Mit diesem Anti-Kälte-Training der Navy SEALs überlebst auch du den Winter
Bild: Wikimedia, U.S. Navy Photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Erika N. Manzano | Gemeinfrei

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Mit diesem Anti-Kälte-Training der Navy SEALs überlebst auch du den Winter

Winter is coming!

Der Winter rückt mit großen Schritten näher und selbst die Heißblütigsten werfen langsam aber sicher ihre Öfen an. Doch in manchen Situationen, wenn wir unser kuscheliges Heim verlassen müssen, reicht auch eine dicke Daunenjacke nicht mehr aus. Vor allem dann, wenn wir nicht nur schnell mal ins Kino oder in die nächste Bar huschen wollen, sondern eine etwas größere Tour vorhaben, stoßen wir schnell an unsere lebenserhaltenden Wärmegrenzen.

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Der überstrapazierte Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung", ist dabei gar nicht einmal so weit von der Wirklichkeit entfernt. Davon können auch abgebrühte Militär-Spezialeinheiten ein Marschlied singen.

Wie auch ihr den kalten Monaten ohne abgefrorene Körperteile und mit den Tricks der Navy SEALs trotzden könnt, haben wir in einer kleinen Anleitung zusammengestellt.

Das Aufwärm-Training

Die folgenden Kniffe stammen alle aus der Übung „Rewarming Drill", die der ehemalige Navy-Taucher John Barklow zusammen mit einigen Ausbilder-Kollegen der Marine entwickelte. Nachdem er erst auf den Philippinen und im sonnigen Kalifornien stationiert war, wurde er nach 9/11 ins frostige Alaska versetzt. Dort bildete er sich engagiert weiter und zeigte den SEALs ein paar Tricks, wie Bergsteiger mit der Kälte umgehen. Heute hat er seine knallharte Überlebenskunst zu einem Geschäftsmodell gemacht und ist Produktmanager eines Unternehmens, das kälteresistente Camouflage-Outdoor-Klamotten verkauft.

Diese Psychotricks nutzen Navy SEALs, um ihre Angst zu besiegen

Und hier liegt auch der erste Knackpunkt, denn das gute, alte Baumwollunterhemd hilft leider keinem, wenn das Wetter richtig scheußlich ist. Viel besser ist eine moderne, atmungsaktive, federleichte Gore-Tex-Wäsche, die zwar nicht besonders attraktiv ist, aber in der eisigen Kälte sind Anbaggerversuche in der Regel sowieso zweitrangig.

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Sitzt die Kleidung korrekt, kommt der unangenehme Teil des Trainings. Als erstes geht's auf Wanderung. Drei Stunden sollte der knackige Spaziergang durch die wilde Natur schon dauern, der euch so richtig schön erhitzt und angenehm schlapp macht.

Im echten Navy SEALs-Training hört die Sache aber hier nicht auf und die Abkühlung folgt auf dem Fuße: Mit einem Sprung in einen halbgefrorenen See. Da bei den eisigen Temperaturen natürlich niemand große Lust verspürt, in sein knappes Badehöschen zu schlüpfen, stellt der praktische Navy SEAL nur kurz sein Gepäck am Ufer ab und steigt in kompletter Montur ins Gewässer.

Nach zwölf Minuten zittern im Eisweiher dürfen die SEALs den See wieder verlassen und, durchnässt bis auf die Knochen, den Rewarming Drill bis zu seinem bitteren (und dann endlich warmen) Ende durchziehen.

Hitzemahl und Winternacht im Freien

Als nächstes geht es nämlich immer noch komplett in Marschkleidung in eine Art isolierenden Frischhalteschlafsack im Zweierzelt. Doch bevor der nasse SEAL in seinen verdienten Schlummer fällt, kocht er sich noch schnell ein Heißgetränk aus Schneewasser und nimmt ein paar Löffel getrocknetes Chilli zu sich. Das scharfe Gewürz fördert den Stoffwechsel, bringt den Kreislauf in Schwung und regt die körpereigenen Wärme-Rezeptoren an. Angenehm gestärkt legt sich nun auch das Zittern und der tapfere Kämpfer darf sich die nächsten Stunden ausruhen.

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„Der Hintergrund dieser Übungen ist, dass du dadurch erfährst, wozu dein Körper fähig ist, Erfahrungen zu sammeln und Vertrauen aufzubauen", so Barklow bei Gizmodo. „Indem du weißt, dass deine Systeme funktionieren, kannst du dich auf die Pirsch konzentrieren. Aber du musst dich schon selbst davon überzeugen. Und denk daran: Es muss keinen Spaß machen."

Survival-Maßnahme: Zwiebel-Look

Nach dieser ausführlichen Ruhepause in seiner atmungsaktiven Ausrüstung ist der Kämpfer wieder quicklebendig und angenehm aufgewärmt. Der Mensch selbst hatte als Wärmequelle gedient und sich ganz ohne Lagerfeuer und Heizdecke in eine angenehme Temperatur versetzt. Seine Zwiebelmontur ist nun innen schön trocken, in der Mittellage leicht feucht und außen auf der Jacke hat sich heftiger Frost gebildet. Hätte die Person allerdings nur ein Kleidungsstück in der falschen Reihenfolge angezogen oder sich nicht vom bequemen Feinripp abbringen lassen, wäre ihr längst nicht so warm wie mit der outdoorerprobten Profi-Klamotte.

Doch Barklow ist auf Zack und weiß, dass nicht jeder immer ein ventiliertes Zelt und einen Frischhalteschlafsack dabei hat und entwickelte für weniger gut vorbereitete Frostbeulen den Dynamic Rewarming Drill. In dieser Flow-Version des statischen Wärmetrainings marschieren die SEALs nach ihrem Kältebad einfach noch ein bisschen weiter, um ihre Kleidung mit der persönlichen, inneren Heizung trocknen zu lassen und sich selbst aus der Zitterfalle herauszuholen.

Der Trockenlauf darf allerdings weder zu langsam noch zu stramm ausfallen. Der Schritt muss schnell genug sein, damit der Körper ausreichend Hitze produziert, er darf jedoch auch keine Feuchtigkeit ausschwitzen. Nach einem gut zweistündigen Spaziergang solltet ihr nun einigermaßen aufgewärmt in eurem Lager angekommen sein und könnt euch endlich die Abschlusszeremonie aus Schlafsack, Zelt, heißem Wasser und Chilli gönnen.

Falls ihr übrigens keinen See in der Nähe habt, empfiehlt Barklow die Abkühlung mit der Ice Bucket Challenge an einem bibberkalten Wintertag. Den Rest kennt ihr ja jetzt.