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Verbotene Spotify-Versionen bieten Premium-Service zum Nulltarif – doch damit könnte es bald vorbei sein

Der meistgehörte Streamingdienst wedelt mit der Peitsche: Wer seine gehackte Gratis-Premiumversion nicht löscht, könnte schon bald ganz von der App gesperrt werden.
Bild: Shutterstock

Immer nur Shuffle Play und alle paar Tracks plärrt eine halbminütige Werbung dazwischen – Spotify Free, der kostenlose Musikdienst, verdirbt seinen rund 88 Mio. Nutzern subtil den Spaß, um sie ins Bezahlangebot zu locken.

Nun zieht der beliebteste Streamingdienst des Internets die Daumenschrauben an: Weil sich immer mehr Menschen gehackte Spotify-Versionen zulegen, um sich die Kosten für das Premium-Angebot zu sparen, sendet das Unternehmen gerade Warnungen an seine Nutzer.

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"Wir haben ungewöhnliches Verhalten auf deiner App festgestellt, also haben wir sie deaktiviert", beginnt die E-Mail, die Spotify gerade an eine unbekannte Zahl von Usern schickt. Um den Dienst wieder nutzen zu können, müsse die gehackte App deinstalliert werden und eine neue Installationsdatei vom Google Play Store heruntergeladen werden, so die Nachricht weiter. "Sollten wir eine wiederholte Nutzung unautorisierter Apps unter Missachtung unserer Vertragsbedingungen feststellen, behalten wir uns sämtliche Rechte vor, inklusive der temporären oder dauerhaften Sperre deines Accounts."

Die Vorteile für viele Nutzer, sich eine modifizierte Version von Spotify zu besorgen, sind offensichtlich. Die gehackten Apps bieten kostenlos, was sonst nur zahlende Nutzer des Premiumdienstes bekommen: werbefreies Hören, Überspringen von Tracks, eine Download-Option.

Allerdings zeigte sich Spotify bisher ziemlich nachsichtig gegenüber den heimlichen Gratishörern. Mit der neuen Maßnahme will das Unternehmen das offenbar ändern. Wie viele Nutzer der kostenlosen Version zugleich die gehackte Premium-Version benutzen, ist nicht bekannt. Ebenso wenig, wie viele die Warn-E-Mail von Spotify bekommen haben. Bislang scheint sich Spotify jedoch auf Android-Nutzer zu beschränken, obwohl auch gehackte Versionen für iPhones im Umlauf sind.

Laut der Website TorrentFreak, die zuerst darüber berichtete, kann es Nutzer der gehackten Version auf unterschiedliche Weise treffen: So könnten manche den kostenlosen Klon weiter problemlos nutzen, während andere bestätigten, sich nicht mehr in ihren Account einloggen zu können.

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Die momentane Ungewissheit in der Spotify-Community spiegelt auch ein Post im offiziellen Spotify-Forum wieder. Am vergangenen Samstag fragte dort eine Nutzerin, warum sie diese Nachricht von Spotify bekommen habe, obwohl sie keine unautorisierte Version benutze. Eine Userin des "Spotify Rock Star Program" (von Spotify verifizierte Community-Experten) gab ihr den Hinweis, es handle sich wohl doch um eine unautorisierte Version, die sie erst deinstallieren müsse, um Spotify weiter nutzen zu können.

Spotify ist das Flaggschiff unter den Musik-Streamingdiensten, was Nutzerzahlen betrifft – weit vor Apple Music oder Amazon Music. Laut Angaben des Unternehmens nutzen zum Ende vergangenen Jahres 159 Millionen Menschen den Dienst, 71 Millionen davon mit einem kostenpflichtigen Account.

Trotz hoher Nutzerzahlen schreibt das Unternehmen seit Jahren Verluste, allein im letzten Jahr gut 1,2 Milliarden Euro. Ein Grund, warum das Unternehmen gerade jetzt gegen die kostenlosen Spotify-Klone vorgeht, könnte außerdem der bevorstehende Börsengang sein. Schon jetzt steht das Unternehmen deswegen unter strengerer Beobachtung von Analysten und potentiellen Aktionären.

Trotzdem bleibt es fraglich, warum Spotify so lange nichts gegen das bekannte Problem unternommen hat. Modifizierte Spotify-Versionen gibt es schon seit Längerem, noch dazu in rauen Mengen: Über eine einfache Google-Suche gelangen Interessierte in wenigen Sekunden auf entsprechende Webseiten, die eine modifizierte Spotify-Version anbieten. Die Installationsdatei im apk-Format ("Android Package Kit") ließe sich bisher bequem aufs Smartphone laden und manuell installieren.

Noch gestern schrieb ein Nutzer auf einer Hacker-Plattform unter eine gehackte Spotify-Version: "Es hat geklappt! Vielen Dank euch! Hoffen wir nur, dass sie uns nicht erwischen!"

Die Zeit des kostenlosen Spotify Premium könnte bald vorbei sein.