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Zu Besuch auf einem der größten US-Privatverkäufe ausgedienter Militärfahrzeuge

Ich habe mich auf dem Privatflohmarkt von Jacques Littlefield umgesehen—und die Panzer, Radarsysteme und ausgedienten Scud-Raketen aus der Sammlung des verstorbenen Kriegsspielzeug-Fans fotografiert.
Alle Bilder vom Autor.

Eine Scud-Rakete betätschelt man nicht alle Tage. Ich konnte mir kürzlich jedoch auch dieses Lebensziel erfüllen, als ich einem Rundgang anlässlich des Verkaufs einer der größten Sammlungen historischer Militärfahrzeuge beiwohnen durfte. Und anders als bei einer Museumsbeschau konnten ich auf den antiken Militärfahrzeugen auch herumklettern, mich hineinsetzen und alles anfassen.

Jacques Littlefield, Erbe eines Baumagnaten, frönte von 1975 bis zu seinem Tod 2009 seiner Leidenschaft für überdimensioniertes Kriegsspielzeug. Seine Sammlung ist wohlbehütet auf der Familienranch im idyllischen Portola Valley, das die San Francisco Bay überblickt, untergebracht.

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Littlefields Fuhrpark zählt knapp über 200 Fahrzeuge—ein paar Panzer, gepanzerte Truppentransporter, Raketenwerfer, Amphibienfahrzeuge und gepanzerte Bulldozer, um nur einige der vorhandenen überdimensionalen Militaria zu nennen. Gerade im Angesicht des Israel-Palästina Konflikts und der laufenden Untersuchung des MH17-Abschuss erschienen die Geräte besonders einschüchternd und gleichzeitig ernüchternd.

Hier ein paar Fotos, die ich ich vor Ort aufgenommen habe:

M48A2 Brückenlegepanzer

Nach Jacques Littlefields Tod entschieden seine Nachkommen einige der Geräte der Collins Stiftung zu schenken, einer Non-Profit-Organisation, die ein Museum für historische Fahrzeuge schaffen will. Der Rest, wie etwa dieser M48A5-Brückentransporter, wurde versteigert, um das Museum in Massachusetts und den Transport der Fahrzeuge dort hin zu finanzieren.

Panzer 4

Erstaunlicherweise funktionieren viele der Fahrzeuge noch tadellos. Besonders die Motoren sind noch in Ordnung und genau darauf sind viele der Militaria-Fans mit denen ich sprach auch aus: Panzer die auch fahren.

M5A2 Sherman Tiger

„Wir haben schon vier und kaufen jetzt noch ein paar“, erzählte mir ein Sammler aus Wisconsin. Abgesehen von seinem historischen Interesse an Panzern fahre er einfach zu gerne mit ihnen herum—zum Beispiel zusammen mit seinem Sohn auf den Paraden am Nationalfeiertag.

Scud Raketenwerfer

Nicht alle Fahrzeuge allerdings sind vollständig funktionstüchtig. So zum Beispiel der Boden-zu-Boden-Raketenwerfer Scud-A. Zusammen mit einer 4,5 Tonnen schweren Rakete wiegt das Gerät satte 41,9 Tonnen. Die Sowjets hatten es einst gebaut, um Atomsprengköpfe über eine Distanz von 150 Kilometern schießen zu können.

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Die ersten Scud-A wurden 1956 ausgeliefert und bald in die Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes exportiert. Zwar war der Scud-A notorisch ungenau und schwer zu bedienen, doch die Sowjets erkannten früh seinen besonderen Nutzen und entwickelten die Waffe stetig weiter. Berühmt wurden die Scuds dann im ersten Golfkrieg.

Radar-Truck

Dieses wenig aufregende Fahrzeug, der 1S12/1RK1238 Radar-Laster, war eines der ersten mobilen Hochenergieradarsysteme des sowjetischen Militärs. Es konnte Flugzeuge in 1200 Metern Höhe noch auf eine Entfernung von 180 Kilometern und niedrig fliegendere Flugzeuge auf eine Entfernung von 70 Kilometern entdecken. Einer der anwesenden Veteranen erklärte mir, dass die Sowjets damit unter anderem mobile Flughäfen betrieben hätten.

Das Radarsystem aus dem Jahr 1963 hat inzwischen längst ausgedient. Ein amerikanischer Kriegsveteran erzählte, dass der Grund dafür gewesen sei, dass das System so harte Radarstrahlung nutzte, dass irgendwann die bedienenden Soldaten davon draufgingen: „Wir haben niemanden mehr finden können, der dieses Gerät bedient hat“, fügte er hinzu.

M1A1 Trainingspanzeraufsatz

Eines der moderneren Sammler-Stücke war der M1A1 Abrahams Panzeraufsatz. Er soll das Gefühl simulieren auf dem vollständigen Panzer zu hocken.

Von innen war der Panzerturm wenig komfortabel: die Sitze waren winzig und der Platz, der eigentlich für Fahrer, Schütze und Kommandant reichen soll, ist eigentlich gerade mal groß genug für eine Person.

Tatsächlich wiederholte sich dieser Eindruck in allen Panzern, die ich mir anschaute: die Cockpits waren unglaublich eng, fast klaustrophobisch. Sogar unter idealen Bedingungen muss es schwer gewesen sein die Kontrollelemente zu bedienen.

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Grant M3A5 Panzer

Was mich an den Panzern und den anderen Fahrzeugen erstaunte, war vor allem wie wenig intuitiv du dich in ihnen zu bewegen hast. Anders als moderne Autos wurden diese Fahrzeuge offensichtlich nicht ergonomisch durchdacht, sondern gemäß ihrer Funktion konstruiert. Sogar so banale Aktivitäten wie Einsteigen werden da zum Projekt: ohne Leiter musste ich Panzerketten hochklettern, um mich dann auf das Deck des Panzerturms zu hieven. Und die Luke war so winzig, dass ich mich nur mit äußerster Mühe durch sie hindurch quetschen konnte.

„Destructive Devices“

„Ein paar Panzer der Sammlung wurden vom US Büro für Alkohol, Tabak, Waffen und Sprengstoff als „destruktive Geräte“ klassifiziert, was bedeutet, dass ihre Waffensysteme noch funktionieren, wie bei diesem israelischen Sherman M50.

Auf meinem Rundgang traf ich auch auf einen von Littlefields Nachbarn, der mir die politischen Verflechtungen der Familie erklärte und ihre besonderen Beziehungen zur US Regierung. Diese Kontakte ermöglichten es den Littlefields erst diese bataillonsgroße Waffensammlung zusammenzustellen. Kaum jemand anderem wäre es sonst gelungen eine solche Sammlung zu erschaffen.