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Die Prostitution wird den Aufstieg der Sexbots überleben

Ein britischer Akademiker klärt uns über die Vorteile automatisierter Sexarbeit und die unzerstörbare Bedeutung menschlicher Prostituierter auf.

Roboter werden immer nützlicher für uns Menschen. Sie erledigen gefährliche Arbeiten, kümmern sich um Senioren, ersetzen verloren geglaubte Körperteile und unterstützen uns als automatisierte Alkoholiker beim Suff. Und Roboter sind als Sexbots längst auch dabei noch banalere Bedürfnisse zu befriedigen—eine Entwicklung, die bereits in die Realität eindringt.

Ethisch gesehen, ist die Idee von Robosex eine zwiespältige Sache. Forscher sagen, dass Sexbots ein Segen für Menschen sein könnten, die unfähig sind, physischen Kontakt zu erleben. Außerdem könnten die Maschinen eine Zerschlagung der Prostitutionsindustrie unterstützen. Auf der anderen Seite jedoch fürchten Moralapostel und Sozialkonservative, dass Sex mit Maschinen den Zusammenbruch der Mensch-zu-Mensch-Bindungen auf eine neue Stufe heben könnte.

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Ein junger Akademiker vom Institute for Ethics and Emerging Technologies versucht diese beiden Überlegungen zu verbinden: John Danaher ist Doktorand am University College Cork und Jura-Dozent an der Keele University.

Vor wenigen Wochen hat er einen kontroversen Bericht veröffentlicht, in dem er argumentiert, dass Sexroboter sogar Mensch-zu-Mensch-Beziehungen fördern könnten. Und menschliche Prostitution? Das könnte das heißeste Business werden, nachdem die Roboter alle unsere Arbeitsplätze geklaut haben.

Grund genug also, um mich mit John Danaher ausführlich über seine Thesen zu unterhalten sowie Pro und Contra von automatisierten Sexmaschinen zu diskutieren.

Motherboard: Viele aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz und der Robotik sagen, dass eine Zukunft mit Sexbots unvermeidbar sei und manche glauben sogar, dass diese Welt der menschlichen Prostitution vorzuziehen sei. Was sind die Vorteile von Sexbots gegenüber menschlichen Prostituierten?

John Danaher: Es gibt etliche mögliche Vorteile von realistischen Sexbots gegenüber Menschen. In meinen Thesen unterteile ich sie in vier Kategorien:

Erstens haben Sexbots rechtliche Vorteile gegenüber den Menschen. In vielen Ländern sind Prostitution und verwandte Aktivitäten (wie Werbung oder die Eröffnung von Bordellen) illegal.

SexarbeiterInnen und ihre Klienten begeben sich letztlich in den allermeisten Fällen in eine riskante legale Lage, wenn sie sich auf ein Geschäft einlassen. Zur Zeit unterliegen Sexbots keinen Beschränkungen. Dieser Vorteil könnte natürlich temporär sein. Viele westliche Länder haben ihre Prostitutionsgesetze liberalisiert, doch wenn die Sexbot-Industrie wächst, könnten wir hier auch mit stärkeren Regulationen und Kontrollmechanismen rechnen.

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Ein weiterer Vorteil der Sexbots könnte in Bezug zu Moral und ihren sozialen Einstellungen stehen. Viele Menschens sind besorgt über den ethischen Aspekt menschlicher Prostitution. Diese Befürchtungen würden nicht aufkommen, wenn es sich um Roboter handelt. Außerdem könnte auch das Risiko von Krankheitsübertragung verringert werden. Sexueller Kontakt zwischen Menschen kann natürlich eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten mit sich ziehen.

Selbst eine Verbesserung der hygienischen Bedingungen könnte die Ansteckungsgefahr nicht im selben Maße wie Sexbots minimieren. Ein letzter Vorteil ist die Flexibilität und Einfachheit der Produktion. Sexbots können darauf programmiert werden, die Bedürfnisse eines jeden Nutzers zu erfüllen und wie andere industrielle Roboter als Massenware produziert werden. Sie arbeiten ohne Ermüdungserscheinungen und Bezahlung.

Ein weiterer Vorteil von Robotern gegenüber Menschen: Sie können Dinge tun, die ein Mensch niemals ausführen könnte.

Ich sollte, trotz all dieser mutmaßlichen Vorteile, noch zwei Warnungen aussprechen. Erstens ist es nicht sicher, dass all diese schönen Vorteile aureichen, um menschliche Prostituierte obsolet erscheinen zu lassen: Menschen haben schließlich noch andere Annehmlichkeiten zu bieten. Und außerdem gehen all diese Vorteile immer von „realistischen" Robotern aus, womit ich „realistisch und menschenähnlich" meine. Ein weitere mögliche positive Seite der Roboter ist, dass sie Dinge tun, die kein Mensch könnte und damit neue nicht-humane Arten sexueller Erfahrungen ermöglichen. Das ist etwas, worauf viele Futuristen und Transhumanisten scharf sind.

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Du bist davon überzeugt, dass die Prostitution nicht von Robotern bedroht ist und benutzt dafür den Ausdruck „Resilienzhypothese". Was bedeutet das?

Die Resilienzhypothese besagt, dass Prostitution einer der wenigen Bereiche der menschlichen Arbeitswelt ist, der davor sicher ist, komplett von Maschinen übernommen zu werden. Damit meine ich nicht, dass Sexbots nicht dafür dienen werden müssen, doch sie werden die menschlichen Prostituierten nicht ersetzen.

„Wenn sie wählen könnten, würden die meisten Menschen Sex mit einem anderen Menschen statt mit einem Roboter bevorzugen."

Ich begründe die Resilienzhypothese mit zwei Hauptargumenten. Das erste besagt, dass Mensch-zu-Mensch-Sex gegenüber Mensch-zu-Roboter-Sex präferiert wird: Wenn sie wählen könnten, würden die meisten wohl Sex mit einem anderen Menschen statt mit einem Roboter bevorzugen. Das zweite ist, dass Arbeitslosigkeit auf Grund technischer Entwicklungen in anderen Industrien stärker ist als die Anzahl der Beschäftigten in der Sexindustrie, so dass sie die Roboter aus dem Feld schlagen können. Ich denke, diese Therorie ist plausibler als die Annahme, dass Sexrobter die menschlichen Prostituierten verdrängen.

Deiner Meinung nach, haben die Menschen in der Zukunft die Wahl zwischen Prostituierten und Sexbots was dazu führt, dass es durch den Einfluss der Roboter in unsere Arbeitswelt einen neuen Zulauf von Menschen in die Prostitution gibt. Wie kamst du zu dieser Annahme?

Das ist ziemlich simpel. Wenn wir akzeptieren, dass technologisch ausgelöste Arbeitslosigkeit in verschiedenen Industrien zunimmt—wie es viele Ökonomen vorhersagen—werden alle Arbeitslosen nach neuen Einkommensquellen suchen. Doch was sollen sie tun, wenn die meisten Jobs von Robotern erledigt werden? Dann suchen sie sich Zweige, in denen die menschliche Arbeit, der von Robotern vorgezogen wird, die keine bestimmte Qualifikation verlangen und gut bezahlt sind.

Ich wage zu behaupten, dass Prostituion alle drei Bedinungen erfüllt und somit durchaus mit einer Zunahme menschlicher Prostituierter gerechnet werden kann.

Foto: John Danaher. Mit freundlicher Genehmigung