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Dieser YouTube-Kanal wird bald größer sein als PewDiePie

Auf dem Kanal von T-Series gibt es bunte Bollywood-Tänze und Dramatik pur. Der Kanal ist schon bald der größte der Welt. Da hilft es auch nichts, dass PewDiePie seine Fans in einem ironischen Video zum Gegenschlag aufgefordert hat.
Bhushan Kumar, der aktuelle Geschäftsführer von T-Series, (links) und PewDiePie (rechts) | Bild: Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 3.0 || YouTube

Der YouTuber Felix Kjellberg, besser bekannt als PewDiePie, betreibt mit aktuell 65,7 Millionen Abonnenten den größten Kanal der Video-Plattform. Doch nun wird ihm dieser Titel von T-Series streitig gemacht, einem indischen Entertainment-Kanal, der von einem Film- und Musikstudio aus Mumbai betrieben wird.

Momentan hat T-Series 60,3 Millionen Abonnenten. Der Kanal zeigt größtenteils Musikvideos und Filmmusik aus Bollywood-Filmen – und schlägt damit aus einer der größten Branchen der Welt Kapital. Die Videos, die auf dem Kanal veröffentlicht werden, liefern das, was man von einem Bollywood-Kanal erwarten würde: kunterbunte Tanzszenen, wie in dem Musikvideo zur neuen "Horror-Komödie" Stree, und eine ordentliche Portion Dramatik. Eines der meist aufgerufenen Videos des Kanals mit über 560 Millionen Views ist das Musikvideo "Lahore".

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T-Series wurde von Gulshan Kumar gegründet, der 1997 von Kriminellen auf offener Straße erschossen wurde. Zuvor hatte Kumar eine steile Karriere hingelegt: Während er anfangs billige Kassetten im Laden seiner Eltern verkaufte, stieg er innerhalb von 20 Jahren zu einem der größten Produzenten in Bollywood auf.

Auf YouTube verdient T-Series mit seinen über 12.000 Videos bis zu 10 Millionen Euro im Monat und gewinnt jeden Tag durchschnittlich 150.000 neue Abonnenten hinzu. Das geht aus der Auswertung des Social-Media-Analysedienstes Social Blade hervor. Wenn die Wachstumsprognosen von Social Blade stimmen, wird T-Series PewDiePie bereits in zwei Monaten knapp überholt haben, denn dann hätte T-Series 67,9 Millionen Abonnenten, der Kanal von Kjellberg 67,4 Millionen.

Das rasante Wachstum von T-Series passt auch zum Wachstum der indischen Internetnutzung. 500 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner und damit rund ein Drittel sind aktuell auf dem Subkontinent online. Auch wenn der Markt damit zwar riesig ist, ist das Wachstumspotential noch immer groß.

Für Rajan Shah, den Mitbegründer der Association of South Asians in Media and Entertainment, ist es keine Überraschung, dass T-Series zum größten Player auf YouTube avanciert, für ihn war es nur eine Frage der Zeit. "Mich überrascht nur, dass es so lange gedauert hat, bis T-Series oder ein anderer Bollywood-Kanal zum größten Kanal YouTubes wird", sagte er Motherboard.

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T-Series schafft es geschickt, auch Teile des indischen Publikums abzugreifen, die sich ansonsten auf verschiedene regionale Kanäle verteilen würden – denn bei T-Series gibt nicht nur Inhalte auf Hindu, sondern auch auf Kannada, Telugu, Tamil und Bengali. Diese Strategie könnte sich auszahlen, wenn auch bisher schlechter vernetzte Teile des Landes online kommen, und wird T-Series dabei helfen, sich gegen Konkurrenten in der Bollywood-Szene wie Zee und Eros Now zu behaupten.

Trotz ihres riesigen Potenzials hinkt die indische Musikindustrie immer noch hinter anderen großen Märkten auf der Welt hinterher. Musikdienste wie Spotify sind im Land nur eingeschränkt nutzbare, vergleichbare indische Apps wie Saavn und Gaana sind nur in städtischen Gebieten verbreitet. "Bollywood und indische Musik ist eines der beliebtesten und größten Musikgenres der Welt", sagt Shah. Doch da die meisten Inder und Inderinnen ihre Musik über das Radio oder Videos konsumieren, würden Bollywood-Hits nie in den internationalen Verkaufscharts neben Beyoncé oder Jay-Z auftauchen.

Als nächstes plant T-Series auch über den indischen Markt hinaus zu expandieren. Das sollte nicht allzu schwer werden, schließlich ist indische Musik und insbesondere Bollywood nicht nur in Indien, sondern auch in Teilen des Nahen Ostens und Afrika beliebt.

Auch PewDiePie ist nicht entgangen, dass ihm ein anderer Kanal dicht auf den Fersen ist. In einem am 29. August hochgeladenen Video forderte er seine Fans scherzhaft dazu auf, gegen T-Series anzukämpfen. Seitdem finden sich unter zahlreichen Videos von T-Series ganz oben in den Kommentaren Botschaften von Kjellbergs Anhängern. Aufzuhalten ist der Siegeszug des indischen Musikkanals wohl trotzdem nicht – davon kann sich inzwischen jeder in Live-Streams auf YouTube überzeugen, die die Subscriber-Zahlen von PewDiePie und T-Series in Echtzeit gegenüberstellen.

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