FYI.

This story is over 5 years old.

Fußball

Held des 19. Spieltags: Lars Stindl

Gladbachs Kapitän ist ein Kicker der inzwischen leider selten gewordenen Art. Bescheiden, meinungsstark und ohne monatlichen Frisur-Wechsel. Außerdem spielt er verdammt geilen Fußball.
Foto: Imago

Als ich Lars Stindl zum ersten Mal auf dem Platz sah – er spielte bereits in Hannover, nicht mehr beim KSC –, habe ich mich so ein ganz kleines bisschen in ihn verliebt. Er gab einer für mich relativ ausdrucksschwachen Truppe ein Gesicht. Und was für eines. Kein hochpoliertes Brilli-im-Ohr-noch-ein-Tor-Gesicht, sondern eines, das für Reife, Willen und Besonnenheit stand. Ich meine es ernst: Lars Stindl wäre ein Bundespräsidenten-Kandidat.

Anzeige

Seit Juli 2015 spielt Stindl nun für Mönchengladbach, trotz angeblicher Angebote aus Dortmund oder Leverkusen. Noch so ein Ding, das Stindl auszeichnet: Einfach macht er es sich bewusst nie. Nach der grandiosen Vorsaison folgte diese Hinrunde der Einbruch. Statt Champions League stand auf einmal Abstiegskampf auf dem Programm. Unter Neu-Trainer Dieter Hecking blüht der Kapitän auf und scheucht sein Team von Sieg zu Sieg. Vergangene Woche sorgte er mit zwei Treffern für die Wende in Leverkusen, diesen Spieltag traf er zum wichtigen 1:0 gegen Freiburg. Doch nicht nur deswegen ist er zu unserem persönlichen Fußball-Gott des Spieltags geworden:

Held des 19. Spieltags ist Lars Stindl, weil…

… er Gelb-Rot-verdächtig ausflippte, sich im letzten Moment zusammenreißen konnte und mit Wut im Bauch den 1:0-Hammer auspackte.

… sein Treffer zum 1:0 an Perfektion nicht zu überbieten war. Antritt, Körpertäuschung und ein Schuss, so platziert und so hart, dass er den Namen Raketen-Schlenzer verdient.

… weil er Freiburgs Caglar Söyüncü vor dem 1:0 so alt aussehen ließ wie mich der Versuch, Caglar Söyüncü flüssig auszusprechen.

… man trotz seiner inzwischen 28 Jahre das Gefühl hat, ein ungezähmtes Fohlen über den Platz galoppieren zu sehen.

… er inzwischen fünf Tore mehr auf seinem Konto hat als Thomas Müller.

… er in das FIFA-Ultimate Team aufgenommen wurde. Und mit einer 84er-Wertung auf einer Stufe mit John Terry, Thiago, Wayne Rooney oder Yaya Touré steht.

… er beim Thema Nationalelf bescheiden bleibt, obwohl er mittlerweile mehr Scorer-Punkte gesammelt hat als Götze, Schürrle, Bellarabi und Brandt.

… er nach dem Spiel genau wusste, wer noch zum Sieg beigetragen hat: „Das Publikum ist auf einmal in einer unglaublichen Art und Weise da gewesen und hat wie ein Mann hinter uns gestanden. Sie haben uns wirklich angepeitscht – was sich enorm positiv auf uns ausgewirkt hat."

… er die beste Nummer 13 seit Michael Ballack ist.

… Fußball zwar ein Teamsport ist, er allerdings an 11 von 19 Gladbacher Toren beteiligt war.