Foto: VICE
In dieser Serie berichten wir über das Lockdown-Leben: Über Stimmungen und Hoffnungen und über alles, was wir vermissen.
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Auch bei VICE: Die militanten Anti-Veganer, die nur rohes Fleisch essen
Ich vermisse die Tage, an denen ich Essen zelebrieren konnte. Mit drei Freunden hatte ich eine Art Essens-Club gegründet. Jeden Freitag trafen wir uns in einem anderen Restaurant, für das wir einen Coupon hatten. Der Rabatt wählte das Lokal für uns. Einer hatte sich zu dem Zweck extra ein Coupon-Heft gekauft, meistens aber nutzten wir Angebote aus dem Internet.Mal gab es Running Sushi für 6 Euro pro Person, mal All-U-Can-Eat-Gambas (9€ p.P.), zu denen wir noch All-U-Can-Eat-Rippchen (8€ p.P.) bestellten, weil wir Angst hatten, nicht satt zu werden. Das pinke Fleisch der Gambas, der süßlich-salzige Geschmack, den man kaum wahrnimmt, wenn man ihn nicht aktiv sucht, und dann ein kräftiger Biss in die braun marinierten Spareribs, in denen Salz und Saftigkeit dominierten. Einmal waren wir sogar beim Aserbaidschaner, aßen fettiges Fleisch mit wässriger Sauce zu trockenem Brot. Das Essen war oft miserabel und die Getränke waren geradezu unbezahlbar. Unter anderem deshalb gingen wir anschließend gern in einen dieser Tex-Mex-Läden, die eine Mischung aus Fritteusen-Restaurant und Fusel-Cocktailbar darstellen, sie heißen "Qué pasa" oder "Cancún" oder "Luna", sehen alle gleich aus und haben auch das gleiche Angebot: Billig-Cocktails und überbackene Nachos. Vor allem gingen wir aber hin, weil wir uns fühlen wollten wie Touristen in unserer eigenen Stadt. Denn außer Touristen besucht niemand diese Läden, das hoffe ich zumindest.
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