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Die ersten kommerziellen Cyborgs der Welt sind Kakerlaken-Cyborgs

Backyard Brains beginnt in Kürze mit dem Vertrieb von erschwinglichen Smartphone-Steuerungen für die kleinen Insekten, und will damit auch die Neurowissenschaft demokratisieren.

Bildrechte: Backyard Brains

Ab November kannst du bei Backyard Brains den RoboRoach kaufen. Das ist quasi der erste allgemein erhältliche und erschwingliche Cyborg.
Mit einem Preis von 99,99 $ ist das Produkt billig und noch dazu einfach zu benutzen. Nach einem „kleinen chirurgischen Eingriff “ bringen die Nutzer einen elektronischen Rucksack auf einer Kakerlake an und benutzen dann ihr Smartphone, um über Bluetooth das Insekt zu stimulieren und es nach links oder rechts zu bewegen.

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Die Gründer von Backyard Brains, Greg Gage und Tim Marzullo, haben 2010 angefangen ihre Anwendung für ein Cyborg Insekt zu entwickeln, nachdem sie durch eine KickStarter-Kampagne die Finanzierung gesichert hatten. Auch wenn Greg und Tim erst seit drei Jahren an dem Projekt arbeiten, tragen sie die Ideen für RoboRoach schon mit sich herum, seit sie vor Jahren als Studenten der University of Michigan neurologische Experimente durchführten. Die Familie von Greg litt an Depressionen und Nervenkrankheiten und die Neurologie half ihm dabei die medizinischen Probleme in seiner Familie besser zu verstehen. Nun hofft er mit der Herstellung eines kommerziell verfügbaren und brauchbaren Cyborgs das Interesse der Öffentlichkeit für Fragen der Neurowissenschaft zu steigern.

„Erkrankungen am Nervensystem sind echt uncool“, sagt mir Greg per Telefon: „Die Idee hinter RoboRoach ist es, die Menschen dafür zu begeistern mehr über das Gehirn und das Nervensystem zu lernen. “

Greg und Tim möchten ihr Produkt also zu einem Bildungsprojekt machen. Studenten im ganzen Land haben schon Experimente mit eine Betaversion des RoboRoach durchgeführt, und dabei auch Daten gesammelt die Backyard Brains dabei geholfen haben, ihre Prototypen zu verbessern.

„Jedes Jahr wird unser Modell besser und fortschrittlicher“, sagt Greg.

Es gibt allerdings ein Problem, welches weder die Studenten noch das Backyard Brains Team bisher lösen konnten: Die Cyborgs können nicht über einen unbegrenzten Zeitraum kontrolliert werden, denn nach wenigen Minuten haben die Kakerlaken gelernt, die Steuerungseinheit auf ihrem Rücken zu ignorieren. Wenn sie dann wieder in ihren Käfig zurückgesetzt werden, dann beginnen sie der Steuerung wieder zu gehorchen. Nach einigen Tagen jedoch hört das Insekt vollständig auf, auf die Signale zu reagieren. Laut der Website von Backyard Brains kannst du „die Drähte dann abnehmen und die Kakerlake in den Feierabend schicken. Und zwar in die dafür eingerichtete Kakerlakenkolonie, wo sie dann den Rest des Tages damit verbringt, weitere Kakerlaken für dich zu produzieren.“

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Zu Beginn der 2000er Jahre haben Forscher der State University of New York vergleichbare Experimente mit Mäusen durchgeführt, wobei sie die Nager mit Laptops statt mit Smartphones steuerten. Irgendwann konnten die Wissenschaftler die Mäuse durch diverse Hindernisse manövrieren. Die kleinen Nager wurden allerdings durchgehend zur Belohnung gefüttert, sodass die Reaktionswahrscheinlichkeit stark erhöht war. Mit Kakerlaken funktioniert das so allerdings nicht.

Bevor Backyard Brains alle Fehler reparieren können, müssen sie sich aber sowieso erstmal noch mit PETA auseinandersetzen. Es überrascht nicht, dass die Verfechter des Tierschutz ziemlich genervt sind von ein paar Wissenschaftlern, die ihre Smartphones benutzen, um Tiere zu steuern. Eine Vertreterin sagte mir, dass Backyard Brains Tiere wie „Legos oder einen Kinderbaukasten“ behandeln würden. Sie meinte weiter: „Es ist falsch, sich respektlos gegenüber Lebensformen zu verhalten, nur weil sie klein sind, oder wir ihre Rolle im größeren Lebensplan nicht verstehen oder wertschätzen. So ein Verhalten ist rückwärtsgewandt und moralisch zweifelhaft.“

Greg versteht, warum seine Technik Tieraktivisten oder andere Gegner von Tierversuchen befremdet, aber er meint gleichzeitig, dass das Problem viel tiefer liegt. Er glaubt, dass die Abwehrhaltung gegenüber ihrem Projekt sich auch aus der Angst speise, „dass diese Geräte eines Tages am Menschen angewendet werden könnten.“ Die Leute von Backyard Brains halten dies für lächerlich und absurd.

Am 1. April dieses Jahres verkündeten sie ihr nächstes Projekt: Ein Verbund von Universitäten, Kirchen und Politikern, die diese Art der „Gedankensteuerung“ bei Menschen benutzen möchten. Das Projekte würde 15 $ kosten und ungefähr 40 000 Jahre bis zur Fertigstellung brauchen.

„Ich glaube der Scherz war irgendwie zu hochgestochen, als dass die Leute den Witz verstanden hätten“, sagt Greg.

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