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Mit Vasalgel sollen Männer ab 2017 per Samenleiter-Blockade verhüten können

Die Wirkung des nicht hormonellen Gels wurde bereits erfolgreich an Pavianen getestet. Bei Kinderwunsch soll es beim Menschen übrigens auch wieder herausgespült werden können.
Reagenzglas mit Flüssigkeit

Es scheint sich eine Zeit anzubahnen, in der sich Männer nicht mehr damit heraus reden können, dass sie von Kondomen Ausschlag bekämen und die Verantwortung für die Verhütung freundlich der Frau überlassen bleibt. Die verlockenden Möglichkeiten von Pille, Spirale oder Diaphragma könnten nämlich schon bald um eine Option erweitert werden: Wenn der Plan der Vasalgel-Entwickler aufgeht, dann könnten sich ab 2017 auch die Männer mit einer sicheren, innerkörperlichen Methode an der aktiven Familienplanung beteiligen.

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Vasalgel ist ein nicht hormonelles Polymergel, das gezielt die Samenleiter blockiert und so den Spermientransport verhindert. Das Prinzip ist mit einer Sterilisation vergleichbar, kann jedoch im Gegensatz zu einem operativen Eingriff wieder rückgängig gemacht werden, ohne dass die Erfolgschancen einer weiteren Operation mit der Zeit abnehmen oder die Spermienproduktion längerfristig geschädigt wird. Nach Angabe des Herstellers Parsemus Foundation kann das Gel mit einer zweiten Injektion wieder herausgespült werden, erfüllt jedoch ansonsten für ganze zehn Jahre seinen Zweck im Körper.

Für die ersten Tests wurde vor sechs Monaten drei Pavianmännchen das Gel injiziert. Zur Untersuchung der langfristigen Wirksamkeit, setzten die Wissenschaftler kürzlich jedes Männchen mit 10 bis 15 Weibchen für ein paar nette Stündchen zusammen und keines wurde schwanger. Die Tests mit den Affen werden noch bis Ende dieses Jahres weitergeführt, bevor die klinische Forschung nächstes Jahr am Menschen aufgenommen wird. 2017 soll Vasalgel auf auf den Markt kommen.

In Indien wurde bereits ein ähnliches Gel namens RISUG entwickelt und getestet, das auf dem gleichen Konzept wie Vasalgel beruht. Die Rezepturen sind jedoch unterschiedlich und Parsemus Foundation betont selbstbewusst, dass ihr Produkt in den Vereinigten Staaten hergestellt wird und den aktuellen Standards für Produktion und Sicherheit gerecht wird. Ob es sich hier um moralisch vertretbares Cockblocking in Tierversuchen handelt, ist natürlich eine andere Frage.

Die Verhütungsmethoden für Männer sind sehr überschaubar und beinhalten eigentlich nur die Kondomvariante. In einem Interview mit Gizmodo äußerte sich Elaine Tyler May, Autorin von America and the Pill: A History of Promise, Peril and Liberation zu den Gründen: „Zu den potenziellen Nebenwirkungen der Pille für Männer gehört Impotenz, was große Vorbehalte gegenüber dem Medikament auslöst. Dazu kommt die Tatsache, dass Männer 1000 Spermien pro Sekunde produzieren, Frauen hingegen ein Ei pro Monat." Selbstverständlich schützt Vasalgel nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten, aber wie May erzählte, wäre es dennoch ein großer Schritt in der langen Erforschung von Verhütungsmethoden für den Mann:

„Die Forschungen zu hormonellen Verhütungsmitteln für Männer reichen ein halbes Jahrhundert zurück. In den 1950ern sagten die Wissenschaftler, die Lösung wird in den nächsten fünf Jahren erhältlich sein. Das wurde dann über die nächsten fünfzig Jahre wiederholt—auch heute noch."

Vasalgel wäre also in vieler Hinsicht eine Revolution. Vor allem wenn tatsächlich die Pharmakonzerte mitziehen, die lieber regelmäßig Pillenpackungen als alle zehn Jahre eine Gelinjektion verkaufen. Der hinreichend diskutierte weibliche Körper gibt dann vielleicht ein wenig seiner Angriffsfläche an den Mann ab. Und die Befürchtung mancher Männer vor ungefragtem Familienzuwachs kann nun auch umgekehrt werden: "Alles gut Schatz, natürlich ist mit dem Gel alles in Ordnung."

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