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Werden Computer bald einen menschlichen Verstand haben?

Forscher der Carnegie Mellon Universität haben ein Computerprogramm entwickelt, dass aus Bilderdatenbanken logische Assoziationen ableiten kann.

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Es heißt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Könnte das der Grund sein, warum visuelles Lernen das nächste große Ding der künstlichen Intelligenz ist? Jedenfalls gibt es Millionen von Bildern und Videos im Netz. Denk mal darüber nach, wie viele Informationen in einer simplen Aufnahme von einem Bauernhof in Kansas stecken. Leider würde es uns Menschen eine verdammt lange Zeit kosten, jedes einzelne Bild so zu verschlagworten, dass die Daten auch von den heutigen Algorithmus gestählten Maschinen verarbeitet werden können.

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Forscher der Carnegie Mellon Universität haben nun eine neue Lösung gefunden: Ein Computerprogramm mit dem Namen Never-Ending Image Learning, oder kurz: NEIL. Der Computer kann die automatisch Bilder erkennen, ohne das der Mensch groß eingreifen muss. Und das dadurch, dass der Computer sich tausende Bilder am Tag ansieht und Verbindungen zwischen Objekten erstellt—letztendlich soll der Computer Schlüsse ziehen können, die ihm niemand vorprogrammiert hat. Mit anderen Worten: Der Computer entwickelt Verstand.

Hier ein theoretisches Beispiel: Wenn NEIL sich tausende Bilder von Katzen ansieht und Millionen von farbigen Bildern, dann kann der Computer die Formen einer Katze erkennen und die Farben des Regenbogens ableiten. Der Computer nimmt dann diese unterschiedlichen Informationen, stellt Verbindung her und und realisiert, dass es keinen Zusammenhang zwischen einer Katze und der Farbe Pink gibt, also, dass es keine pinken Katzen gibt.

Im Grunde ahmt das Programm den menschlichen Verstand nach, indem es in einer visuellen Welt lebt. Alles was wir machen und tun erweitert unser Wissen und unsere Annahmen von der Welt. Ich möchte mich einmal eines Beispiels bedienen, das Catherine Havasi gegenüber der Associated Press nannte: Wenn uns jemand fragt, ob eine Giraffe in ein Auto passt, dann kennen wir die Antwort—nicht, weil wir die Größe beider Objekte berechnen, sondern von der stetig wachsenden Datenbank unseres Wissens.

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Das Prinzip hinter NEIL ist das gleiche und die Webseite des Projektes gibt dir die Möglichkeit, eine Datenbank von Bilden und Wissen zu durchsuchen, welche NEIL bereits abgeleitet hat. Seit das Programm im Juli begann, hat es ungefähr 1.500 Objekte und 1.200 Szenen von Millionen von Fotos identifiziert. Daraus hat der Computer dann 2.500 Verbindungen errechnet.

Die Verbindungen sind aber nicht immer richtig. Eine Suche für das Schlagwort „BMX", zum Beispiel, zeigte eine Reihe von Bildern von Fahrrädern—soweit so gut—und eine Handvoll Verbindungen, die der Computer dazu errechnet hat. Und die waren eher fraglich. NEIL stellte fest, dass „Fahrräder eine Art von bzw. ähnlich einem BMX sind," aber auch, dass ein „Regenschirm ein Teil eines BMX-Fahrrads sein kann." Es stolpert ebenfalls über Homonyme—eine Suche nach „Apfel" zeigt Bilder von Früchten und auch von Computer-Logos. Menschen müssten hier eingreifen und dem Computer mitteilen, dass es eben doch falsch ist, eine Verbindung zwischen einem Apple Laptop und einer Banane herzustellen.

Forscher wollen die Technologie nun benutzen, um eine massive Datenbank von visuellen Informationen zu erstellen—und natürlich hat auch Google daran Interesse. Außerdem erhoffen sich die Entwickler, dass NEIL in Zukunft in der Lage sein wird, rationale Entscheidungen zu treffen. Und daran wiederum hat das Verteidigungsministerium ein großes Interesse, denn mehr Intelligenz auf dem Schlachtfeld macht sich immer gut, besonders wenn dabei keine Menschenleben riskiert werden. DARPA arbeitet momentan an der Entwicklung von Computern, die nicht nur kognitive Fähigkeiten haben, sondern die auch in Echtzeit die Umgebung verstehen können, in der sie sich befinden.

Auch wenn Algorithmen und mathematische Modelle, die das menschliche Gehirn imitieren, inzwischen akkuratere Vorhersagen und wesentlich bessere Diagnosen aufstellen als das ein Mensch jemals könnte, fehlt es den Computern immer noch an etwas Entscheidendem: Das Urteilsvermögen oder die Intuition eines Menschen. Auch wenn manche Urteile falsch gefällt werden, sind sich Experten einig, dass der Entscheidungsprozess ohne Urteilsvermögen nicht komplett ist—besonders in Situationen, die über Leben und Tod entscheiden. Programme wie NEIL bringen uns einen Schritt näher in eine Zukunft, in der Menschen und Maschinen zusammen arbeiten und ihre Stärken vereinen, um die höchste Form eines intelligenten Maschinenlebens zu erreichen.