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Ein Whisky ist nach drei Jahren im Weltall zurück auf der Erde

Eine Whiskyprobe, die 2011 von einer schottischen Destillerie zur Internationalen Raumstation geschickt wurde, ist gerade wieder auf der Erde angekommen. Der Whisky soll nach „antiseptischem Rauch, Gummi und geräuchertem Fisch" schmecken.
Phoebe Hurst
London, GB

Das Sonnensystem ist eine ständige Quelle der Faszination. Von Galileo und seinem bahnbrechenden Teleskop zu Brian Cox anregender Gestik über die Ursprünge von schwarzen Löchern, die größten Denker der Menschheit beschäftigen sich schon seit Jahrhunderten mit dem Mysterium Weltall.

Und dann gibt es noch nie, die einfach irgendwelches Zeug ins All ballern wollen, um zu sehen, was passiert.

Diese Beschreibung scheint besonders auf Vermarkter von Alkohol zuzutreffen. Anfang des Jahres schickte die japanische Brauerei Suntory eine Probe des „besten Whiskys der Welt" zur Internationalen Raumstation (ISS) und davor erlebte ein 12er-Pack John Smith's seine recht unspektakuläre Jungfernfahrt ins All, die in einem Feld irgendwo im englischen York endete. Habt ihr vielleicht schon mal darüber nachgedacht, dass den Außerirdischen vielleicht einfach Limo lieber wäre?

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Ein alkoholisches Getränk in den Weltraum zu schicken, klingt ein bisschen nach eine Schnapsidee, die während der Brainstorming-Session eines PR-Teams am Freitag Nachmittag entstanden ist. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Schwerelosigkeit tatsächlich den Geschmack bestimmter Getränke beeinflussen kann. Diese Woche kehrte ein Whisky, der 2011 von der Ardbeg Distillery ins All geschickt wurde, mit unerwarteten Ergebnissen zurück auf die Erde.

In einem Experiment, in dem die Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf Terpene—die Geschmacksbausteine vieler Lebensmittel und Weine—festgestellt werden sollten, wurde ein Fläschchen des nicht gelagerten Malt Whiskys der schottischen Destillerie im Oktober 2011 zur ISS geschickt. Eine zweite Probe wurde als Vergleich in der Destillerie behalten.

Und was passiert mit einem Whisky, wenn er drei Jahre lang mit fast 27.725 km/h um den Planeten kreist? Einiges, scheinbar.

In einer Stellungnahme erklärte Ardbegs Brauleiter Dr. Bill Lumsden die Unterschiede zwischen den beiden Fläschchen: „Die Proben aus dem Weltall unterschieden sich deutlich. Als ich an den Proben aus dem All roch, bemerkte ich, dass der rauchige, phenolische Charakter von Ardbeg viel stärker durchschien—und sich eine ganz andere Palette von rauchigen Aromen zeigte, die ich so bisher auf der Erde noch nicht erlebt habe."

Der spezielle Geschmack des Weltall-Whiskys wird noch deutlicher, wenn man die Verkostungsnotizen des Experiments liest.

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Ardbegs Probe aus dem Labor hat ein „holziges Aroma" mit Noten von „süßem Rauch und gereiftem Balsamicoessig" sowie „Melassetoffee" und „Vanille"—relativ normale Termini für eine Whisky-Verkostung.

Als die Whisky-Connaisseure sich der Probe aus dem All widmeten, wurden die Beschreibungen abgefahrener: „Sein intensives Aroma hatte einen Hauch von antiseptischem Rauch, Gummi und geräuchertem Fisch, zusammen mit einer eigenartigen Parfümnote wie Veilchen oder Cassis, und von kräftigen Holznoten, was ingesamt ein fleischiges Aroma ergab."

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Drei Jahre Raumfahrt, die tausende Euro kostete, scheint vielleicht ein bisschen viel, wenn das Resultat ein Getränk ist, das nach Hering in Desinfektionsmittel schmeckt. Lumsden beteuert aber, dass das Experiment die Grundlage für Fortschritte in der Whisky-Destillerie bildet. Er sagte: „Ardbeg hat bereits einen komplexen Charakter, aber die Ergebnisse unseres Experiments zeigen, dass es potentiell noch mehr Komplexität zu erkunden gibt und man Whisky von einer anderen Seite präsentieren kann."

Wenn diese „Komplexität" ein fischiges Aroma bedeutet, dann sollten wir von diesem teuren Spaß vielleicht in Zukunft die Finger lassen.