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Klicken, drucken, töten: Waffen aus dem 3D-Drucker

Wir haben den 25-jährigen Cody R. Wilson in Texas besucht, der mit Defense Distributed eine halbautomatische Waffe zum Ausdrucken entwickelt.

Im September 2012 räumte die Wired ihr gesamtes Cover für Bre Pettis, den Firmenchef des 3D-Druckerproduzenten Makerbot, frei. Rapid Prototyping schien endgültig vor ihrem Mainstream-Durchbruch zu stehen. Aber wie die Technologie unsere Gesellschaft konkret verändern würde, war mir als 3D-Druck-Novize damals immer noch nicht klar.

Dann kam Cody R. Wilson: Ein 25-jähriger Jurastudent von der University of Texas, der daran arbeitet, halbautomatische Waffen mit Hilfe von 3D-Druckern herzustellen. Ich hörte das erste Mal in einem Gespräch mit meinem geschätzten Motherboard-Kollegen von ihm, nachdem Wilson ein Indiegogo-Konzeptvideo hochgeladen hatte, in dem er erklärte, welche speziellen Entwicklungen er mit seinem neu erworbenen 3D-Drucker realisieren wollte: 3D-gedruckte Waffen, deren Druckdateien er für jeden Open-Source im Netz zur Verfügung stellen würde. Kurz nach der Veröffentlichung unseres Videos hat der Hersteller der Maschine, Stratasys, seinen geleasten Apperat übrigens erst wieder zurückgefordert.

Ich war fasziniert. Wilson schien ein technik-affiner Vorkämpfer einer Bewegung zu sein, die ein großer Teil der USA für gefährlich halten würde. Der Tabubruch war vorprogrammiert. Um mehr über seine Version des Kampfes gegen die seiner Meinung nach falsche Waffenkontrolle kennenzulernen, besuchten wir ihm texanischen Austin, wo wir Wilson zunächst in seiner Wohnung trafen. Ich war mir anfangs nicht sicher, was ich von ihm halten sollte. Er schaute ungefähr alle zehn Sekunden nervös auf sein Handy, und hatte so seine Schwierigkeiten damit, einen normalen Augenkontakt zu halten. Und jeden zweiten Satz in unserem Interview beendete er mit „Weißt du, was ich meine?" Er sprach ausgiebig vom Fortschritt der 3D-Druck-Bewegung, die Vorteile einer techno-libertären amerikanischen Politik und die anstehende anti-staatliche Bitcoin-Revolution.

In seiner Werkstatt zeigte Wilson uns auf seinem Computer das CAD-Dokument für seinen Lower Receiver, den zentralen Teil der für ein funktionierendes AR-15-Gewehrs benötigt wird. Als ironisches Statement thronte dabei über uns eine riesige amerikanische Flagge. Defense Distributed wird zwar noch einige technische Hürden nehmen, um ein wirklich dauerhaft stabiles Gewehr 3D-drucken zu können. Aber für Cody ist das kein Problem, denn er glaubt, dass „jeder technische Rückschlag nur Teil eines langwierigen wissenschaftlichen Prozesses sei, dass uns zu einem funktionierenden Gewehr-Design führt." Er klang dabei ziemlich siegessicher.