8 Lives by Windows 8 feat. MESHIT

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8 Lives by Windows 8 feat. MESHIT

Lena und Ida sind die Gesichter hinter dem Modelabel MESHIT und damit die Träger des "Best New Designer Awards" 2013. Wir haben die beiden mit brandneuen Windows 8-Devices versorgt und uns über die Arbeiterklasse, die Modeszene und Aki Kaurismäki...

Fotos: Marko Mestrovic

DAS FASHION-LABEL MESHIT von Ida Steixner und Lena Krampf ist für die junge Wiener Modeszene das, was Grunge und Hip-Hop für die Musik der Neunzigerjahre waren. Vielleicht ist ihre aktuelle Sommerkollektion auch deshalb den beiden Musikstilen gewidmet, die sie in bester MESHIT-Manier zu einem neuartigen Mode-Mix verbinden. Ihre Teile, die sowohl vom heimischen Arbeitermilieu als auch von den Filmen Aki Kaurismäkis inspiriert sind, sollen individuelle Styles unterstreichen und stellen die Träger, nicht die Designer in den Mittelpunkt.

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Damit feiern MESHIT auch 2013 weiterhin ungebrochene Erfolge, wie unter anderem ihr Sieg beim Vienna Fashion Award in der Kategorie "Best New Designer" beweist. Wenn die Welt also nicht plötzlich beschließt, dass wir die Herrschaft über unseren Kleiderschrank ausschließlich wieder alten, gesichtsgestrafften Männern überlassen sollten, wird sich daran wohl so schnell auch nichts ändern.

Genau wie Microsoft mit Windows 8 sind auch MESHIT immer auf der Suche nach neuen Wegen, sich und ihre Arbeit weiterzuentwickeln. Ebenfalls wie bei Windows 8 ist auch für sie die Verbindung aus Inspiration, Kreativität und Technologie ein wichtiger Bestandteil ihres Erfolgs. Deshalb haben Microsoft und VICE gemeinsam das Projekt 8 Lives gestartet, im Zuge dessen wir 8 interessante Künstler(gruppen) featuren und durch ihren Arbeitstag begleiten.

Abseits von Peeping Tom-Einblicken in das Leben zweier Jung-Designer für euch sollen aber natürlich auch Lena und Ida etwas davon haben. Deshalb unterstützen wir sie mit zwei exklusiven Windows 8-Devices: dem Sony Vaio Duo 11 und dem Lenovo IdeaCentre A720. Im Rahmen des Windows 8-Projekts 8 Lives haben wir uns auch auf einen einstündigen Kaffee mit den beiden getroffen.

Foto: Marko Mestrovic

VICE: Hi ihr zwei und danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Gleich zum Einstieg: Wie seid ihr zu Mode gekommen?

MESHIT: Hallo, ja gerne! Wir waren beide im selben Jahrgang an der Modeschule Hetzendorf, haben anfangs aber an ganz unterschiedlichen Projekten gearbeitet – während die eine eher Schuhe und Taschen entworfen hat, war die andere mehr an Kleidern interessiert. Gemeinsam haben wir dann erste Videos und Collagen gemacht, unsere Stile zusammengebracht und vermischt.

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Kommt daher auch der Name „Mesh it“ und euer Fokus auf die Mischung völlig verschiedener Elemente?

Eigentlich schon. Es war von Anfang an unser Entwurfskonzept verschiedene Einflüsse zu vermischen, neu zu interpretieren und somit etwas neues zu machen. Wir vermischen zum Beispiel Codes unterschiedlicher Jugendkulturen oder kultureller Gruppierungen, aber auch Elemente aus der Arbeitskleidung und Filme spielen für uns immer wieder eine Rolle. Die andere Lesart ist übrigens auch beabsichtigt.

Übrigens: Ich hatte euer T-Shirt mit dem Aufdruck „Me Shit“ an, als ich im New Yorker VICE-Office zu Besuch war. Unser Chefredakteur Rocco war total begeistert. Überhaupt kommt ihr in NY super an.

Das freut uns echt zu hören. Uns hat immer interessiert, wie der Wortwitz bei amerikanischen Native Speakern ankommt.

War es für euch eine schwere Entscheidung, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Label zu gründen? Oder ist das der einzig mögliche Weg für Fashion Designer?

Eigentlich ist es uns gar nicht schwergefallen, was Eigenes zu machen. Die Energie war da und wir wollten es einfach ausprobieren. Am Anfang haben wir zwar zur Sicherheit auch noch andere Dinge nebenbei gemacht, aber unser Gedanke war dann doch: So etwas macht man nur jung oder gar nicht. Später ist immer noch genügend Zeit, um sich mit Sicherheit zu beschäftigen.

Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, meintet ihr, dass ihr heute fast keine Zeit mehr zum Designen habt. Nerven euch die Events und das Drumherum eigentlich sehr?

