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Anonymous-Aktivisten drohen Israel mit „elektronischem Holocaust“

Jeder kann Anonymous sein, auch antisemitische Idioten.
Screenshot: ​Ynetnews

Seit Anonymous sich vor inzwischen sieben Jahren als mehr oder weniger politisches Konzept formiert hat, haben sich Aktivisten des losen Kollektivs nicht gerade mit einem zartbeseiteten Umgangston hervorgetan. In einem neuen Video kündigen Hacktivisten unter der Flagge von Anonymous nun ihre jüngste Aktion nicht nur in bewährt übermütigem Duktus, sondern vor allem mit besonderer Geschmacklosigkeit an.

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In ihrer Botschaft richtet sich die typische anonyme Computerstimme an die „dummen Zionisten" auf aller Welt und erklärt die Ziele der sogenannten #OpIsrael: „Wir werden euch aus dem Cyberspace auslöschen. Der 7. April 2015 wird ein elektronischer Holocaust sein."

Als Motiv führen die Anons in dem unter anderem von ​YnetNews veröffentlichten Video den illegalen Siedlungsbau, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den „Genozid gegenüber den Menschen in Palästina" an. Es ist eine unverhohlen antisemitische Argumentation, die sich in mehr oder weniger abgeschwächter Form auch bei Neonazis und ​radikalen Israel-Gegnern der Al-Quds-Brigaden finden lässt.

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​Es ist nicht klar, wie viele Unterstützer #OpIsrael unter Anonymous-Aktivisten wirklich findet, aber fest steht, dass sich innerhalb des offenen Hacker-Kollektivs nicht alle dieser Aktion anschließen werden. So erklärte die deutsche Facebook-Seite Anonymous-Deutschland, zu der mehrere größere deutsche Anon-Zellen gehören, gegenüber Motherboard beispielsweise: „Wir distanzieren uns im Namen all derjeniger, die uns unterstützen [von der Aktion], aber natürlich können wir nicht für alle [Anons] sprechen. Aber wenn die bei uns [im Chat] aufschlagen würden, gäbe es ordentlich Diskussionen"

Wenn das Video in eurem Browser nicht korrekt dargestellt wird, könnt ihr es ​hier in voller Schönheit bewundern.

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Anonymous ist erst durch das offene Prinzip, bei dem sich jeder als Anon bezeichnen kann, zu jenem veritablen politischen Schwarm-Mythos geworden, als der er heute immer noch gehandelt wird. Gleichzeitig entzieht sich die Bewegung so jeder eindeutigen politischen Positionierung.

Die aktuelle Botschaft von #OpIsrael dürfte so zumindest mit den ​Inhalten der verschwörungstheoretischen und neurechten Gruppe Anonymous.Kollektiv ziemlich genau auf einer Linie liegen. Andererseits richtet sich mit der sogenannten #OpBlitzkrieg eine der größeren deutschen Anonymous-Hacking-Aktionen dezidiert ​gegen die NPD und griff Datenbanken von Nazi-Servern ab. Gegen beide Stoßrichtungen gibt es unter deutschen Anons aber wiederum Kritik, da sie jeweils zu einseitig politisch seien.

Für Anonymous-Deutschland ist die Sache ohnehin klar: „Die wollen alle das Ach-So-tolle Label Anonymous weiter für ihren Quatsch benutzen."

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Die Angriffe der #OpIsrael sollen auf Regierungsseiten, Banken, Militär-Websites und persönliche Daten abzielen. Auch wenn nicht weiter ausgeführt wird, mit welchen Mitteln die selbsterklärten „Elite-Cyber-Geschwader" kämpfen wollen, so dürfte es sich vor allem um DDoS-Angriffe und symbolische, kurzzeitige Attacken handeln.

Seit dem Jahr 2013, als die Angriffe am Vorabend des Holocaust-Gedenktages Jom haScho'a lanciert wurden, haben die Attacken unter dem Banner von #OpIsrael nun schon zu einer unangenehmen Routine entwickelt. In der Vergangenheit richteten sie allerdings nur marginalen und höchstens kurzzeitige Schäden an der israelischen Internet-Infrastruktur an. Im ersten Jahr wurden sie außerdem schnell durch einen Hacker gekontert, der auf den Servern von opisreal.com wiederum ​pro-israelische Botschaften hinterließ.