Im zweiten Stock des größten Gefängnisses der kanadischen Nordwest-Territorien riecht es verdammt lecker nach „Butter Lovers Act II"-Mikrowellen-Popcorn. Der Duft steigt vom Zellenbereich der Insassen durch die Lüftungsschächte zu uns nach oben.Der für die Verpflegung zuständige Beamte erklärt mir, warum Popcorn in der Haftanstalt so beliebt ist: Bei einem Preis von 80 Cent pro Tüte ist es hier das günstigste Essen. Zum Vergleich: Eine Tüte Chips kostet 1,50 Dollar—hinter Gittern ist das ein enormer Preisunterschied.
Anzeige
Mit gut 150 Insassen ist das North Slave Correctional Centre der Stadt Yellowknife das Zentrum für verurteilte Straftäter des kanadischen Nordens. Hier sind sowohl gewalttätige Verbrecher als auch Kriminelle untergebracht, die keine hohe Sicherheitsstufe erfordern. Viele von ihnen kommen aus den abgelegen Gegenden der Nordwest-Territorien, andere wiederum aus dem östlich liegenden Nachbarterritorium Nunavut—denn man hat sich darauf geeinigt, beim Kampf gegen die dort herrschenden Verbrechensraten, Haftvoraussetzungen und behördlichen Überlastungen mitzuhelfen.Die Insassen des North Slave Correctional Centre scheinen es recht komfortabel zu haben. Klar handelt es sich bei der Einrichtung auch nicht um ein Fünf-Sterne-Hotel, aber es gibt trotzdem genügend Annehmlichkeiten und kreative Beschäftigungen, um sich die Zeit zu vertreiben und fit zu bleiben. So gesehen ist die Haftanstalt von Yellowknife auch der sicherste Ort für Straftäter, die bald wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden sollen.In den größeren Gefängnissen im Süden Kanadas ist es nämlich nicht ungewöhnlich, dass Häftlinge aus dem Norden des Landes (und dabei vor allem Inuit) fertig gemacht oder zum Schmuggel und Gangbeitritt gezwungen werden. In Yellowknife hingegen gibt es sogar extra auf indigene Menschen zugeschnittene Programme—inklusive Schwitzhütte und traditionellen Rauchzeremonien, die von Leuten aus der indigenen Bevölkerung für Leute aus der indigenen Bevölkerung entwickelt wurden. Damit haben die Insassen nicht nur eine Beschäftigung, sie verlieren auch gleichzeitig nicht den Anschluss zu ihrer Kultur.
Anzeige
Aber trotz der ganzen Rituale handelt es sich immer noch um ein Gefängnis mit Betonmauern und vergitterten Fenstern, von denen aus man einen schönen Ausblick auf die Stacheldrahtzäune hat.
In Block B spielen ungefähr 30 Häftlinge Karten, versammeln sich vor dem Fernseher oder machen einfach gar nichts. Der Block hat die Form eines Halbkreises und besteht aus einer unteren sowie einer oberen Zellenreihe. In einer dieser Zellen sind inspirierende Sätze wie „Quit drinking. Hustle that cash. Flip every thing" an die Wand geschrieben—ich fühle mich an eine Tumblr-Motivationsseite für Gefängnisinsassen erinnert.Während sich in Block B die Zeit vertrieben wird, bereitet man im Stockwerk darüber die Kartoffeln und die Burger für das Abendessen zu. Im Kunst- und Bastelzimmer zeigt mir ein Häftling derweilen einen kleinen, bunten Strauß Perlenrosen.„Den habe ich letztens gemacht und für jede Rose dabei mehrere Stunden gebraucht", erzählt er mir und blickt dabei aus dem Fenster in Richtung des Sees, der auf der anderen Seite des Stacheldrahtzauns noch schemenhaft auszumachen ist. „Blumen mag ich sehr. Ich habe jedoch keine Ahnung, warum."Motherboard: Von Zelle zu Zelle: Geschmuggelte Handys verändern den Strafvollzug in Brasilien