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Genaugenommen war das von Beginn an nicht anders. Seit wir richtig im Modebetrieb verankert sind und jedes Jahr fix zwei Kollektionen machen, haben wir nicht besonders viel Zeit für die reine Kreativarbeit gehabt. Der Job besteht zu einem Großteil aus Kontakte pflegen, Stoffe auswählen, Läden finden, Verkauf regeln. Natürlich nehmen wir uns zwischen den Kollektionen immer wieder eine kurze Auszeit, um auf neue Ideen zu kommen. Aber auch dann arbeiten wir eigentlich an Projekten wie der Serie mit Daliah Spiegel oder aktuell den „Black Bags“ für Comerc. Als nächstes planen wir auch wieder eine Sache für Wood Wood.

Als letztes wurdet ihr ja als "Designer of the Year" bei den Vienna Fashion Awards 2013 ausgezeichnet. Wie war die Erfahrung?

Wir waren bereits im Vorjahr als Best Newcomer nominiert, aber auch beim zweiten Mal haben wir uns bei dem Event irgendwie nicht ganz passend gefühlt. Es gab ein riesiges Gala-Dinner und Getränke soviel man wollte aber insgesamt ging es an dem Abend hauptsächlich um den roten Teppich, über den wir nicht gehen wollten und die ganzen „Promis“ die eingeladen waren.

Foto: Marko Mestrovic

Was sagt ihr zum Award selbst?

Einen solchen Preis als Anerkennung zu bekommen ist natürlich trotzdem etwas Besonderes, vor allem weil im Rahmen dieser Awards schon wirklich gute Leute ausgezeichnet wurden. Zuerst haben wir überhaupt nicht damit gerechnet und es war uns auch nicht soo wichtig, aber mit dem langen warten auf die Verkündung sind wir dann doch recht aufgeregt gewesen. Außerdem rechnet man nicht damit, von dieser Gesellschaft akzeptiert zu werden. Wenn es dann doch passiert, ist das schon sehr nett.

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Eure Sommerkollektion 2013 widmete sich den 90er Jahren in der Form von Grunge und Hip-Hop. Eure kommende Winterkollektion hat Aki Kaurismäki als Thema. Auch wenn das visuell zu euch passt, wie seid ihr inhaltlich zu diesem Sprung gekommen?

Aki Kaurismäki ist einer unserer Lieblingsregisseure, weil seine Filme sehr speziell sind. Den Charakteren darin passiert immer was Schlimmes, aber sie können auch damit umgehen. Damit ist er weit weniger depressiv als andere skandinavische Filmemacher. Es geht auch immer um die Arbeiterklasse und das war wie gesagt schon immer eines unserer großen Inspirationsthemen. Auch sein sehr stranger Humor liegt uns sehr und passt zu unserer Modelinie.

Hat sich über die Jahre neben dem Look auch der Fokus eurer Kollektionen verändert? Macht ihr jetzt zum Beispiel lieber Jacken als T-Shirts?

Am Anfang hatten wir mehr Jersey in den Kollektionen, weil das Material einfacher und schnitttechnisch nicht so viel zu überlegen war. Irgendwann haben wir begonnen, auch Männermode zu designen. Jetzt liegt der Fokus wieder verstärkt auf Frauenmode, obwohl wir natürlich Unisex-Teile haben, auf die wir viel Wert legen. Aber vollständige Männer-Kollektionen schaffen wir nebenbei nicht auch noch. Was die Stücke selbst angeht, machen wir jetzt verstärkt Jacken und generell mehr aufwendige Teile aus unelastischen Materialien. Der Fokus hat sich seit der ersten Kollektion jedenfalls schon stark verändert.

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Habt ihr als Modedesigner eigentlich so was wie einen „Auftrag“?

Anfangs wollten wir vor allem Mode für Leute wie uns machen. Also schon Designer-Mode, aber im leistbaren Bereich. Das heißt natürlich trotzdem nicht „Preise wie bei H&M“, weil wir nicht in Bangladesch produzieren lassen, aber auf einem Niveau, wo man es sich leisten kann, wenn man ein bisschen dafür spart. Heute sind wir immer noch nicht teurer – und eigentlich müssten wir bei den Preisen viel größere Stückzahlen produzieren –, aber wir machen auch nicht mehr nur Teile für uns selbst. Wichtig ist uns, dass sich unsere Stücke dem individuellen Style anpassen. Ein Top von uns passt also auch zu Secondhand-Sachen, die man schon hat. Unser Auftrag ist es daher, Leuten nichts aufzuzwängen, sondern ihren bestehenden Stil zu unterstreichen.

Damit ist euer Anspruch viel realistischer als bei vielen anderen Designern. Habt ihr generell das Gefühl, dass Mode ein realitätsfernes Geschäft ist? Wird man als Fashion Designer irgendwie nerdig?

In unserem Fall kommt mir eher vor, dass wir uns zu wenig mit der Szene auseinandersetzen. Wir lesen auch kaum Fashion-Blogs. Manchmal achtet man schon auf nerdige kleine Details an anderen Menschen – wenn wir zum Beispiel in der U-Bahn einen Sandler sehen, der uns gefällt, nehmen wir das natürlich auf. Aber im Allgemeinen filtern wir nicht alles und jeden durch die Mode-Brille, im Gegenteil.

