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Dank fiesem Trick gewinnt ein Zocker drei Millionen Dollar in der Blockchain-Lotterie

'Fomo3D' ist ein kontroverses Spiel auf der Ethereum-Blockchain, das nun erstmals gewonnen wurde. Allem Anschein nach führte ein cleverer Schachzug zum Sieg.
Symbolbild: Ethereum | Shutterstock

Die wohl heißeste Anwendung auf der Ethereum-Blockchain heißt Fomo3D – eine ziemlich fiese Blockchain-Lotterie. Als "psychologisches Sozialexperiment in Sachen Habgier" beschreiben es die Macher. Am Mittwoch endete die erste Runde überraschend und schüttete den Jackpot im Wert von ungefähr 2,6 Millionen Euro an einen Spieler oder eine Spielerin aus, die mit einem Trick gnadenlos um das Geld gepokert hat.

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Den Entwicklern des Spiels zufolge reichte Glück allein für den Millionensieg nicht aus: Der oder die Gewinnerin hatte vermutlich ihren eigenen Krypto-Reichtum verbraten, um das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden.

In Fomo3D haben Spielerinnen 24 Stunden Zeit, um Schlüssel zu kaufen. Mit jedem Kauf werden dem Timer wieder 30 Sekunden hinzugefügt. Den Countdown über 24 Stunden zu verlängern, ist nicht möglich. Wer auch immer den letzten Schlüssel im Spiel kauft, gewinnt den Jackpot. Allerdings erhalten auch alle anderen Spieler einen kleinen Gewinn, je nachdem, wieviele Schlüssel sie besitzen. Man kann also entweder ein paar Schlüssel kaufen und einen kleinen Gewinn aus den Gesamtverkäufen der Schlüssel einstreichen oder um den ganz großen Preis zocken. Die erste Runde von Fomo3D startete bereits am 8. Juli. In den letzten Wochen warnten Kritiker davor, dass es sich bei Fomo3D nicht um eine bizarre Krypto-Lotterie, sondern um einen Scam handeln könnte.

Am Mittwoch strich nun ein glücklicher Krypto-Fan den Jackpot von über 10.000 ETH ein. Aktuell entspricht das etwa 2,6 Millionen Euro. Teile der verbleibenden 21.811 ETH wurden an die restlichen Zocker ausgezahlt und der Rest floss in den Jackpot zurück. Der Gewinn ist erstaunlich, denn der frischgebackene Krypto-Krösus hat nicht nur andere Gamer, sondern auch Bots ausgestochen, die auf das Kaufen von Schlüsseln programmiert waren. Das Zocker-Genie verstopfte die Ethereum-Blockchain, so dass kein anderer Gamer nach ihm einen Schlüssel kaufen konnte und wartete einfach, bis die Zeit abgelaufen war. Das ist zumindest die Theorie der Spiele-Entwickler hinter der Krypto-Lotterie, die sie in einem Chat auf Discord äußerten.

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Es gibt einige Hinweise, die für diese Theorie sprechen. Sie erfordern aber einige, durchaus komplexe, Blockchain-Detektiv-Arbeit: Die Ethereum-Adresse, die das Preisgeld abstaubte, lautet “0xa169df5ed3363cfc4c92ac96c6c5f2a42fccbf85", nachfolgend werden wir sie als Gewinner-Adresse bezeichnen. Die Transaktion, mit der der Jackpot ausgezahlt wurde, wurde der Blockchain in Block 6191962 am Mittwoch um 7:04 hinzugefügt.

Screenshot einer Transaktion auf der Ethereum-Blockchain, mit der der Jackpot ausgeschüttet wurde.

Man kann in den Screenshots außerdem sehen, dass die Gewinner-Adresse einige Minuten zuvor einen Schlüssel von Fomo3D kaufte. Diese Transaktion wurde um 6:48 mit Block 6191896 hinzugefügt. An dieser Stelle wird es interessant, denn nach diesem Block, mit dem der alles entscheidende Schlüssel gekauft wurde, folgen einige auffällige Blöcke.

Screenshot einer Transaktion auf der Ehtereum-Blockchain.

