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Landwirtschaft

Die größte Indoor Vertical Farm der Welt braucht weder Sonne noch Boden

Die größte aeroponische Farm der Welt in New Jersey könnte jährlich fast eine Million Kilo Blattgemüse produzieren.

Vor einem Jahrhundert war Ironbound, ein Viertel in New Jersey, ein geschäftiges Industriezentrum, in dem Fabriken standen, die Benjamin-Moore-Farbe anrührten, Ballantine-Bier brauten und natürlich Stahl und andere Metalle herstellten. Heute ist der größte Teil der Industrie versiegt und viele ehemalige Fabriksgebäude wurden zu modernen Häusern und Wohnungen umgebaut. Mit der Ankunft der AeroFarms könnte das Viertel einen Teil seiner einstigen Produktivität wieder zurückerlangen. Das 10 Jahre alte Aeroponik-Unternehmen zieht in eine riesige ehemalige Stahlfabrik, um dort Stockwerk für Stockwerk schnell wachsende, nachhaltige Pflanzen und Kräuter anzubauen.

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AeroFarms wurde 2004 von Ed Harwood, einem ehemaligen Professor am Institut für Landwirtschaft der Cornell University, gegründet. Er erfand auch das Anbausystem, das maximale Erträge bei minimaler Abfallprodukten bringt. Aeroponik funktioniert ganz ohne Boden und ohne Sonne. Man kann es sich als einer Weiterentwicklung der Hydroponik vorstellen: Anstatt mit tausenden von Litern Wasser Pflanzen zu züchten, werden die Pflanzen bei AeroFarms' System mit einem nährstoffreichen Dunst besprüht. Samen werden auf wiederverwendbarem Gewebe ausgesät, auf dem sie auskeimen und wachsen. Das Gewebe wird über Schalen gespannt, die vertikal gestapelt werden und in der Fabrik 6.410 m² Platz brauchen. LED-Lichter ersetzen die Sonne und ihre Intensität wird an das Reifestadium der Pflanzen angepasst.

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Ein Entwurf einer der Räume im Gebäude von AreoFarms. Foto von AeroFarms.

Marc Oshima, der Marketingmanager von AeroFarms, sagt, dass diese Faktoren AeroFarms bedeutend effizienter machen, als traditionelle Anbaumethoden es sind.

„Wir sind jährlich 75 Mal produktiver pro Quadratfuß als normale Felder, und 10 Mal produktiver als ein hydroponisches Gewächshaus", sagt er. „Wir verbrauchen mehr als 95 Prozent weniger Wasser, als die traditionelle Landwirtschaft auf den Feldern."

„Auch im Vergleich zu hydroponischen Anbau brauchen wir weniger Wasser und weniger Nährstoffe, während unsere Pflanzen aber viel schneller wachsen", fügt Oshima hinzu. „Wir könnten die exakt gleichen Samen verwenden wie draußen auf dem Feld, wo sie 30 bis 45 Tage wachsen würden. Bei uns dauert es nur 12 bis 16 Tage. Wir sprechen hier von 22 bis 30 Ernten pro Jahr. Auf dem Feld sind es drei Ernten, wenn man Glück hat."

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Mit Aeroponik kann jede Nutzpflanze angebaut werden, sagt Oshima, aber über die Jahre hat sich das Unternehmen auf kurzstieliges Blattgemüse spezialisiert, um so viele Schalen wie möglich übereinander stapeln zu können. Pflanzen wie Tomaten und Paprika, beispielsweise, wachsen zu hoch, um sie effizient aufeinander stapeln zu können. Die Farm in Newark wird hunderte verschiedene Sorten von Nutzpflanzen anbauen, sagt Oshima, und auch konventionelle Anbauer sind mittlerweile auf AeroFarm aufmerksam geworden.

„Bauern aus Salinas in Kalifornien haben uns schon besucht—Bauern der dritten Generation, die sich mit ihren Erzeugnissen und mit der Landwirtschaft richtig gut auskennen", erzählt Oshima. „Sie kommen zu uns, sehen sich unser Produkt an und wollen es anfassen. Sie sind sehr beeindruckt."

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Ein Entwurf der neuen Vertical Farm in Newark.

AeroFarms hat in der Vergangenheit bereits mit der Stadt Newark zu tun gehabt. Vor vier Jahren legten sie eine kleine Indoor-Farm an der Phillips Academy, einer Charterschule, an. Oshima sagt, das Unternehmen plane, sowohl für Jobs als auch für Zugang zu frischem, gesunden Essen in Newark zu sorgen. 2012 lebten 44 Prozent der Kinder in der Stadt unter der Armutsgrenze; im letzten Jahrzehnt war die Arbeitslosigkeitsrate doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt.

„Wir freuen uns besonders, dass wir den Zugang zu gesunden Lebensmitteln verbessern können", freut sich Oshima. „Und wir schaffen Arbeitsplätze. Wir arbeiten eng mit dem Ironbound Community Center zusammen, um Leute aus der Gemeinde für die Arbeit auf der Farm zu engagieren."

Oshima sieht Potential für AeroFarms höchstproduktive landwirtschaftliche Methode—jährlich sollen in der Fabrik in Newark zukünftig 2 Millionen Pfund Blattgemüse produziert werden—, auch über die Grenzen von New Jersey hinaus Fuß zu fassen.

„Unsere Arbeit ist aufregend, weil wir hier ein globales Problem in Angriff nehmen", sagt er. „Wir müssen uns mit zunehmender Urbanisierung, Bevölkerungswachstum, Lebensmittelsicherheit und Ernährungssicherheit auseinandersetzen. Es besteht enorm großes Interesse, dabei zu helfen, diese Probleme zu lösen."