Smarte Tricks: Ein Smartphone mit Telegram-Logo
Vom Bot bis zur Selbstzerstörungsnachricht - all das bietet Telegram | Bild: Motherboard

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Neun smarte Tricks, die jeder Telegram-Nutzer kennen sollte

Telegram ist einer der mächtigsten Messenger, die du dir auf dein Smartphone laden kannst. Es gibt ein paar kaum bekannte Funktionen, die auch WhatsApp-Nutzer neidisch machen dürften.

Wenn du in Deutschland ein neues Handy kaufst, dann ist die erste Messenger-App, die du dir runterladen wirst, höchstwahrscheinlich WhatsApp. In anderen Ländern gibt es diesen WhatsApp-Hype nicht: In China kommt niemand an WeChat vorbei, Osteuropa verwendet vor allem Viber, in Japan schwört man auf Line. Und dazwischen gibt es eine App, die früh versucht hat, mit dem Image als sicherer Messenger zu punkten: Telegram.

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In den Medien ist die App vor allem im Zusammenhang mit IS-Terroristen und Kriminellen bekannt: So prahlte etwa Anis Amri über seine Terrorpläne auf Telegram – auch wenn Recherchen zeigten, dass das BKA durchaus Mittel hat, um Zugriff auf bestimmte Telegram-Chats zu kriegen.

Obwohl Telegram den Ruf hat, besonders sicher zu sein, gibt es in Sachen Sicherheit Probleme: Zum einen müssen Nutzer die essentielle Ende-zu-Ende-Verschlüsselung händisch für jeden Chat einzeln aktivieren, zum anderen gehen die Entwickler nicht völlig transparent damit um, wie genau verschlüsselt wird. Beides ist dagegen bei Konkurrenten wie WhatsApp oder Signal längst Standard.

Trotzdem hat die App mit dem Papierflieger im Icon tatsächlich einige Features zu bieten, die WhatsApp in den Schatten stellen– was vor allem daran liegt, dass einige Teile des Quellcodes offen verfügbar sind. Unabhängige Programmierer werden also vom Telegram-Team darin bestärkt, neue Funktionen zu entwickeln. Die vielen Zusatzfunktionen, die so entstehen, sollen die App im Vergleich zur Konkurrenz attraktiver machen.

1. Der geheime Chat – das wichtigste Feature von Telegram

Die geheime Chat-Funktion auf Telegram, Screenshot

So startest du den geheimen Chat, über den alle reden | Bild: Screenshot | Telegram

Wer auf Telegram Nacktfotos oder andere Dinge, die nicht für fremde Augen bestimmt sind, verschicken will, der sollte das mit der Self-destruct-Funktion von Telegram machen. Der Weg dorthin ist allerdings ein wenig tricky: Zunächst bietet dir der Messenger die Möglichkeit, Nachrichten innerhalb eines sogenannten geheimen Chats zu verschicken. Den startest du, indem du das Profil eines Kontakts suchst und auf "Geheimen Chat starten" drückst. Diese Funktion bietet aber nur die Telegram-App auf dem Smartphone an.

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Erst im geheimen Chat sind Nachrichten Ende-zu-Ende-verschlüsselt und können nicht von Dritten mitgelesen werden. Diese grundlegende Funktion ist bei anderen Chat-Apps wie WhatsApp oder Signal Standard, bei Telegram müssen Nutzer dafür leider selbst aktiv werden. Immerhin hat der geheime Chat hat weitere interessante Features: Du kannst keine Nachrichten aus diesem Chat weiterleiten, keine Screenshots vom Verlauf machen. Selbst wenn du eine Bildschirmaufnahme startest und dann in den geheimen Chat wechselst, bleibt die Anzeige auf dem Video später schwarz.

Du willst nicht, dass bestimmte Nachrichten oder Fotos weiterverbreitet werden? Dann ist der Selbstzerstörungsmechanismus dein Tool der Wahl. Mit einem Klick auf das Profilbild deines Chatpartners hast du die Möglichkeit, eine Zeitspanne zu setzen, nach deren Ablauf sich Nachrichten von alleine löschen. Wird ein Inhalt also das erste Mal gesehen, startet der Timer – und löscht anschließend die Nachricht, egal ob Foto, Video, Text oder Sprachnachricht.

Und wenn wir schon beim Thema Self-Destruct sind, Telegram wendet es auch auf deinen Account an: Um Karteileichen auszusortieren und die Server nicht zuzumüllen, zerstört sich jeder Account nach sechs Monaten Inaktivität von alleine. Diese Dauer kannst du übrigens verändern, die Funktion findest du unter "Einstellungen" – "Privatsphäre und Sicherheit" – "Erweitert".