Normalerweise enthält ein Block auf der Ethereum-Blockchain ein paar Dutzend oder sogar mehrere Hundert Transaktionen. Kurz nachdem der Gewinner-Schlüssel gekauft wurde, tauchen sechs aufeinanderfolgende Blöcke auf, in denen sich weniger als zehn Transaktionen befinden.

Screenshot von Blöcken auf der Ethereum-Blockchain.

Schaut man sich die einzelnen Blöcke an, sieht man, dass sie von Transaktionen an eine einzige Adresse eingenommen werden: Der Adresse des Jackpot-Gewinners. Man sieht außerdem, dass für diese Transaktionen ein sehr hoher "Gas"-Preis gezahlt wurde. Als "Gas" werden die Transaktionsgebühren bezeichnet, die Miner investieren können, um sicherzustellen, dass ihre Transaktionen als erste verarbeitet werden.

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Screenshot von Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain.
Screenshot einer Transaktion auf der Ethereum-Blockchain.

Die Idee dahinter: Diese Transaktionen sind so gebaut, dass sie langwierig validiert werden müssen, und so die Transaktionen anderer Nutzer blockieren. Auch die Blöcke, die zwischen dem gewinnbringenden Schlüssel-Kauf und den sechs vereinnahmten Blöcken liegen, enthalten Transaktionen an die Gewinner-Adresse, aber scheinbar gelang es dem Nutzer erst in Block 6191903, die Blockchain mit seinen Transaktionen vollständig zu blockieren. Zwar dauerte diese Blockade nur ein paar Sekunden an, aber diese Zeit reichte anscheinend aus, um den Timer von Fomo3D runterlaufen zu lassen und als letzter Schlüssel-Käufer den Gewinn von fast 2,6 Millionen Euro einzustreichen.

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Allerdings wirft auch diese Erklärung einige Fragen auf. Zwischen dem Moment, als die Gewinner-Adresse die Blockchain verstopfte, und dem Moment, als der Jackpot ausgezahlt wurde, liegen etwa 50 Blöcke. In diesen Blöcken finden sich zahlreiche Transaktionen, mit denen Schlüssel von Fomo3D gekauft wurden. Ein Entwickler von Fomo3D erklärte Motherboard im Discord-Chat, dass die Runde automatisch endete, als der Timer ablief. In diesem Moment wurde die Gewinnsumme an einen "Tresor" im Spiel geschickt und einige Blöcke später, in Block 6191962, an den Gewinner ausgezahlt. Die Schlüsselkäufe, die in den dazwischen liegenden Blöcken stattfanden, gehören bereits zur zweiten Runde des Spiels. Außerdem gab es laut dem Entwickler eine einstündige Pause, in der keine Schlüssel gekauft werden konnten.


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Hat der Gewinner also geschummelt oder einfach nur geschickt die Eigenarten der Ethereum-Blockchain ausgespielt? Dem Entwickler zufolge war es alles Teil des Spiels. "Es klingt so, als ob diese glückliche Personsehr sorgfältig das Verhalten der automatisierten Bots studiert hat, die andere Leute nutzten, um Schlüssel zu kaufen. Dieser Mensch hat sie wahrscheinlich tagelang beobachtet und viel eigenes ETH investiert, um die Strategie zu testen", schrieb der Entwickler. "Dann fand dieser User einen Zeitpunkt, zu dem keine anderen menschlichen Akteure aktiv waren." Auf Discord schätzten die Entwickler von Fomo3D, dass der Gewinner 40 bis 50 ETH – also zwischen 9.500 und 11.900 Euro – investiert habe, um die 2,6 Millionen Euro zu gewinnen.


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Dem Entwickler zufolge hätte diese Strategie aber auch nach hinten losgehen können: Wenn ein anderer Spieler zeitgleich mit dem Gewinner einen Schlüssel gekauft hätte, diese Transaktion aber einen Block später verarbeitet worden wäre, hätte es dem Gewinner auch nichts genutzt, die Blockchain anschließend zu verstopfen. Der spektakuläre Gewinn bei Fomo3D zeigt ein weiteres Mal, dass Glück, Betrug und brillante Strategie auf der Blockchain sehr eng zusammenliegen.

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