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Die Suchmaschine Grams überträgt das Google-Prinzip auf das Deepweb

Ich habe mich von Grams durch die Schwarzmärkte des Darknets führen lassen—und die Suchmaschine arbeitet auch in ihrer Betaphase schon ziemlich kundenorientiert.

Screenshot: Grams imitiert Google auf jede erdenkliche Weise—nur nicht bezüglich der indexierten Webseiten. 

Bevor Suchmaschinen wie Google das Internet zu einem für jeden zugänglichen Ort gemacht haben, musstest du schon wissen, wonach du überhaupt suchst, wenn du zielorientiert durch das Netz surfen wolltest. Das selbe gilt auch heute noch für das Deepweb. Bei Interesse an den Angeboten der verschiedenen Online-Schwarzmärkte ist es notwenidg direkt und gezielt genau die Webseite aufzusuchen, auf der du dann die gewünschte Ware kaufen kannst.

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Wenn du dich auf den diversen Online-Schwarzmärkten etwas umschauen möchtest, dann empfiehlt es sich die spezifischen URL-Adressen für den Tor-Browser zu kennen—das erforderte bisher eine gewisse Technik-affinität oder einen nicht nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand mit dem Klicken durch Subreddit-Foren.

Doch bald brauchst du vielleicht nur noch eine Adresse, nämlich die von Grams: http://grams7enufi7jmdl.onion. (Um den Link öffnen zu können und im Deepweb zu surfen brauchst du z.B. den Tor-Browser—den solltest du ohnehin schon längst installiert haben.) Die Suchmaschine für Deepweb-Schwarzmärkte ist diese Woche offiziell in ihre Beta-Phase gestartet—und sie sieht ziemlich vielversprechend aus. Ob sie sich, wie andere Deepweb-Einstiegsseiten, zu einem von Hackern umkämpften Ort entwickelt—wie es z.B. beim Hidden Wiki der Fall war—wird sich noch zeigen.

Wired hat die Suchmaschine als „Google für das Darknet" beschrieben, und das ist nicht mal wirklich übertrieben. Die Imitation des Suchmaschinengiganten ist fast vollständig: vom Regebogenlogo bis zur Darstellung der Suchergebnisse. Und wie Google zeigt Grams die Dauer seiner Suche an (bei all meinen Suchen betrug die Dauer ungefähr eine Sekunde). Wie im Falle des Surface-Webs ist die Suche also ziemlich schnell und die durchsuchten Seiten werden für einfache Nutzer sehr viel zugänglicher gemacht.

Momentan durchsucht Grams acht Marktplätze:

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  • Agora
  • BlackBank
  • C9
  • Evolution
  • Mr. Nice Guy
  • Pandora
  • The Pirate Market
  • SilkRoad 2 (mittlerweile in seiner dritten Version wieder auferstanden)

Insofern ist Grams nicht nur eine Suchmaschine sondern auch ein Käuferberatung—inklusive kleinen Beschreibungen zu jedem Marktplatz: Nutzeranzahl, verbotene Angebote (Auftragskiller, Kinderpornographie, tödliche Waffen), Spezialisierung (Schmuggel, Betrug) oder sonstige Unterscheidungskriterien (noch nie gehackt worden!). Natürlich wird auch die direkt URL der Seiten angezeigt.

Für Anfänger auf Einkaufstour im Deepweb ist Grams ein äußerst hilfreiches Werkzeug—und natürlich navigiert die neue Suchmaschine die Nutzerströme auch zuverlässig für den Fall, dass eine Seite abgeschaltet wurde und unter einer neuen Adresse neu gestartet wurde.

Screenshot: Mr. Nice Guy

Die verschiedenen Darknet-Handelsplätze unterscheiden sich durchaus bezüglich Design, Benutzerfreundlichkeit und vor allem ihrem Warenangebot: Agora weist stolz darauf hin, dass bisher noch keine Kryptomünzen gehackt oder beschlagnahmt wurden, Mr. Nice Guy scheint Kundenservice sehr ernst zu nehmen, und Cloud-Nine spendet die Hälfte seiner Umsätze—und zwar an genau jene Organisationen, die jeder Deepweb-Shopper lieben sollte: Tor, Wikileaks, die Electronic Frontier Foundation, Sean's Outputs, Free Software Foundation und den angeklagten mutmaßlichen Silkroad-Betreiber Ross Ulbricht.

