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Auf den Spuren von Jimmy Fallon

Jan Böhmermann macht Dendemann und die Freien Radikalen zu seinen Roots—eventuell der entscheidende Schritt zur besten deutschen Late Night Show.

Böhmi: Hallo! Mein Name ist Jan Böhmermann und ich habe soeben alle damit überrascht, dass Dendemann mein neuer Studiomusiker sein wird.

Dende: Jawoll, wer wagt gewinnt, also mach dein Ding!

Am 6. Februar wird Jan Böhmermanns neues Neo Magazin Royale—also die königliche Version der bisherigen Spartensender Late Night—erstmals im großen ZDF ausgestrahlt. So weit so kein Thema für eine Musikseite. Doch bei der neuen Show wird es neben dem neuen Studio und dem neuen Sendeplatz noch eine äußerst entscheidende Neuerung geben: eine neue Studioband. Und was für eine.

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Wie heute im Zeit Magazin zu lesen ist, wird ein gewisser Dendemann jede Woche mit seiner Band, den Freien Radikalen, im Neo Magazin Royale für die Musik sorgen. Das ist schon mal ziemlich überraschend, denn in den letzten zwei Jahren war vom Dendemeier nicht viel zu hören. 2014 verfasste er ganze 20 Facebook-Posts, sprach vier Wörter auf einem Samy Deluxe-Mixtape und spielte eine sehr überschaubare Anzahl an Festivalgigs. Das letzte Album erschien 2010, zu einem Zeitpunkt, als Casper noch ein Geheimtipp war und Kollegah weit von einem Nummer-eins-Album entfernt.

Damals: Vom Vintage Verweht, mit Schnurri bestückt, Jeansjacke bekleidet und Vokuhila geschmückt machte Dendemann stumpf zum Trumpf, bevor Hipster überhaupten wussten, dass uncool wieder cool war. Gitarrenrock mit Sprechgesang lange vor XOXO und der Erfindung von Kraftklub und, weil er natürlich seiner Zeit mehr als voraus war, komplett am Mainstream vorbei. Doch statt solche Dinge zu betonen und auf seinen Einfluss zu pochen, hielt Dendemann sich in Folgezeit einfach mal raus und ließ die Renaissance des deutschsprachigen Raps in den letzten Jahren relativ tatenlos an sich vorbeigleiten.

Und jetzt? Bamm, fester Job. So fest, wie es für einen Musiker überhaupt möglich ist, jede Woche ein Gig, je nach Erfolg der Show vor allem über die ZDF Mediathek und Youtube mit dem Potenzial, ein richtig großes Publikum zu erreichen. Dazu die langerwartete Ankündigung eines neuen Albums auf der neuen Homepage und eine neue Gesichtsbehaarung: Schnurri ab.

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Das beste an Dendes neuem Job ist allerdings, dass hier ein genialer Musiker mit komödiantischem Talent auf einen genialen Komiker mit musikalischem Talent trifft. Im Vorfeld standen die Wettquoten ja vor allem auf Konstantin Gropper aka Get Well Soon, der schon immer beste Beziehungen zur Neo Magazin-Produktionsfirma Bildundtonfabrik hatte, und Olli Schulz, wegen seiner Freundschaft zu Böhmermann und der gemeinsamen Radioshow bei Radio Eins.

Dendemann ist allerdings nicht nur die überraschendere Wahl, sondern auch die mit viel mehr Potenzial. Gropper ist ein toller Musiker und cooler Typ, aber nicht unbedingt spontan lustig im Sinne eines Sidekicks. Und Schulz versucht gerade krampfhaft seinem Blödel-Image mit ernsthaften Texten und Weltschmerz zu bekämpfen und hält sich daher im TV von Kumpels Böhmi und Joko und Klaas fern.

Dendemann dagegen hat jetzt offensichtlich wieder Bock. Er ist seit jeher in seinen Texten nicht nur einer der wortgewandtesten, sondern eben auch einer der witzigsten Rapper des deutschen HipHops. Als Beweis reicht ein minimaler Blick in seine Videos zu „Stumpf Ist Trumpf“ oder „3 1/2 Minuten“. Oder ihr hört euch einfach mal seine Musik an.

Böhmermann wiederum mag vielleicht nicht unbedingt eine Instanz in Sachen Musikgeschmack, aber er verfügt selbst über einiges musikalisches Talent. Mit Dendemann hat er jetzt eine potenziell kongeniale Ergänzung für seine eigenen Sprechgesang-Ausflüge. Außerdem ist er der erste deutsche Talkmaster mit einem Rapper als Studiomusiker. Klar, dass jetzt ständig der Vergleich zu Jimmy Fallon und The Roots fällt. Da hat sich das Neo Magazin Royale allerdings kein kleines Vorbild gesucht. Aber wer weiß, vielleicht ist die Wahl der Studioband ja der entscheidende Schritt Richtung beste deutsche Lateshow. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die erste deutsche History of Rap-Ausgabe.

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