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Warum die tödlichsten Vögel der Welt weiter in Häuser von Menschen einbrechen

Die Bewohner australischer Kleinstädte lernen auf die harte Tour, warum man keine wilden Tiere füttern sollte.
Der Kasuar, ein gefährlicher vogel

Foto: flickr | A. Drauglis | CC BY-SA 2.0

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Einer der beliebtesten Vertreter Fauna Australiens ist zweifelsohne das Känguru. Nicht ganz so bekannt, stattdessen aber von Australiern gefürchtet, sind die Kasuare. Denn die tödlichsten Vögel der Welt brechen gerne mal in die Häuser der Bewohner des Bundesstaates Queensland ein.

Die Einbrüche der flugunfähigen Laufvögel in Wohnhäuser haben in letzter Zeit derart Überhand genommen, dass die Behörden die Tiere regelmäßig einfangen und in der Natur wieder aussetzen mussten. Für besondere Aufmerksamkeit hat letzte Woche dabei der junge, weibliche Kasuar Ruthie gesorgt. Laut einem Bericht der Brisbane Times „bedrohte der Vogel einen älteren Mann und versuchte, sich Zugang zu seinem Haus in der Kleinstadt Innisfail" zu verschaffen.

Das klingt natürlich sehr dramatisch. Haben die Australier nun anstatt eines Problem-Bären ihren Problem-Vogel? Offiziellen Berichten der Behörden zufolge habe sich die Geschichte wahrscheinlich folgendermaßen abgespielt: Die Bewohner des Ortes hatten die Kasuare gefüttert, welche sich daraufhin daran gewöhnten, bei ihrer Nahrungssuche auf den Menschen zu zählen.

Ruthie—ein hungriges und vor allem wildes Tier—näherte sich also dem Mann in der Erwartung eines kleinen Snacks. Und da Ruthie immer noch ein Kasuar ist, besitzt sie stolze, dolchartige Krallen, mit denen sie einen Menschen kinderleicht ausweiden könnte. Wenn ein solcher Kasuar dann mit gierigem Blick auf dich zu gerannt kommt kann das schon einen gewissen Schrecken nach sich ziehen.

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Männlicher Kasuar mit einem Küken

Männlicher Kasuar mit einem Küken. Image: Flickr/webmink

Die zu Hilfe gerufenen Behörden konnten den Vogel schließlich einfangen und abtransportieren. Anschließend wandten sie sich mit einer energetischen Mitteilung an die Bewohner und forderten diese eindringlich auf, die wilden Kasuare nicht länger zu füttern. Die kleine Ruthie wurde mittlerweile in einer entlegenen Gegend ausgesetzt, in der sie so schnell keinem Menschen mehr begegnen wird.

„Es ist immer besser, einen Kasuar in seinem angestammten Gebiet zu belassen", so die australische Umweltschutzbehörde. „In diesem besonderen Fall war das Risiko zukünftiger Angriffe durch die Nähe [des Tieres] zu den Siedlungen unverantwortlich hoch."

Nur eine Woche vor dem Ruthie-Zwischenfall war die Behörde übrigens zu einem anderen Einsatz mit einem Kasuar gerufen worden. Der männliche Kasuar, ein „regelmäßiger Gast" in der Stadt Tully, hatte einen Mann attackiert und diesem Prellungen und Quetschungen zugefügt. Das Tier wurde nach der Attacke im Wooroonooan National Park ausgesetzt.

Im April überraschte der männliche Kasuar Peanut ein Pärchen am Wongaling Beach. Glücklicherweise passierte nichts, weil sich die beiden „in der Garage versteckten". „Obwohl wir ihn kennen, ist er immer noch ein wildes Tier", erklärten sie gegenüber der Cairns Post.

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Das gleiche Muster wiederholt sich also immer wieder. Menschen denken, sie würden etwas Gutes tun, bewirken dabei aber das Gegenteil und setzen sich und die Tiere einem unnötigen Risiko aus. Weder die unzähligen Berichte über die Verletzungen, die Kasuare Menschen zufügen, noch die Tatsache, dass diese Vögel vom Aussterben bedroht sind, scheinen dabei zu einem Sinneswandel unter den Bewohnern von Queensland geführt zu haben.

Die australischen Behörden warnen die Bevölkerung bereits seit Langem, sich von den flugunfähigen Vögeln fernzuhalten. Nachdem 2011 ein Sturm der Kategorie 5 an den Küsten Queenslands wütete, waren viele Kasuare gezwungen, ihre angestammten Reviere in den Regenwäldern auf der Suche nach Nahrung zu verlassen. Vorausschauend, dass viele Bewohner dazwischenfunken würden, gaben die Behörden eine klare Warnung heraus: Haltet euch gefälligst von den Vögeln fern!

„Es ist wichtig, dass die Bürger die Kasuare zu ihrer eigenen Sicherheit, und um das Überleben der Tiere zu gewährleisten, nicht füttern", erklärte Kate Jones, Ministerin für Nachhaltigkeit in Queensland dem britischen Telegraph. „Kasuare, die Nahrung erwarten, können aggressiv und gefährlich werden."

Laut einer Studie aus dem Journal of Zoology fanden 73 Prozent der untersuchten 150 bekannten Kasuar-Attacken statt, weil die Tiere erwartet hatten, gefüttert zu werden. Von Natur aus verhalten sich Kasuare schüchtern, so die Wissenschaftler weiter. Doch sie können aggressiv werden, wenn sich ihr Revier mit vom Menschen besiedelten Gebieten wie in Coquette Point überschneidet.

Auf Facebook protestieren die Bewohner von Innisfail gegen Ruthies Umsiedlung und behaupten, ein Hund habe den jungen Vogel provoziert. Aber nicht jeder hält die Bewohner der australischen Kleinstadt für unschuldig: „Ich glaube, dass die Leute, die sich als die Opfer der Kasuare sehen, selbst die größten Probleme sind. Sie töten sie quasi durch ihre Überfreundlichkeit", schreibt ein User.