi, bei Fast Company.

In Äquatornähe könnte die Robusta die Arabica fast vollständig verdrängen, weil die Arabica so empfindlich gegenüber Wärme ist. Stark schwankende Temperaturen, so das Ergebnis der Studie, wirken sich aber auch negativ auf die Ernte der Robusta-Bohne (deren botanischer Name ist Coffea canephora) aus.

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Schon im vergangenen Jahr konnten Kunden die Auswirkungen von Umweltfaktoren direkt bemerken, als der Preis wegen durch einen Pilz verursachten Missernten und Dürren immer wieder stark schwankte.

Auf diesen Karten lässt sich erkennen, wie in der Studie die Eignung für den Anbau der Pflanzen nach Anbaugebiet errechnet wurde. Die hier rot eingefärbten Gebiete bedeuten, dass sich dort die Bedinungen für das Wachstum der Bohnen in 30 Jahren dramatisch verschlechtert haben werden. Weitere Karten sind der öffentlich einsehbaren Studie angehängt. 

Die Kaffeewelt 2050: Veränderungen der Eignung für die Arabica-Aufzucht in den größten globalen Anbaugebieten.

Die Kaffeewelt 2050: Veränderungen der Eignung für die Robusta- und Arabica-Aufzucht in den größten globalen Anbaugebieten. Bild: ​CIAT

Und so könnte Kaffee zu einem Zweiklassengetränk werden, denn obwohl es über 100 Kaffeebaumarten gibt, produzieren nur zwei Stück—die Robusta und die Arabica—Bohnen, mit denen wir Getränke brauen. Die feinere Arabica-Bohne wird seltener und damit auch teurer, während die günstigere, aber auch koffeinhaltigere und bitterer schmeckende Robusta den Markt dominieren wird.

Erst kürzlich wurde die DNA des Kaffees entschlüsselt. Experten glauben, dass Kaffeepflanzen in naher Zukunft auch genetisch modifiziert werden, um den Koffeingehalt und den Geschmack der Bohnen entsprechend unseren Vorlieben anzupassen—und, um die Pflanzen widerstandsfähiger zu machen.

Die Lösung könnte die Verlagerung in Hochebenen sein

Die Forscher von der HU Berlin haben aber auch einen ganz praktischen Vorschlag: Die Kaffeeproduktion könnte sich bei guter Wirtschaftslage in die Hochebenen verlagern. Der Haken daran: Für diese Anbauflächen müsste man wieder mehr Land entwalden, was natürlich kontraproduktiv im Kampf gegen den Klimawandel ist, da Bäume das CO2 aus der Luft ziehen können.

Definitiv werden sich unsere Trinkgewohnheiten also in Zukunft angesichts dieser drohenden Ressourcenknappheit verändern. Vielleicht kommt ein findiger Foodhacker bis dahin mit einem köstlichen ​Mokka-Soylent um die Ecke. Oder wir machen es wie die Raver und Programmierer—zwei Personengruppen, die sich mit dem Wachbleiben zumindest ganz gut auskennen—und trinken einfach Mate.