Ich persönlich bin ja ein Fan von Agora. Aber wie dem auch sei die Grams-Suchmaschine könnte dir die Wahl deiner liebsten sublegalen e-shopping Seite in Zukunft deutlich einfacher machen.

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Ich habe die Grams-Betreiber kontaktiert um herauszufinden, ob sie sich Sorgen machen, dass diese einfachere Zugänglichkeit von Deepweb-Shopping es auch Hackern oder Behörden einfacher machen könnte sie abschalten zu wollen. Ich warte noch auf eine Rückmeldung, aber ihrer Aussage gegenüber Wired nach zu urteilen, bezweifele ich, dass er oder sie übermäßig besorgt sind:

„Grams war nach dem Start der Beta-Version von DDoS-Attacken betroffen und wir waren für ein paar Stunden down. Aber jede große Darknet-Seite wird per DDoS attackiert also haben wir es einfach mal als Willkommensbotschaft aufgefasst."

Für erfahren Darknet-Käufer mag Grams keine weiteren großen Vorteile bringen. Ein Redditor hat zurecht darauf hingewiesen, dass eine Suche nach MDMA zu mehr als 2500 Ergebnissen geführt hat, was nicht besonders nützlich ist, denn sich dadurch zu klicken „würde vermutlich länger dauern als jede Seite manuell zu vergleichen."

Die meisten einzelnen Seiten bieten dir auch schon heute ihre eigene Suchwerkzeuge und manche erlauben dir auch das Browsen, wenn du nach etwas illegalem suchst, aber nicht weißt, wonach genau. Eine echte Erweiterung für die nächste Phase von Grams wäre also eine „Filtermöglichkeit der Suchergebnisse nach Land, Preis oder Quantität (7 Gramm, 200 Pillen usw.)", wie der redditor HurrDurrDrugs schrieb.

Eine Suche auf Grams nach MDMA liefert die ganz 2,558 Ergebnisse in 1,2735 Sekunden. Bild: Grams

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Bis jetzt ist Grams in jedem Falle noch in der Beta-Phase, mit einigen Fehlern und beschränktem Funktionsumfang. Da wäre zum Beispiel die für Drogenslang ungünstige Beschränkung, dass Suchanfragen mehr als drei Buchstaben lang sein müssen—für LSD oder PCP-Suchende ist Grams also bisher noch nicht sonderlich sinnvoll, denn sie liefert genau null Ergebnisse. Aber wie der Gründer der Seite gramsadmin in einem reddit Forum in der vergangen Woche schrieb sind Updates wie weitere Filtermöglichkeiten schon geplant:

Wenn mein Algorithmus richtig funktioniert, dann sollte er die Verkäufer mit den besten Bewertungen und den besten Waren ganz oben aufführen.

Laut gramsadmin basieren diese Sortierungen auf Käuferfeedback, Transaktionsanzahl und der Dauer mit der das Angebot online war.

Nach einer sehr unterhaltsamen Arbeitsstunden, die ich mit dem Googlen (bzw. Gramsen?) unterschiedlichster illegaler Substanzen verbracht habe, scheinen mir die Suchergebnisse immer noch etwas undurchsichtig und insgesamt eindeutig in Richtung der zwei beliebtesten Plattformen zu tendieren: Silkroad und Agora. Wie Grams erklärt kann es natürlich nicht das ganze Deepweb abbilden und bindet bisher Angebote nur auf der Grundlage von Einreichungen mit ein—die Programmierschnittstelle steht für Administratoren zur Verfügung, so dass sie selbst entscheiden können, ob sie dafür sorgen wollen von den Darknet-Suchalgorithmen erfasst zu werden.

Dennoch kannst du über Grams so ziemlich alles finden, was du erwartest—und auch einiges womit du vielleicht nicht gerechnet hast. Mich hat zum Beispiel die Kategorie „Biotic Materials" überrascht: transhumanistische Pillen und Mittelchen zur Verbesserung des menschlichen Körpers und Gehirns. Nicht-regulierte Waffen, jegliche Art von betrügerischer Dienstleistungen („vollständig neue Identität"), Hacker auf Stundenbasis oder diverse andere pseudokriminelle Produkte („Anarchist Cookbook Version 2000") und natürlich Pornographie und Drogen sind auch weiterhin nur einen Onion-Router, anonymen Log-In, PGP-Schlüssel, Bitcoin-Wallets und ein paar Klicks weit entfernt.