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Euer Fingerabdruck verrät euren Kokainkonsum

Mit einem neuen fälschungssicheren Verfahren wollen Forensiker dem Strafvollzug auf die Sprünge helfen.
Bild: Wikipedia, Frettie | CC BY 3.0

Ein praktischer Koksdetektor wird schon bald die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden erleichtern: Wisenschaftler fanden einen Weg, der mittels sauberer, unprätentiöser Biotechnologie den Kokainkonsum eines Menschen anhand seines Fingerabdrucks ablesen kann.

Anstatt wie bisher nach Spuren der Droge selbst zu suchen, entwickelte ein Forschungsteam der University of Surrey ein neues Testverfahren, das nach Kokain-Endprodukten aus dem Stoffwechsel sucht. Wenn der Körper Koks verarbeitet, produziert er Benzoylecgonine und Methylecgonine, die sich in Blut, Urin und sogar Schweiß nachweisen lassen.

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„Wir können auseinanderhalten, ob das Kokain nur berührt wurde oder ob Kokain vom Körper aufgenommen wurde," erklärt Dr. Melanie Bailey, Hauptautorin der Studie, in einem Interview mit Motherboard. Das schütze vor falschen Beschuldigungen in einer Gesellschaft, in der sich auf der Mehrzahl von Banknoten und anderen Gegenständen Spuren von Kokain und anderen illegalen Substanzen nachweisen lassen.

Das Netherlands Forensic Institute, das National Physical Laboratory, das King's College London und die Sheffield Hallam University waren ebenfalls an der Studie beteiligt.

Bisher sagen die Ergebnisse der Forscher noch nichts über die Effekte einer höheren Dosis oder über den Zeitraum der Einnahme aus, doch Schweiß scheint den Gebrauch von Kokain schon wesentlich einfacher zu verraten, als es Urin und Blut vermögen: Nach ungefähr vier Stunden lässt sich Kokain im Urin nachweisen und bleibt dann nur über eine Woche lang feststellbar.

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Die grundlegende Strategie, nach verräterischen Nebenprodukten des Drogenmetabolismus zu suchen anstatt nach der Droge selbst, „lässt sich theoretisch auf die meisten Drogen anwenden", meint Bailey.

Eine interessante Folge dieser Fingerabdrucktests ist es, dass Forensiker mit Hilfe von am Tatort gefundenen Beweismitteln etwas über den Drogenkonsum des Täters aussagen können. Gleichzeitig sind Fingerabrücke auch ein untrügliches Identifikationsmittel, das gefälschte Proben, wie zum Beispiel sauberen Urin durch Dritte, ausschließt.

Für die Analyse wurde in der Studie eine Form der Massenspektrometrie namens Desorption Electrospray Ionisation (DESI) verwendet, mit welcher nach den Markermolekülen des Kokains gesucht wurde. Diese riesigen, teuren Geräte werden dennoch nicht so bald in der Praxis zu finden sein. Doch laut Bailey arbeitet die Wissenschaft bereits an Massenspektrometern im Miniformat. Diese portablen DESI-Geräte sollen dann gerade mal um 88.000 Euro kosten, „was immerhin billiger ist als einige Krankenhäuser, in denen bisher Drogentests durchgeführt werden", wie Bailey uns gegenüber lakonisch anmerkte.

Bis die Technologie im praktischen Strafvollzug verwendet wird, sind jedoch noch einige Untersuchungen hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit und Dosierungsempfindlichkeit nötig. Doch das Team hofft, in zehn Jahren die passenden Geräte liefern zu können.