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Schwerte

Ein Kind hat Bombendrohungen an eine Schule verschickt, um Aufmerksamkeit zu bekommen

Der Junge nutzte wohl einen Tor-Browser und schicke die Drohung auch an Medien. Der Polizei war aber gleich klar, dass der IS keine Zelle in Schwerte eingerichtet hat.
Kind: imago | Petra Schneider || Polizeiauto: imago | Horst Galuschka || Collage: VICE 

Hast du als Kind mal so richtig Scheiße gebaut? Ein Bier aus Papas Kasten gezogen vielleicht? Heimlich auf dem Bolzplatz eine geraucht, sofort gekotzt und dann eine Monatspackung Kaugummi gekaut? Gleich den Kaugummiautomaten aufgebrochen? Was auch immer es ist, ein Minderjähriger aus Schwerte wird nicht mehr als ein müdes Lächeln für dich und deine krasse Story übrig haben.

Der Schüler der örtlichen Theodor-Fleitmann-Gesamtschule verschickte Ende Mai mehrere Drohmails an seine Schule. Der junge Mann, der laut Polizei Unna noch auf seinen 14. Geburtstag wartet, hat offenbar trotz seines zarten Alters schon verstanden, wie man heutzutage richtig für Wirbel sorgt. Er schickte die Mails nämlich nicht nur an seine Schule, sondern gleich noch an zwei örtliche Onlinemedien. Um nicht erkannt zu werden, nutzte der Minderjährige einen Tor-Browser für seine Mails, wie die Dorstener Zeitung schreibt.

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In allen Schreiben drohte er mit einer Bombe und forderte einen sechsstelligen Geldbetrag. Die Schule reagierte im Post-9/11-Zeitalter sofort und stellte den Unterricht ein – für drei Tage. Zwei andere Realschulen im Umkreis zogen vorsorglich mit und schickten ihre Schüler ebenfalls nach Hause.

Erpresser verschickte mehrere Mails

Vermutlich erhielt der minderjährige Erpresser zunächst keine Antwort auf seine Forderungen. Er verschickte am Tag darauf nämlich weitere Mails, in denen "die Forderung nach einer bestimmten Geldsumme nochmals bekräftigt wurde", wie es in einer Mitteilung der Polizei Unna heißt. Vielleicht dämmerte es der Polizei da schon, dass es dem Kind gar nicht um das Geld oder Schulfrei gegangen sein dürfte. Während der Ermittlungen haben sich laut der Mitteilung keine Anhaltspunkte ergeben, dass Schülern oder Lehrern in Gefahr gewesen seien.

Die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule hatte wohl selbst beschlossen, den Unterricht ausfallen zu lassen. Die Polizei hielt dies nicht für nötig. Am 30. Mai, zwei Tage nach der ersten Drohmail, stellte sie bei dem Jungen einen Computer sicher. Die Schulen in Schwerte konnten den Unterricht wieder aufnehmen.


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Die Polizei wertete den Rechner aus und vernahm den Jungen – die Ergebnisse bestärkten ihre anfängliche Vermutung, dass hinter der Bombendrohung keine verwirrten IS-Anhänger stecken dürften. "Wir hatten den Jungen schon länger im Verdacht und seinen Computer sowie sein Handy beschlagnahmt", sagte ein Polizeisprecherin am Dienstag. Am vergangenen Freitag habe er die Tat dann zugegeben.

Bitter für den Nachwuchs-Bombenleger: Die Polizei war wohl von Anfang an davon ausgegangen, dass es ihm mehr um Aufmerksamkeit ging als um eine ernsthafte Drohung. Wie die Polizei auf das mutmaßliche Tatmotiv kommt, wollte sie VICE auf Nachfrage nicht verraten. Ein Sprecher der Polizei Unna sagte, der Drohmailschreiber müsse wegen seines jungen Alters geschützt werden. Die Kollegen seien nach der Vernehmung des Jungen aber zu "einer gewisse Einschätzung" gekommen.

Strafrechtliche Konsequenzen drohen dem Schüler übrigens nicht. "Er ist noch ein Kind", so der Sprecher. Und in Deutschland ist man erst ab dem 14. Lebensjahr alt genug, um für strafbare Handlungen belangt werden zu können. Ob seine Eltern für die Mails haften müssen, ist unklar. Laut einem WDR-Bericht müsste ihnen dafür konkretes Fehlverhalten nachgewiesen werden.

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