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Autonome Fortpflanzung: Dieser Roboterarm baut Kopien von sich selbst

Roboter bauen Roboter bauen Roboter bauen Roboter.
​Unsere Roboter bauen unsere Roboter bauen unsere Roboter  bauen unsere Roboter... Bild: Universal Robots

Ein dänischer Roboterhersteller hat seinen neuen Roboterarm vorgestellt, den UR3. So weit, so langweilig. Dachte auch ich, als ich diese Neuigkeit gelesen habe. Aber: Dieser vermaledeite Arm kann ziemlich viel. So viel, dass auch einem normalsterblichen Ingenieur ein wenig unheimlich wird.

Die sechsachsige Maschine kann zum Beispiel die Oberfläche und die Umrisse eines Körpers nachfühlen und an den Rändern verkleben, ohne dafür speziell programmiert zu sein. Dafür braucht der Roboter nicht mal eine Kamera. Wenn er eine Schraube festzieht, weiß er, wie sanft er drücken darf und wo das korrekte Drehmoment liegt.

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Seine Vielseitigkeit geht aber noch weiter: Schon heute hilft er in den Hallen bei Universal Robots beim Bau seiner eigenen Duplikate. Er selbst erledigt die Fertigung und den Zusammenbau der Teile, aus denen neue Roboterarme gefertigt werden. Ein Roboter also, der sich zumindest bei entsprechender Programmierung autonom fortpflanzt.

​Die dümmsten Roboter der Welt können sich immer noch gut im Sumo-Ring prügeln

Das sei ein riesiger Schritt in eine Zukunft der selbstreplizierenden Roboter, schreibt der Fachjournalist Erico Guizzo in seinem Artikel für das Ingenieurs-Erotikmagazin ​IEEE Spectrum.

Besonders daran: Der Roboter hat keine Sensoren, die zum Beispiel die Geschwindigkeit oder das Drehmoment steuern. Hinter dem matt gebürsteten Aluarm steckt stattdessen ein ganzer Haufen Linux-basierte Software in Verbindung mit einem regulären PC, der alle acht Millisekunden neu berechnet, wo der Arm im Raum steht und welche Bewegungen die einzelnen Gelenke ausführen sollen.

Wir sind alle verdammt: Der selbstreplizierende Arm mit seinen beiden größeren Geschwistern aus der Serie. Alle Bilder: Universal Robots

Dazu kommen noch die ein oder anderen Funktionen, die man von einem elektronischen Fabrikarbeiter ohnehin erwarten würde: Präzises Platzieren, Löten, Vernieten und Oberflächen bemalen. Laut Hersteller soll der UR3 als kollaborativer Roboter neben dem Menschen in Fabriken arbeiten und ihm monotone und anstrengende Bewegungsabläufe abnehmen.

Die Arme sind so leicht zu programmieren, dass das laut IEEE Spectrum „sogar ein Reporter" schafft (schönen Dank auch): Du schnappst dir den Arm, führst ihn herum und klickst auf Replay. Voilà, der UR hat sich die Bewegungsabläufe gemerkt und führt sie immer und immer wieder aus.

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Unsere Roboter helfen, unsere Roboter zu bauen.

Für den Preis von 35.000 US-Dollar können Firmen den autonomen Arm vorbestellen—sie brauchen ja theoretisch nur jeweils einen für den Anfang (und einen irgendwie erbeuteten Bauplan aus Dänemark). Den Rest kann die Maschine zum Großteil selbst erledigen.

Was passiert nun, wenn wir Roboter bauen, die Roboter bauen, die Roboter bauen? Klar ist erstmal nur: Es entsteht rege Nachfrage. Im vergangenen Jahr konnte die Firma 2000 Roboterarme absetzen. Bis zum endgültigen Zustand der Roboter-KIs gegen uns sollen die Arme den Arbeitern in den Zuliefererbetrieben beim Zusammenbau von Komponenten helfen, aus denen neue Arme entstehen: „Unsere Roboter helfen, unsere Roboter zu bauen", wird der CEO von Universal Robots zitiert.

Dabei ist die Technologie dahinter gar nicht mal so neu: Es gibt zum Beispiel schon längst 3D-Drucker, die sich selbst replizieren, wie den RepRap. Jeder Besitzer dieser Maschine kann mit dem entsprechenden material theoretisch unendlich viele Kopien des Druckers selbst herstellen.

Werden autonome Roboter uns nun alle ersetzen und/oder vernichten, so wie dieser angeblich so harmlose Snack-Helfer?

Eher nicht: Wenn man sich dem UR3 in den Weg stellt, stoppt ein Schutzmechanismus bei Berührung die Maschine ab.

Und falls doch, gibt es zumindest einen schwachen Trost: Manche Roboterfirmen übernehmen mittlerweile schon Verantwortung für arbeitslos gewordene Angestellte wie den Burger-Zusammenbauer im Fast-Food-Restaurant: So kümmert sich die Robotikforma Momentum Machines aus San Francisco gleich um eine Anschlussverwertung für die Menschen, deren Job von einer perfekten Burger-Baumaschine ersetzt wird.

Und mal ehrlich—Fleischklopse stapeln und Schrauben eindrehen sind bei allem Technik-Unbehagen sicher keine Berufe, um die irgendjemand einen Roboterarm beneiden müsste.