2. So baust du dir deine eigene Sticker-Kollektion

Stickerkollektion in Telegram selber bauen

Obwohl Telegram-Gründer Pavel Durov als Putinkritiker gilt – ein Stickerset hat der russische Präsident trotzdem | Bild: Screenshot | Telegram

Vielleicht hast du schonmal deinen Messenger gewechselt, weil dein Freundeskreis sich geschlossen von WhatsApp abkehren wollte oder dein Verein dachte, woanders gibt es besseren Datenschutz. Ein guter Grund, um Telegram auszuprobieren, lautet: Hier gibt es Sticker.

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Zum einen findest du unzählige Sticker auf der Telegram-Website, vom Meme-Paket bis zum Best-of Wladimir Putin. Zum anderen kannst du ein Sticker-Paket einfach für deinen Freundeskreis designen. Dafür brauchst du nur ein paar Skills in Bildbearbeitung und gute Fotos. Deine Freundin stellt mit ihren Gesichtsausdrücken alle Emojis in den Schatten? Du willst die Posen deines Hundes in jedes Chatgespräch einbauen? Kein Problem. Mach ein Sticker-Paket.

Fange damit an, dass du im Telegram-Suchfenster nach dem Sticker-Bot (@stickers) suchst und mit einem Klick auf den "/start"-Knopf die Unterhaltung aktivierst. Anschließend tippst du "/newpack" ein, gibst deinem Stickerpaket einen Namen und liest die Bestimmungen zu Größe und Dateiformat durch.

Koversationsverlauf mit dem Stickerbot auf Telegram

So geht es los, wenn du @stickers das erste Mal anschreibst | Bild: Screenshot | Telegram

Der Bot empfiehlt dir jetzt, auf die Desktop-App zu wechseln. So kannst du Bilder etwa mit Photoshop bearbeiten, freistellen und sie dann in die Telegram-App hochladen, anstatt den Umweg über das Smartphone zu gehen. Die Desktop-App kannst du dir für Windows und macOS auf der Telegram-Seite herunterladen.

Schickst du das erste Bild ab, nimmt dich der Bot an die Hand und zeigt dir Schritt für Schritt den Weg zum Sticker-Paket. Wie das aussieht, zeigen wir dir hier mit unserem Motherboard-Logo.

Benutzung des Stickerbots zur Erstellung eigener Stickerkollektionen auf Telegram

Beim Erstellen eines Sticker-Pakets aus PNG-Dateien hilft dir der Sticker-Bot Schritt für Schritt | Bild: Screenshot | Telegram Desktop

3. So sicherst du deine Telegram-Daten auf deinem Rechner

Du willst deine Chats für die Nachwelt sichern oder zumindest sehen, welche Daten Telegram von dir hat? Dann hilft dir ein Feature der Desktop-App: Mit ihr kannst du deine gesamten Daten downloaden. Zwar sollte dir im Rahmen der DSGVO eigentlich jedes soziale Netzwerk die Möglichkeit geben, deine Nutzerdaten herunterzuladen; bei Telegram ist es aber besonders einfach. Außerdem kannst du detailliert wählen, welche Daten du überhaupt willst, damit du dich später nicht durch meterlange Botnachrichten wühlen musst.

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In der Desktop-App gehst du auf "Einstellungen" und scrollst dann ganz nach unten zum Bereich "Privatsphäre und Sicherheit". Dann suchst du dir aus, welche Daten du dir herunterladen möchtest. Anschließend kommt folgendes Fenster:

Information, wenn man auf Telegram alle Daten herunterlädt

Um zu gewährleisten, dass nicht irgendjemand deine Daten runterlädt, hat Telegram einen Schutzmechanismus eingebaut | Bild: Screenshot | Telegram Desktop

24 Stunden musst du jetzt warten. Damit will Telegram sicherstellen, dass wirklich du die Daten angefragt hast, und nicht jemand, der einmal kurz deinen Rechner in die Hände bekommen oder dein Smartphone entsperrt hat. Im Datenpaket findest du dann nicht nur die gesammelten Chatlogs, sondern auch Meta-Daten, aktive Sessions und sogar die IP-Adressen, mit denen du dich bisher eingeloggt hast.

