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Popkultur

Die frauenfeindliche Geschichte des weiblichen Kannibalismus

Der Verdacht der Menschenfresserei haftete über die Jahrhunderte vor allem Frauen und Minderheiten der Gesellschaft an. Das kommt nicht von ungefähr.
Foto: imago | Westend61

Wer Menschen isst, ist kein Mensch. Über Jahrhunderte hinweg prägte die Vorstellung des Kannibalismus in der abendländischen Kultur die Wahrnehmung des Fremden und des Unzivilisierten. Es ist die Konturierung des europäischen Selbstbilds. Und anscheinend der letzte Schrei in der europäischen Filmindustrie: Im letzten Jahr gingen nicht weniger als fünf Filme beim Cannes Festival an den Start, die sich mit der Thematik des Kannibalismus auseinandersetzten, darunter Größen wie Nicolas Winding Refns The Neon Demon, Bruno Dumonts Slack Bay und Julia Ducournaus Raw.

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Jean Bréhat, Produzent von Slack Bay, stellte in einer Pressekonferenz die These auf, dass die Symbolik der Menschenfresserei sehr passend die heutige Realität widerspiegelt: "Es ist eine Metapher für den sozialen Existenzkampf", so der Pariser. In Zeiten von Hyper-Kapitalismus und Konsumkultur sei es ein Ausdruck für die Schere zwischen Reich und Arm. "Es ist ein Spiegelbild der Welt, in der wir leben. Die Reichen fressen die Armen mehr und mehr." Ein neuer cineastischer Archetypus scheint den Zeitgeist einzunehmen. Das Interessante dabei: Die Menschenfresser sind primär weiblich.

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