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Ist es eine bewusste Entscheidung, keine Fashion-Blogs zu lesen oder fehlt euch einfach die Zeit?

Wir versuchen es schon absichtlich zu vermeiden, weil einen diese Trendthemen ja auch beeinflussen. Das klingt vielleicht blöd, aber uns ist es privat auch immer öfter egal, wie wir uns kleiden. Wenn etwas zu lang ist, schneiden wir es einfach provisorisch ab und lassen es so, anstatt es schön zu verarbeiten.

Foto: Marko Mestrovic

Das klingt so ähnlich wie bei Hauben-Köchen, die privat auch nur Burger essen.

Ja, so in etwa. Wir bemühen uns zwar, zumindest bei Fashion-Events auf unseren Stil zu achten, aber meistens schaffen wir’s irgendwie nicht.

Ihr lasst eure Kleidungsstücke alle in Ungarn produzieren. Was sind die Gründe dafür?

Seit wir unsere allererste Kollektion dort produzieren lassen haben, sind wir mit der Qualität durchgehend zufrieden gewesen. Hinzukommt, dass man dort als kleiner Designer nicht so hintansteht, wie das in Wien bei uns schon der Fall war. Österreich ist nicht nur teurer, sondern leider auch nicht besser. Wir hatten auch Fälle, wo jemand uns bunten Saum in Teile genäht hat, obwohl wir das so nicht wollten, und dann meinte: „Vertraut mir, das verkauft sich so sicher besser“. In Ungarn bekommen wir von unserer Produktionsstätte echte Hilfe und die Arbeiter werden anständig bezahlt.

Hört ihr auch manchmal Kritik, weil ihr nicht in Österreich produzieren lasst?

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Natürlich gibt es auch immer wieder Leute, die alles verwerflich finden, was nicht in heimischer Produktion entsteht. Aber Ungarn ist unser Nachbar, EU-Mitglied und hat faire Bedingungen – wir reden also nicht von einem Land, wo T-Shirts mit Kinderarbeit hergestellt werden. Unsere Produktionsstätte liegt in erreichbarer Nähe und dank Internet stehen wir in ständigem Kontakt.

Was für eine Rolle spielen Technologie und Technik sonst bei euch Arbeitsprozess?

Inzwischen doch eine sehr große. Wir machen immer wieder Muster direkt am Computer. Auch die Lookbook-Gestaltung, um die wir uns selbst kümmern, passiert digital. Zusätzlich machen wir auch hin und wieder Videos zu unseren Kollektionen, die wir natürlich digital schneiden. Und das Internet ist für unsere gesamte Kommunikation längst nicht mehr wegzudenken. Ohne Netz wären unsere Recherchen und der Vertrieb viel schwieriger zu bewerkstelligen.

Ist die Technik oder die Inspiration wichtiger?

Wenn wir nicht die Aussicht hätten, unsere Ideen mit Technik auch wirklich umsetzen zu können, würde wahrscheinlich auch bald die Inspiration nachlassen. Ohne Technologie könnten wir unsere Teile kaum herstellen lassen – und wir hätten nach der Modeschule sicher nicht gleich ein Label gründen können. Die Geräte, die uns die Arbeit einfacher machen, sind mindestens so wichtig, wie die Einfälle dahinter.

Wie geht es euch mit euren Devices? Wie und wo setzt ihr sie ein?

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Wir haben uns schon nach kurzer Zeit super in das neue System von Windows 8 eingearbeitet und verwenden vor allem die große Lenovo-Workstation für das Erstellen von Mustern—konkret für ein neues Print-Muster unserer Spring/Summer 2014-Kollektion. Außerdem wird der Computer natürlich viel für Internet-Kommunikation und zum Musikhören in unserem Atelier verwendet.

Wie schaut es mit dem Tablet-PC aus?

Der tragbare Sony Vaio Duo ist für unterwegs besonders praktisch, wenn wir bei einem Auswärts-Shoot sind. Neben Kommunikation verwenden wir es auch gelegentlich als Foto-Apparat und zum Erstellen von Skizzen mit Fresh Paint.

Was sind eure Lieblingsfeatures?

Ziemlich cool ist die Möglichkeit, mehrere Fenster gleichzeitig zu sehen und offen zu haben—zum Beispiel, dass man das Musikprogramm in einer schmalen Spalte immer neben dem Arbeiten sieht und leicht bedienen kann.

Zum Abschluss noch eine Frage, die auch am Ende von „Inside The Actor’s Studio“ immer gestellt wird: Was würdet ihr machen, wenn ihr keine Fashion-Designer geworden wärt?

Ida: Mich würde Bewährungshelferin interessieren.

Lena: Etwas mit Landwirtschaft und Ernährung. Vielleicht Bio-Bäuerin.