4. Müllt eure Galerie nicht mit Messenger-Bildern voll

Einstellung auf Telegram zum Deaktivieren des automatischen Downloads aller Bilder in die Gallerie

Sag Nein zu einer zugemüllten Foto-Galerie: Hier deaktivierst du, dass Bilder automatisch gespeichert werden | Bild: Screenshot | Telegram

Viele Messenger speichern die Bilder, die ihr über Chats und Gruppen erhaltet, automatisch in der Fotogalerie eures Smartphones. Das kann beim Durchscrollen für unangenehme Überraschungen sorgen: Da schummelt sich ein Nacktbild aus dem Chat zwischen die Urlaubsbilder; auf einmal musst du dich durch die Memes aus zig Gruppenunterhaltungen scrollen, bis du das Foto gefunden hast, das du eigentlich suchst. Telegram denkt an solche Probleme und deaktiviert ab Werk unter "Einstellungen" die Funktion "In der Galerie speichern".

5. Mehrere Accounts verwalten: Sei Dr. Jekyll oder Mr. Hyde

Mehrere Accounts auf Telegram verwalten

Jan hat alles richtig gemacht: Ein Arbeitsaccount und ein privater Account, die er dank Telegram leicht trennen kann | Bild: Screenshot | Telegram

Manchmal brauchst du mehr als einen Account in einem Messenger: Für Kollegen bist du die Person mit dem seriösen Mittelscheitel, aber deine Freunde erkennen dich nur, wenn du Glitzer im Gesicht hast. Bei der Wahl des Profilfotos wird es dann schnell kompliziert. Genau dafür bietet Telegram die Funktion an, mehrere Accounts auf einem Handy einzuloggen.

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6. Niemand kann sehen, wann du online warst – wenn du es willst

Wie oft musstest du dir schon eine schlechte Ausrede einfallen lassen, weil du eine Nachricht zwar gelesen, aber nicht darauf geantwortet hast? Dein Endgegner in diesem Fall: die blauen Häkchen, die deinem Chatpartner genau zeigen, was du wann gesehen hast. Bei vielen Messengern lässt sich die Funktion ausstellen – bei WhatsApp aber leider nur nach dem Prinzip ganz oder gar nicht. Entweder jeder sieht, wann du online warst – oder niemand.

Bei Telegram hast du die volle Kontrolle darüber, wer sieht, wann du das letzte Mal in der App aktiv warst. Deine Chefin und deinen Fußballtrainer geht es vielleicht nichts an, wann du das letzte Mal online warst, wohingegen du deine Eltern vielleicht gerne wissen lassen willst, dass du ihre Nachrichten liest und es dir gut geht.

Unter "Einstellungen" – "Privatsphäre und Sicherheit" findet sich der Tab "Zuletzt gesehen". Hier kannst du einstellen, wer deinen Online-Status sieht – jeder, nur deine Kontakte oder niemand. Deiner Mutter oder deinem besten Freund kannst über das Feld "Ausnahmen" erlauben, deinen Status zu sehen.

7. Finde freshe Themes – oder bau dir dein eigenes

Unterschiedliche Telegram Themes

Das normale Blau-Weiß-Design ist dir zu langweilig? Die Telegram-Crowd hat genug Vorschläge | Bild: Screenshot | Telegram

Schicker geht immer, das dachten sich auch die Telegram-Entwickler und gaben euch die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche der App nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten und mit anderen zu teilen. Unter @Androidthemes beziehungsweise @iosthemes findest du Kanäle, in die Telegram-Enthusiasten ihre Designs hochladen. Zwar kann man mit der Suche gezielt nach Stichworten wie #planets oder #dark suchen, aber am besten funktioniert es, wenn man sich einmal durch den Channel scrollt und die verschiedenen Looks einfach testet.

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Solltest du hier nichts finden, das dich anspricht, dann schau in den "Einstellungen" unter "Thema" nach. Hier kannst du an jedem einzelnen Farbregler herumspielen und dir dein eigenes Noir- oder Bubblegum-Theme zusammenstellen. Das funktioniert übrigens auch für die Desktop-App, Tutorials zeigen dir, mit welchem Punkt du welche Farbe veränderst.

Einsstellungsoptionen für Themes auf Telegram

Unter "Neues Thema erstellen" kannst du an jedem einzelnen Farbregler herumdrehen | Bild: Screenshot | Telegram

8. Starte spontan einen Spieleabend, egal wo deine Freunde sind

Das beliebte Spiel "Cards Against Humanity", vom Spielprinzip am ehesten mit "Nobody is perfect" zu vergleichen, gibt es auch als Telegram-Version. Die Einrichtung ist ein wenig hakelig, aber wenn du das erstmal hinter dir hast, lässt sich jeder Spieleabend in den virtuellen Raum verlagern – und du kannst mit deinen Freunden auch dann Spaß haben, wenn du sie gerade nicht persönlich treffen kannst.

