Feuerwehrmann erhält weltweit aufwändigste Gesichtstransplantation aller Zeiten

Im Jahr 2001 verlor Patrick Hardison sein Gesicht. Der Feuerwehrmann befand sich gerade mit seiner Truppe im Einsatz und wollte eine Frau aus einem brennenden Haus retten, als Teile des Daches zusammenbrachen. Hardison wurde selbst von einer Feuersbrunst gefangen. Die Flammen entstellten sein komplettes Gesicht mit Verbrennungen dritten Grades.

Nun, 14 Jahre nach dem Unfall, bei dem er seine Augenlider, Ohren, Lippen, große Teile seiner Nase sowie seine Haare und Augenbrauen verlor und schwere Verletzungen an Hals und Oberkörper erlitt, hat der mittlerweile 41-jährige ein neues Gesicht.

Mehr als 70 Operationen musste sich Hardison unterziehen, damit seine schweren Verletzungen heilen konnten. Dabei wurde Eduardo Rodriguez vom NYU Langone Medical Center in New York auf ihn aufmerksam. Der plastische Chirurg nahm bei dem ehemaligen Feuerwehrmann die weltweit bisher aufwändigste Transplantation eines vollständigen Gesichts vor.

26 Stunden dauerte der chirurgische Eingriff, bei dem in zwei separaten Operationssälen insgesamt über 100 Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und technische Helfer vor Ort waren und mitarbeiten. Während in einem Raum das Gesicht und weitere Organe des Spenders bereit gestellt wurden, fand in dem anderen die letzendliche Transplantation statt.

Rodriguez setzte in dem Eingriff, dessen Kosten das Krankenhaus auf ungefähr Million Dollar schätzt, einige chirurgische Meilensteine, zu denen unter anderem folgende gehören:

• Transplantation von Ohren und Gehörgängen
• Transplantation verschiedener knöcherner Stützgebilde des Spenders wie Teile von Kinn, Wangen und der gesamten Nase
• Fortgeschrittenes 3D-Modelling basierend auf CT-Scans des Spenders für eine möglichst ideale „Passform"
• Präzise Platzierung patientenspezifischer Metallplatten und Schrauben für exakte Konturen und Symmetrie im transplantierten Gesicht

Als Spender diente der 26-jährige David Rodebaugh, der bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen war. Die Eltern des registrierten Organspenders hatten entschieden, die Leber, Nieren und Augen ihres verstorbenen Sohnes zur Transplantation freizugeben und zögerten angeblich nicht, als die Ärzte auch nach einer Verpflanzung des Gesichts fragten. „Er war ein freier Geist und liebte das Leben", so die Mutter über ihre Entscheidung.

Für eine erfolgreiche Transplantation müssen Spender und Empfänger in verschiedenen Faktoren perfekt zueinander passen und nicht nur die gleiche Blutgruppe haben, sondern auch optisch ähnliche Typen sein, damit zum Beispiel Haut- und Haarfarbe aufeinander abgestimmt sind. Doch selbst wenn die perfekte Kombination vorliegt, belaufen sich die Chancen für eine erfolgreiche Gesichtstransplantation lediglich auf 50 Prozent.

„Eine derartige Menge an Gewebe, wie wir sie Patrick transplantiert haben, wurde bisher noch nie verpflanzt", sagte Rodriguez in einer Pressekonferenz. „Diese Operation setzt neue Standards in der Gesichtstransplantation und wird als einzigartiges Lehrstück dienen. Ohne unsere großartige Zusammenarbeit im Team hätten wir Patrick nicht helfen können."

Jetzt, drei Monate nach der Transplantation, schreitet die Heilung gut voran, auch wenn noch einige kleinere Operationen vorgenommen werden müssen, wie die Entfernung überflüssiger Haut an Augen und Lippen.

Hardison muss zwar sein leben lang Medikamente gegen eine Abstoßungsreaktion des Körpers nehmen, damit sein eigenes Immunsystem nicht gegen die Transplantation arbeitet, doch der Gewinn an Lebensqualität rechnet das locker auf. In einer Presseerklärung des NYU Langone Medical Center dankt Hardison seinem Arzt und der Familie des Spenders: „Sie haben mir mehr als ein neues Gesicht gegeben. Sie haben mir ein neues Leben geschenkt."