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Die Freiburger Highspeed-Kanone wird uns vor dem Asteroiden-Armageddon retten

Die schnellste Leichtgaswaffe der Welt soll im Fall der Fälle einen Asteroiden beschießen und von der Erde ablenken.
Die XLLGG: Bild: Screenshot Fraunhofer Institut für Kurzzeitdynamik

Es ist noch nicht lange her, dass über der Stadt Tscheljabinsk in Russland im Februar 2013 ein Meteorit explodierte und am Boden einschlug. 1500 Menschen wurden verletzt und über 7000 Gebäude beschädigt. Tote gab es zum Glück nicht, doch ein Asteroid oder Near Earth Object (NEO) mit dem Durchmesser eines Footballfeldes könnte leicht eine wesentlich größere Stadt komplett zerstören, sagt Alan Harris, verantwortlicher Forscher am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.

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Um das zu verhindern, hat sich die Weltraumforschung den „Kinetic Impactor" ausgedacht. Das Prinzip ist einfach und erinnert an kosmisches Billard: Den Asteroiden möglichst hart schubsen oder beschießen, wenn er sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet, damit seine Umlaufbahn vom Zusammenprall mit der Erdoberfläche abgelenkt wird.

Mit 36.000 km/h auf poröse Sandsteinblöcke

Zur Forschung an dieser Methode hat das Fraunhofer Institut für Kurzzeitdynamik in Freiburg die schnellste Leichtgaskanone der Welt entwickelt. Ihre Extra Large Light Gas Gun (XLLGG) soll entscheidend zur irdischen Asteroidenabwehr beitragen. Sie beschleunigt millimetergroße Kügelchen auf zehn Kilometer pro Sekunde (das entspricht 36000 km/h) und ballert sie dann auf Sandsteinblöcke. 

Bisher simuliert die Kanone den Einschlag auf Asteroiden im Freiburger Labor. Die Wissenschaftler messen die Größe des zurückbleibenden Kraters im porösen Material und wieviel Geröll in die Umgebung geschleudert wird, als Teil des EU-finanzierten Projektes NEOShield zur Asteroidenabwehr.

Eine Gruppe, die sich aus allen Raumfahrtnationen zusammensetzt, diskutiert in einer Konferenz jedes Jahr über die Details der Bedrohung und eine globale Zusammenarbeit. „Eine Möglichkeit wäre, man startet eine relativ massive Raumsonde und schlägt mit einer hohen Geschwindigkeit in den Asteroiden ein", so Dr. Alan Harris vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

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Bei Brocken unter 50 Meter Durchmesser machen die Forscher erstmal gar nichts.

Bei Brocken unter 50 Meter Durchmesser machen die Forscher aber erst mal gar nichts: „Wir haben uns da auf eine Schwelle geeinigt, wann wir das Flugmanöver starten. Erst im Falle eines Asteroiden von über 50 bis 100 Meter Durchmesser würde die Weltraummission gestartet", so der Wissenschaftler Detlef Koschny zu Euronews.

Zum Glück löscht nur einmal alle 65 Millionen Jahre ein riesiger Killerasteroid das Leben auf der Erde aus. Das ist zwar nicht besonders oft, aber Gesteinsbrocken mittleren Ausmaßes fliegen trotzdem immer mal wieder nah an unserem Planeten vorbei. Wer mag, kann in dieser Tabelle die letzten und nächsten Beinahe-Einschläge nachgucken und sich freuen, was wir doch tagtäglich für ein Schwein haben.

Seit Beginn des Programms NEOShield wurden 863 Near Eearth Objects (NEO), die größer als ein Kilometer im Durchmesser waren, identifiziert. Penibel aufgelistet („Form: kartoffelartig"), werden die Objekte in verschiedene Gefahrenstufen klassifiziert und ihre Entfernung von der Erde berechnet.

Die Forscher hoffen nun, in einer weiteren Förderungsphase eine Weltraummission starten zu dürfen, um auch mal auf einen echten Asteroiden schießen zu können. Denn rund um unseren Planeten gibt es außer den Gesteinsbrocken noch mindestens 17.000 von der Erde aus erkennbare Objekte, die als Weltraumschrott durch die Gegend fliegen. Sie kommen von vergangenen Weltraummissionen und, um diesen Müll aufzuräumen, damit er uns nicht auf den Kopf fällt, kann man praktischerweise mehr oder weniger die gleichen Methoden anwenden.

Aber es ist auch beruhigend zu wissen: Wenn die Zeit knapp wird, könnten wir den Asteroiden zur Not auch einfach Armageddon-mäßig sprengen.