Indischer Junge beim Glimmer-Abbau. Titelbild: Made In A Free WorldIch besitze weder eigenes Land, noch eine Orangenplantage. Ich wohne in Berlin in einer Mietwohnung und habe kein Interesse an Leibeigenschaft. Repressive Systeme sind mir zuwider und ich kaufe Bio. Aber: Für mich arbeiten 60 Sklaven.Das rechnet mir die Webseite Slavery Footprint vor, nachdem ich meine Persönlichkeitsmerkmale (Alter, Wohnort, Geschlecht) und meinen Lebensstandard (elektronische Geräte, Kleidungsstücke, Beautyprodukte) angegeben habe. Dabei würde ich mich weder als verschwenderisch oder konsumorientiert, noch als unreflektiert bezeichnen.Nicht nur auf thailändischen Fischerbooten fristen Zwangsarbeiter ihr unmündiges Dasein, Sklaverei ist auch über 2000 Jahre nach dem Imperium Romanum weiter verbreitet als jemals zuvor. Allein die komplexen Lieferketten tragen ihren Teil dazu bei, dass Zwangsarbeit in den meisten Unternehmen zu einem unangenehmen, aber essentiellen Teil der Produktionsbedingungen gehört.In Ghana werden kleine Kinder als billige Arbeitskräfte in die Volta Region verkauft, in Indien schürfen sogar Dreijährige Glimmer für Kosmetikprodukte. Ein UN-Bericht vom November des vergangenen Jahres bestätigt, dass vor allem Kinder unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten und als Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Jedes dritte Opfer eines Menschenhandels ist ein Kind, wobei sich diese Zahl aktuell im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal um fünf Prozent gesteigert hat.Laut Global Slavery Index befinden sich zur Zeit 35,8 Millionen Menschen in Leibeigenschaft weltweit. Nahezu jedes Land ist betroffen.Ins Leben gerufen wurde Slavery Footprint von dem Netzwerk Made In A Free World, welches sich dafür einsetzt, dass Unternehmen und Kunden sich auf fair produzierte und gehandelte Waren konzentrieren.Sie möchten dabei nicht nur Probleme aufzeigen und Schuld und Schande über die Unwissenden bringen, sondern bieten gleichzeitig verschiedene Hilfen an. Zum Beispiel stellt Made In A Free World eine Software für das bessere Management von Lieferketten zur Verfügung, mit der die Firmen herausfinden können, an welcher Stelle in ihrer unübersichtlichen Produktion etwas falsch laufen könnte. Made In A Free World setzt auf zunehmendes Bewusstsein, Transparenz und Verantwortung bei Firmen und Individuen.Ich wäre auf jeden Fall ganz froh, wenn ich meine Bilanz etwas herunterschrauben könnte.
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Slavery Footprint will diese dunklen Flecken auf der globalen Konsumweste aufzeigen und jedem Menschen die Möglichkeit geben, seinen Lebenswandel auf unrechte Abhängigkeitsverhältnisse zu prüfen.Dabei kann der interessierte Kunde nach einzelnen Firmen und deren Praktiken suchen oder eben anhand von Alter, Wohnort, Anzahl der eigenen Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände seinen durchschnittlichen Sklavenverschleiß berechnen.