Zunächst musst du eine Gruppe mit allen Spielern erstellen. Diese Gruppe kann auch schon vorher bestehen, wichtig ist jedoch, dass du den Bot namens @chat_against_humanity_ als Gruppenmitglied in die Gruppe aufnimmst. Der nächste Schritt: Mit dem Befehl "/xyzzy_start" startest du ein neues Spiel und bist zunächst der Spielleiter. Jetzt ist es wichtig, dass jeder der Spieler einen Chat mit dem Bot öffnet, um die Fragen und Aufgaben beantworten zu können.

So sieht es aus, wenn du in Telegram eine Runde "Cards against Humanity" spielst | Bild: Screenshot | Telegram

Als nächstes tippt jedes Gruppenmitglied, das mitspielen will, den Befehl "/xyzzy_join" ein. Sobald alle am Spiel teilnehmen, sagt der Spielleiter im privaten Chat mit dem Bot "Start". Und schon geht es los: Jeder andere Spieler bekommt eine Frage, bei der er mehrere lustige Antwortmöglichkeiten zur Wahl hat. Der Spielleiter wählt dann die in seinen Augen beste Antwort aus, dieser Spieler kriegt einen Punkt.

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Im privaten Chat zeigt der Bot lustige Antwortmöglichkeiten (links). Im Gruppenchat (rechts) erscheinen die anonymisierten Antworten, bis der Spielleiter einen Punkt vergibt | Bild: Screenshot | Telegram

Wenn du jetzt auf der Suche nach anderen Spielen bist, kannst du noch andere spannende Spiele-Bots in deine Gruppe einladen: Werwolf, Poker, Spyfall.

9. Verwandele Telegram mit IFTTT zu einem Schweizer Taschenmesser

Du kannst es ruhig zugeben, wenn du dich mittlerweile in die App verliebt hast und sie am liebsten gar nicht mehr verlassen möchtest. Hey, eine gute Nachricht: Musst du auch nicht mehr.

Denn viele Funktionen, die du von anderen Apps kennst, die bietet dir auch Telegram. Dabei hilft dir der IFTTT-Bot. Um ihn zu starten, suchst du nach dem Bot @IFTTT und drückst auf den "/start"-Button. Als nächstes verbindest du deinen Telegram-Account mit deinem IFTTT-Account. Solltest du noch keinen haben, wirst du weitergeleitet und kannst dir ein Profil einrichten.

IFTTT steht für "If This Then That", das heißt du bringst Telegram bei, in bestimmten Situationen bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Klingt abstrakt? Nicht mehr, wenn du dir diese Beispiele durchgelesen hast: Deine Wetter-App stellt fest, dass es in deiner Stadt bald regnet. Verbindest du die App nun mit IFTTT, gibt dir der Bot rechtzeitig Bescheid, sodass du einen Schirm einpacken kannst.

Hilfreich ist IFTTT auch, wenn du gerade langsames Internet hast. Du willst etwa ein Bild in deinem Google Drive sichern, aber steckst gerade in einem Funkloch und willst nicht alle paar Minuten versuchen, dich in der App einzuloggen? Wenn du die passende IFTTT-Funktion aktivierst, reicht es, wenn du ein Foto an den Bot schickst. Sobald du wieder im Netz bist, lädt der Bot es automatisch in deine Cloud.

Die Königsklasse der IFTTT-Befehle sind jene, die du mit einer Telegram-Gruppe koppelst. Du benutzt Alexa, um Einkaufslisten zu diktieren, willst aber, dass auch deine WG-Gruppe Bescheid weiß, wenn gerade neues Klopapier gebraucht wird? Lade den Bot in diese Gruppe ein, aktiviere den Befehl und deine Mitbewohner erfahren sofort, was sie noch besorgen müssen.

IFTTT hilft auch, wenn du eine Nachricht erhalten möchtest, sobald die Bitcoin unter einen bestimmten Wert gefallen ist – oder wenn du deinen Freunden mitteilen willst, dass du ein neues Lied auf Spotify gespeichert hast. Und sollte dir ein Telegram-Lifehack einfallen, den es noch nicht auf IFTTT gibt, kannst du ihn dort selbst programmieren.