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Motherboard

Vorverurteilt und ausgegrenzt durch genetisches Profiling

Der zunehmende Einfluss von DNA-Proben und Gendatenbanken bringt uns einer vorausschauenden Strafverfolgung à la „Minority Report“ immer näher.

Philip K. Dick’s Zukunftsvision in der Menschen für Straftaten, die sie noch gar nicht begangen haben, verhaftet werden ist immerhin schon so realitätsnah, dass Forscher von der Stanford Universität sich dem Thema angenommen haben. Ihr Fazit fällt ziemlich eindeutig aus: DNA-Profiling verändert die Strafverfolgung und die Möglichkeiten des Missbrauchs wachsen.

Eine Präsentation am Zentrum für Biomedizinische Ethik begann in der vergangenen Woche mit einem Ausschnitt des Films „Minority Report“, in dem Tom Cruise und Colin Farrell über Ursache, Wirkung und Vorherbestimmung philosophieren.

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In dem Film, der auf einer Geschichte von Dick aus dem Jahr 1956 beruht, leiten Hellseher ihre flüchtigen Vermutungen zukünftiger Morde an eine präventiv operierende Polizeiabteilung weiter. Im wirklichen Leben nähern wir uns ganz langsam den frühen Stadien einer Zukunft des genetischen Profiling—angetrieben von der Hoffnung auf ähnliche psychische Sicherheit und nachhaltige Beruhigung.

„Wir benutzen bereits heute vorherbestimmende Polizeiarbeit, sogenanntes „Predictive Policing“ oder „Hotspot Policing“, die auf Statistiken über Verbrechensschauplätze beruht“, erzählt Colleen Berryessa, Projektleiterin am Center for Integration of Research on Genetics and Ethics in Standford. „Wir kommen nun an einen Punkt, an dem wir uns die Verhaltensweisen von Individuen ansehen, um vorauszusagen ob sie einen gewalttätigen Akt vollbringen würden und ob ihre Genetik damit zu tun hat. Es ist alles noch ziemlich weit entfernt von proaktiv-präventiver Strafverfolgung, aber es handelt sich definitiv um Schritte in diese Richtung.“

Die Möglichkeiten von genetischem Profiling sind ziemlich gruselig und sie untergraben grundsätzliche Auffassungen von Moral, freiem Willen und individueller Verantwortlichkeit. Ins Extreme weiter gedacht erinnert die Idee einer genetisch-strukturierten Gesellschaft an den Film „Gattaca“, in dem Menschen anhand der Untersuchung eines Blutstropfens von Geburt an in verschiedene Kasten eingeteilt werden.

Übertragen auf die Verbrechensbekämpfung bedeutet die Idee, so aufregend, beruhigend oder beängstigend sie klingen mag, dass eine solche präventive Strategie unseren bisherigen Strafvollzugs vollkommen auf den Kopf stellen würde.

Was sich Wissenschaftler, Polizei und Justiz von den neuen Möglichkeiten des Genprofiling versprechen, könnt ihr auf Motherboard nachlesen.