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​Ist das ArcaBoard endlich ein Hoverboard, das seinen Namen verdient?

Die ehemalige rumänische NGO ARCA Space Corporation hat gerade ihre Version eines voll funktionstüchtigen Hoverboards vorgestellt.
Foto: ARCA Space

Wahrscheinlich werdet ihr angesichts der Meldung, es sei nun tatsächlich das erste funktionierende Hoverboard der Welt entwickelt worden, nicht gerade mit den Ohren schlackern. Doch es gibt ein paar gute Gründe, warum das an Heiligabend präsentierte ArcaBoard im Vergleich zu den PR-trächtigen und sensationsheischenden Projekten á la Hendo und Lexus tatsächlich das Zeug haben könnte, die Bezeichnung Hoverboard zu verdienen.

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Zunächst einmal steckt hinter dem ArcaBoard ein waschechtes Luft-und Raumfahrtunternehmen, das in den letzten 17 Jahren unter anderem Stratosphären-Raketen und solarbetriebene unbemannte Luftfahrzeuge entwickelt hat. Die ARCA Space Corporation begann 1999 als rumänische NGO und produzierte vor ihrem Umzug in die USA im vergangenen Jahr für die rumänische Regierung und die Europäische Weltraumorganisation ESA.

Mit dem ArcaBoard präsentiert die Firma nun ein Hoverboard, das nicht nur über magnetischem Untergrund, sondern nahezu jeder Fläche von Beton über Sand bis zu Wasser schweben kann. Denn im Gegensatz zu Lexus oder Hendo verfügt es nicht über Supraleiter, die das Board per Levitation schweben lassen, sondern 36 hochleistungsfähige elektrische Mantelpropeller, die bis zu 272 PS und 200 kgf an Schubkraft erzeugen.

Das ArcaBoard kann so bis zu 30 Zentimeter über dem Boden schweben und erreicht eine Maximalgeschwindigkeit von 20 Km/h. Für das Versprechen der Firma, „zum ersten Mal in der Geschichte" könne „jede Person wann auch immer wo auch immer hinfliegen" reicht das wohl noch nicht, doch das ArcaBoard scheint wesentlich robuster und zuverlässiger als andere Hoverboards.

Die geballte Power auf einer Fläche von 145x76x15 Zentimetern sorgt dabei nicht nur für ein amtliches Gewicht—das ArcaBoard wiegt 82 Kilogramm—sondern hat auch ihren Preis: Ab April 2016 soll das Board für 20.000 US-Dollar die ersten Abnehmer finden.

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Wollen diese die integrierten Lithium-Polymer-Akkus ihres Boards in weniger als sechs Stunden wiederaufladen, müssen sie sich darüber hinaus auch noch eine spezielle Lade-Station, das ArcaDock—Kostenpunkt 4.500 US-Dollar—zulegen. Diese verkürzt den Ladeprozess zwar auf 35 Minuten, allerdings ist das ArcaBoard in seiner ersten Version nicht in der Lage, mehr als zwei Kilometer pro Ladung zurückzulegen, denn die Batterien sind nach spätestens sechs Minuten erschöpft.

Massentauglich wird das futuristische Fortbewegungsmittel nicht nur aus Kostengründen vorerst also nicht werden. Bisher habe ARCA Space auch erst zwei komplette Modelle fertiggestellt, so ein Sprecher der Firma gegenüber Gizmag.

Unter'm Strich haben wir hier also ein eher klobiges und unhandliches Gerät, das zum Preis eines Mittelklassewagens angeboten werden soll und sich dabei kaum als effektives Fortbewegungsmittel eignet—Für uns ein Indiz, dass sich tatsächlich jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie sich der nun schon 27 Jahre alte Traum vom Hoverboard endlich in die Gegenwart holen lässt.

Dass die Geräuschkulisse des Propellerorchesters nichts mit der sanften Pianokulisse in Arcas pseudopoetischen Promovideo zu tun haben dürfte, ist klar. Und auch was die Steuerung des Ungetüms angeht, bleiben noch viele Fragen offen.

Ein integriertes Stabilisierungssystems soll eine Kontrolle des Boards per Körperbewegung ermöglichen. Alternative sei eine Steuerung per iOS- oder Android-App möglich, welche sich per Bluetooth mit dem Stabilisierungssystem verbinde. Wie elegant das Ganze dann in der Praxis aussieht, bleibt abzuwarten.

Bevor nun aber das gewohnte Hoverboard-Bashing losgetreten wird, sei erwähnt, dass ARCA Space von der ESA mit der Aufgabe betraut wurde, das Fallschirmsystem für das Raumsondenprojekt ExoMars zu testen. In der Lage, innovative Technologien zu entwickeln, ist das Unternehmen also allemal.