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Wie das FBI untersuchte, ob Dungeons & Dragons-Spieler in Wahrheit Terroristen sind

Gerade freigegebene Dokumente enthüllen ein großes Missverständnis zwischen Gamern und FBI-Ermittlern.
Qfamily/Flickr/CC-by-2.0

Die FBI-Dokumente bringen Erstaunliches zu Tage: Sie zeigen, dass FBI-Ermittler im Zuge der umfassenden Ermittlungen zum Öko-Terroristen Unabomber auch eine Gruppe von Dungeons & Dragons-Spielern ins Visier nahm. Schon der Titel des FBI-Memos aus den 1990er Jahren, das erst jetzt nach einer Anfrage der Enthüllungsplattform Muck Rock freigegeben wurde, klingt alarmierend: Offenbar schätzen die Beamten die lose Gamer-Gruppierung als "bewaffnet und gefährlich" ein.

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Um zu verstehen, womit sie es beim Gaming-Universum Dungeons & Dragons überhaupt zu tun haben, beginnt das FBI-Memo mit einem Interview, das die Behörde mit einem Mitarbeiter des ehemaligen D&D-Herausgebers TSR geführt hat. Das Resultat ist eine extrem vereinfachte Einführung in Fantasy-Rollenspiele und "War Gaming". Der Erkenntnisgewinn der Ermittler ist überschaubar: Beim War Gaming werden Kampfszenen nachgestellt, bei Fantasy-Rollenspielen geht es um fiktionale Szenarien und Charaktere. So weit, so bekannt.

Nach einem kurzen Abriss der D&Ds Entstehungsgeschichte geht das Memo dann zu einer knallharten Charakterisierung der Spieler über, die das Game zocken. Die Beamten hätten es hier mit "extrem intelligenten Individuen" zu tun, die sich ihr teures Hobby oft vom Munde absparen. Außerdem seien die Spieler oft "übergewichtig und nicht sehr gepflegt".

Schließlich befindet sich in der Akte auch noch eine Liste, in der "bekannte Mitglieder der Dungeons & Dragons" aufgeführt sind. In der Version, die Muck Rock vorliegt, ist die Liste jedoch nicht enthalten.

Der spannendste Teil der Untersuchung findet sich schließlich in einem umfassend zensierten Abschnitt der Akte. Dort geht es um die Frage, warum das FBI überhaupt dachte, dass zwanzigseitige Würfel etwas mit den Unabomber-Attentaten zu tun haben könnten. Die Antwort wirft kein besonders gutes Licht auf die Ermittler: Denn bevor das Memo in Auftrag gegeben wurde, hatte das FBI offenbar einen D&D-Spieler verhört. Dieser sagte aus, dass mehrere Mitglieder der Gruppe sich gegenseitig vorwarfen, hinter den Briefbombenanschlägen zu stecken. Den interviewten Gamer wunderte das nicht weiter, denn schließlich seien viele Gaming-Enthusiasten gleichzeitig auch paranoide Verschwörungstheoretiker, die wahrscheinlich darüber fantasierten, der Täter könnte aus ihren Reihen stammen. Das FBI nahm die Anschuldigungen jedoch ernst und nahm die Gamer genauer unter die Lupe.

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Wie es in den D&D-Ermittlungen weiter ging, ist den Muck Rock vorliegenden Dokumenten leider nicht zu entnehmen. Es liegt kein abschließendes Fazit vor und in der mit veröffentlichten Mitteilung heißt es, dass einige Abschnitte der Akte fehlen. Vielleicht wurde der tatsächliche Unabomber, Ted Kaczynski, auch einfach geschnappt, bevor das FBI genügend Zeit hatte, einen Undercover-Agenten in die D&D-Szene einzuschleusen, um die übergewichtigen Verschwörungstheoretiker zu untergraben.


Auch bei Motherboard: Wenn Gamer zu Versuchskaninchen werden


Die gesamte D&D-Akte könnt ihr hier einsehen.

Dieser Artikel ist zuerst bei Muck Rock erschienen.