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Kryptische Kommunikation dank Alkohol

Wird uns molekulares Messaging vor der NSA schützen?

Und wieder einmal erleichtert Alkohol unsere Kommunikation. Bild: Flickr/Stuart Richards

Laut Historikern hat Alkohol den Menschen seit 10.000 v.Chr. dabei geholfen, das auszusprechen, was ihnen auf den Herzen lag. Nun könnte Alkohol auf neue Weise dazu dienen, Nachrichten zu verschicken.

Britische Forscher arbeiten an einer „molekularen Kommunikation“, welche die drahtlose Übertragung von Nachrichten in komplizierten Umgebungen ermöglichen solle: Unterwasser, in Höhlen, Tunneln, Öl-Pipelines und überall dort, wo man mit elektromagnetische Wellen nicht so gut arbeiten kann.

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Ein Encoder lässt den flüssigen Alkohol verdunsten und verschlüsselt gleichzeitig die Moleküle, während er sie an schwer zugängliche Stellen verteilt. Weise Gu, Ingenieur an der Universität Warwick, arbeitet an der Technologie und sagt, dass jemand mit einem speziell angefertigtem Decoder dann die Nachricht so übersetzen kann, dass sie von einem Menschen gelesen werden kann.

„Wir sprühen chemische Moleküle in die Luft oder unter Wasser, oder durch Material, mit variierenden Sprühmittel-Konzentrationen, was verschiedene Nachrichten abbilden kann,“ sagte er. „Es unterscheidet sich nicht viel von Handys oder anderen Systemen zur Ver- und Entschlüsselung, aber statt die Hilfe von elektromagnetischen Wellen zu nutzen, verwenden wir Moleküle.“ Die aktuellen Prototypen laufen mit handelsüblicher Elektronik, die weniger als 80 Euro kostet.

Das System funktioniert wie Morse-Code oder ein binäres System, sagt Guo, der am Mittwoch in einer Studie, die im PLOS ONE veröffentlicht wurde, erklärt hat, wie das Ganze funktioniert. Die erste Nachricht, die von seinen Kollegen an der York Universität in Kanada verschickt wurde, war übrigens ein bedeutungsschweres, „Oh Kanada":

„Mit unserem elektronisch gesteuerten Spray, verteilen wir an sich nichts anderes als eine Folge von Einsen und Nullen“, sagte er. „Eins bedeutet an und Null aus, und unserer Decoder übersetzt das dann.“

Das System ähnelt der Art und Weise, wie Tier mit Pheromonen kommunizieren. Allerdings gibt es ein paar offensichtliche Einschränkungen, auch wenn sich einige davon am Ende vielleicht als nützlich entpuppen. Da Alkohol-Moleküle sich schnell verteilen, müssen die kommunizierenden Menschen relativ nah beieinander sein. Außerdem bedeutet es, dass nur jemand mit einem Decoder in der Lage ist, die Nachricht zu empfangen.

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Das öffnet neue Möglichkeiten, für Leute, die zum Beispiel ihre Kommunikation vor der NSA geheim halten wollen—und nicht direkt die Quantenkryptographie zur Hand haben. Die Tatsache, dass Alkohol so schnell verdunstet gibt der Nachricht zusätzlich eine entspannte Kurzlebigkeit.

„Gewiss, aus der Verschlüsselungperspektive gesehen, wird jemand, der weit weg ist, nicht in der Lage sein, die Nachricht zu empfangen", sagte er. „Aber genauso unmöglich wird es dem anderen gemacht, die Nachricht zu erhalten, wenn er nicht weiß, dass du Alkohol benutzt. In diesem Moment versucht vermutlich jemand Nachricht aus elektromagnetischen Wellen zu erschnüffeln, wenn man jetzt also Alkohol benutzen würde, wäre das ziemlich unerwartet."

Molekulares Messaging lässt sich auch gut in gefährlichen Arbeitsumgebungen anwenden. Da wo Handysignale nicht besonders gut funktionieren, wie zum Beispiel in Bergwerken, Unterwasser-, oder im Tunnel, gibt es oft keine gute Methode drahtloser Kommunikation. Mit der alkoholischen Verteilung könnte jemand, der im Bergbau arbeitet, schnell Warnmeldung senden, die in der gesamten Höhle verteilt werden. Guo berichtet, dass sein Team einem Unternehmen die Technologie zur Verfügung gestellt hat, um ihr Potential als handelsfähige Technologie zu erkunden, die für Bergbauunternehmen von Nutzen sein kann.

„Die Herausforderung in diesen eingeschränkten Umgebungen ist, dass sich Nachrichten nicht gut verbreiten.“ sagte Guo. „Aufgrund der Natur von Diffusion, sind wir jetzt in der Lage, eine bessere Kommunikation zu gewährleisten."